Lokalsport

Der Speck ist weg

VfL-Mitglieder entscheiden morgen über die geänderte Planung für das Sportvereinszentrum

Sportlich, sportlich: Mit einer eleganten 90-Grad-Drehung und deutlich schlanker will das Vereinszentrum des VfL Kirchheim morgen Abend im zweiten Versuch die Latte überqueren. Dass es beim Mitglieder-Entscheid in der Stadthalle neben Applaus auch erneuten Ärger geben wird, gilt als sicher.

Der alte und der neue Standort für das Vereinszentrum des VfL am Stadion. Durch die Planänderung bleibt der „Wembley-Platz“ als
Der alte und der neue Standort für das Vereinszentrum des VfL am Stadion. Durch die Planänderung bleibt der „Wembley-Platz“ als Trainingsgelände der Fußballer erhalten. Das neue Gebäude wird zudem kleiner. Luftbild: Werner Freier

Kirchheim. Kleiner, billiger, anders – ob endlich auch baureif, das müssen die Mitglieder entscheiden, die morgen zum zweiten Mal über die Pläne für das neue Vereinszentrum des VfL Kirchheim am Stadion abstimmen werden. Kosten von etwas mehr als 600 000 Euro haben die Architekten dem ursprünglichen Entwurf abgetrotzt, Räume verkleinert, das Gebäude kompakter geformt. Statt den geplanten drei Stockwerken wird nun nur noch zweigeschossig gebaut. Das drückt die Gesamtkosten von bisher 4,3 auf 3,7 Millionen Euro.

Eine Art Schlüsselloch-OP mit minimalen Wunden und trotzdem eine Gratwanderung für Bauherr und Planer. Nichts fürchten beide Seiten mehr, als einen Verlust an Strahlkraft, der möglicherweise die künftige Rendite schmälert. Ein Grund, weshalb die Zahl möglicher Nutzer in der neuen Wirtschaftlichkeitsrechnung kräftig nach unten korrigiert wurde. Von bisher 2 000 auf jetzt nur noch 1 400. An der Spitze des Vereins mit seinen mehr als 4 000 Mitgliedern hält man diese Zahl für realistisch. Sportler sollen den Sparkurs ohnehin kaum zu spüren bekommen. Der Trainingsbereich blieb weitgehend unangetastet. Dafür wurden Büroräume verkleinert und eine geplante Praxis für Physiotherapie ersatzlos gestrichen.

Wichtigster Unterschied zur alten Planung, die im Dezember 2011 beschlossen, nach Widerständen aus den eigenen Reihen und der Stadtverwaltung aber wieder verworfen wurde, ist der Standort: Das neue Vereinsdomizil vollzieht einen 90-Grad-Schwenk und kommt damit statt auf dem sogenannten „Wembley-Platz“ – dem Filet-Stück der Fußball-Abteilung – an der Stelle der bestehenden Stadion-Gaststätte zum Stehen. So wollte es die Stadt, und so hat der Gemeinderat im Dezember vergangenen Jahres entschieden.

Die jetzt vorgeschlagene Lösung ist insgesamt zwar billiger, lädt dem Verein aber auch neue Kosten auf. Beim ursprünglich geplanten Grundstückstausch wäre die Stadt für den Abriss der Stadiongaststätte verantwortlich gewesen. Nun hat der Verein die Kosten für deren Beseitigung und für die Erstellung neuer Parkplätze selbst zu tragen. Kostenpunkt: rund 226 000 Euro.

Für das baufällige Stadiongebäude samt Kegelstube heißt das: Die Abrissbirne rückt früher als geplant an. Bisher ging man davon aus, dass der marode Altbau erst weichen muss, wenn das neue Gebäude bezugsfertig ist. Damit steht jetzt schon fest, wer die erbittertsten Gegner beim morgigen Votum sein werden: Die Kegel-Abteilung des VfL mit ihren 33 Mitgliedern kämpft mit Macht um den Erhalt ihrer Sportstätte. Ein Kampf gegen Windmühlen, denn der Erhalt der Kegelbahnen war zu keiner Zeit eine mögliche Option. Die Gegenargumente wiegen schwer. Mindestens 300 000 Euro an Mehrkosten hätte der Einbau wettkampftauglicher Bahnen im Keller des Neubaus gekostet. Zu viel für 300 Quadratmeter Fläche, die auch später nicht anderweitig nutzbar wäre, nachdem selbst Analysten in den Sportverbänden der Sportart eine düstere Zukunft prophezeien, meint VfL-Chefin Doris Imrich. Der Altersdurchschnitt in der Kegel-Abteilung liegt bei über 50 Jahren. Den Jugendbereich markiert derzeit ein einzelner 16-Jähriger.

Dass man in seiner Freizeit als Leuchtturm des demografischen Wandels seinem Sport nachgehen muss, raubt einem freilich nicht das Daseinsrecht. Deshalb gab es Gespräche über mögliche Alternativen. Eine läge droben auf dem Bühl in Unterlenningen. Bisher lehnen die Kirchheimer einen Umzug jedoch ab. Eine ausweglose Situation, die auch Doris Imrich bedauert. „Es kann aber nicht sein, dass wir uns als Gesamtverein aus diesem Grund nicht weiterentwickeln können“, schränkt sie ein. Die resolute Frontfrau, die seit mehr als fünf Jahren für das Vereinszentrum trommelt, ist dünnhäutiger geworden. Vieles von dem, was sie in der Vergangenheit an Anfeindungen ertragen musste, ging unter die Gürtellinie. Der Vorwurf, sie prügle das Millionen-Projekt ohne Rücksicht auf Flurschäden durch die Instanzen, trifft sie. „Ich bin diejenige, die nun mal vorne steht“, sagt sie. „Ich treffe keine Entscheidung alleine.“

So auch morgen nicht. Der Punkt „Beschlussfassung Sportvereinszentrum“ steht ganz hinten auf der Tagesordnung der ordentlichen Hauptversammlung, in der es auch um Neuwahlen geht (20 Uhr, kleiner Saal der Stadthalle). 98 von 160 Mitgliedern stimmten am 9. Dezember 2011 für den später gekippten Entwurf. Findet sich morgen Abend erneut eine Mehrheit unter den Anwesenden, könnte es diesmal schnell gehen. Vor der Sommerpause will sich der Gemeinderat, der schon im Dezember vorigen Jahres eine städtische Bürgschaft in Höhe von 800 000 Euro bewilligte, noch einmal mit dem Thema befassen. Geben die Banken grünes Licht, könnte bereits Ende des Jahres gebaut werden. Als Einzugstermin ist Frühjahr 2015 vorgesehen.