Lokalsport

Die Freitagsleiden der VfB-Fans

Neun Mal muss der VfB Stuttgart in dieser Bundesliga-Saison freitags ran – für organisierte Fans nicht nur beim heutigen Auswärtsspiel in Dortmund eine echte ­Herausforderung.

Tor zum 1:0 . Torschütze / Torschuetze Serdar Tasci (Stuttgart) trifft zum 1:0 ins Tor , rechts kommt Torwart Roman Weidenfeller
Tor zum 1:0 . Torschütze / Torschuetze Serdar Tasci (Stuttgart) trifft zum 1:0 ins Tor , rechts kommt Torwart Roman Weidenfeller (Dortmund) zu spaet .

Kirchheim. An Fisch zum Mittag mag sich der geneigte Schwabe freitags genauso wenig gewöhnen wie an die Tatsache, dass sein heiß geliebter VfB an diesem Tag auf Torejagd gehen muss. Allerdings sind die Roten in dieser Saison gleich neun Mal am fünften Tag der Woche in Aktion – so oft wie kein anderer Bundesligist.

Dass die für die Einteilung zuständige Deutsche Fußball Liga (DFL) die überdurchschnittliche Häufung damit begründet, dass man Rücksicht auf Mannschaften nehmen müsse, die unter der Woche in Champions und Europa League gefordert sind, können VfB-Anhänger nicht nachvollziehen. „Insgesamt ist das einfach ärgerlich, als Fan kann man dafür kein Verständnis haben“, grantelte der offizielle Fanbeauftragte Christian Schmidt bereits zu Saisonbeginn.

Eingefleischte Fans hält jedoch auch die unglückliche Terminkonstellation nicht davon ab, ihren VfB live im Stadion anzufeuern. So sind auch etliche Mitglieder von rot-weißen Fanclubs aus der Teckregion heute Abend dabei, wenn die Stuttgarter beim amtierenden Deutschen Meister in Dortmund gastieren.

Allein die „Schlierbacher Schwaben“, zu Saisonbeginn 2003/04 aus der Taufe gehoben und rund 15 Mitglieder stark, werden mit immerhin acht Unterstützern im Signal Iduna Park vertreten sein. Der Fanclub-Vorsitzende Jörn Feldsieper selbst kann allerdings nicht dabei sein. „Ich muss zu Hause die Stellung halten, weil meine Frau übers Wochenende nicht da ist“, sagt er, der die Vielzahl der Stuttgarter Freitagsspiele als „relativ unglückliche Situation“ beschreibt. „Vor allem Auswärtsspiele sind da nur mit großen Mühen möglich“, klagt Feldsieper. Auch die acht „Schlierbacher Schwaben“, die heute Abend live dabei sein werden, konnten den 450 Kilometer-Trip nach Dortmund nur antreten, nachdem sie einen Tag Urlaub genommen hatten.

Vor dem gleichen Problem standen auch die Mitglieder des Det­tinger Fanclubs „Rot-Weiß Leberkäs“. Und das nicht nur heute. „Wenn‘s nach Hoffenheim oder Freiburg geht, reicht es ja, früher Feierabend zu machen“, weist RWL-Vorstand Michael Hack auf die Freitagsproblematik hin, „aber bei Auswärtsspielen weiters weg wird‘s echt schwierig.“

Wie man aus der Not eine Tugend macht, haben die Leberkäsler, von denen es heute Abend nur drei nach Dortmund geschafft haben, dabei längst bewiesen: Seit zwei Jahren loben sie einen Pokal für das Mitglied aus, das am Ende einer Saison die meisten Kilometer zu Auswärtsspielen zurückgelegt hat. Rekordverdächtiger Sieger des Vorsaison war Freddy Appelt, der dem VfB stolze 6 000 Kilometer hinterherreiste – zupass kam ihm dabei nicht zuletzt die Stuttgarter Teilnahme an der Europa League mit Partien in Bratislava oder Lissabon. „Viele von uns verbinden das auch meistens mit einem verlängerten Wochenende in der jeweiligen Stadt“, sagt Michael Hack, der stolz darauf hinweist, dass es seit Gründung des mittlerweile 108 Mitglieder starken „Rot-Weiß Leberkäs“ kein Spiel gegeben habe, bei dem keiner aus dem Fanclub dabei gewesen sei.

Dass die Daheimgebliebenen die Spiele meist ausnahmslos vor dem Fernseher verfolgen, freut nicht zuletzt die Kneipenwirte, die sich einen Bezahl-Sender leisten. „Bei VfB-Spielen ist immer mehr los als sonst“, weiß beispielsweise Alexandra, die im „Wilden Mann“ in Kirchheim kellnert, „da sind wir bis auf den letzten Tisch besetzt.“