Lokalsport

Die Saison: Wunder, Wunden und vieles mehr

Die Landesliga ist ab sofort das Maximum: Seit vergangenen Samstag steht fest, dass es erstmals seit fast drei Jahrzehnten oberhalb dieses sportlichen Levels bis auf weiteres keinen Verein aus der Teckregion geben wird. Während beim Verbandsliga-Absteiger VfL Kirchheim die totale Tristesse einzukehren droht, sehen die Weilheimer Fußballer ihren verpassten Sprung in die Verbandsliga-Aufstiegsrelegation eher unverkrampft.

SF Dettingen (weiss) - TG Kirchheim (blau) Jubelnde TG
SF Dettingen (weiss) - TG Kirchheim (blau) Jubelnde TG

Kirchheim. Urlaub statt Löchgau. Die Weilheimer Kicker müssen nach der 2:5-Pleite in Heiningen zwangsweise auf das Duell gegen den Tabellenzweiten der Landesliga Staffel 1, den FV Löchgau, zum Auftakt der Relegation verzichten. Doch von Depression ist unter der Limburg keine Spur. Weilheims aktuell verletzter Angreifer Marcel Mettang zieht das Positive aus der Saison. „Sie war für unsere Verhältnisse überragend, deshalb schmerzt die Niederlage gegen Heiningen nicht ganz so stark“. Beim künftigen Weilheimer Landesliga-Konkurrenten VfL Kirchheim hat sich nun auch Mittelfeldspieler Marcel Helber definitiv verabschiedet. „Der Abstieg tut mir als langjährigen VfL-Spieler sehr weh, aber ich möchte weiter in der Verbandsliga spielen“, betonte der Kapitän. Dem Vernehmen nach zeigen Normannia Gmünd und der FC Frickenhausen Interesse an einer Verpflichtung. Die Verbandsliga-Ära der Kirchheimer Fußballer endete am Samstagabend mit einem Grillfest am Stadion. Trainer Ralf Rueff („Ich mache erst einmal Urlaub und schaue dann, was auf mich zukommt“) verabschiedete sich von einem Team, das alsbald in alle Winde zerstreut sein wird.

Wesentlich lustiger ging es bei der zeitgleichen Meisterschaftsfeier der SGEH am Hardt­waldstadion zu. Die Kicker hatten ein Zelt aufgebaut und die Bezirksliga-Rückkehr wurde zünftig gefeiert. „Es war ein langer Abend“, fasste SGEH-Trainer Pedro Pereira die Geschehnisse zusammen. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Länge der Party und der für einige Akteure fast direkt darauf folgenden 2:5-Pleite in Altdorf wollte der Coach nicht bestreiten. Allerdings hatten auch die Altdorfer Gegner kaum Gelegenheit zum Ruhen. Am Samstag hatte Kapitän Daniel Stückle Hochzeit gefeiert, und manch ein Akteur bewies laut TSVA-Pressewart Guido Cosentino bei den Feierlichkeiten Sitzfleisch.

Die SGEH ist bereits oben, die TG Kirchheim will auch noch auf den fahrenden Zug Richtung Bezirksliga aufspringen. Wie motiviert die Turngemeinde-Akteure für die Relegation sind, zeigte sich nach dem Schlusspfiff in Dettingen: Die Freude über die Vizemeisterschaft kannte keine Grenzen. „In Dettingen hat uns Keeper Enrico Lisera mit seinen tollen Reflexen im Rennen gehalten, nun gehen wir zuversichtlich in die kommenden Aufgaben“, sagte ein gut gelaunter TG-Pressewart Claus Stepan. Praktisch: Die TG hat in der ersten Runde Freilos und trifft somit in Runde zwei am kommenden Sonntag auf den Sieger der Begegnung VfB Reichenbach/Türk SV Ebersbach. Am 23. Juni käme es im Erfolgsfall zum Showdown mit dem Bezirksligateam des FV Vorwärts Faurndau. Die Filstaler halten sich bis zur Relegation unter anderem mit einem Freundschaftsspiel gegen die SGEH fit. Am kommenden Sonntag kommt es im Rahmen der SGEH-Sportwoche zum Freundschaftsspiel der beiden Mannschaften im Hardtwaldstadion.

Wenn Unterlenningens Vereinsboss Marc Schmohl von seinen Fußballern spricht, kommt er ins Schwärmen. „Das Wunder vom Bühl“, nennt der Funktionär gut gelaunt die Punktejagd seines Teams in der Kreisliga A-Rückrunde. Mit fünf Zählern nach der Hinrunde fast schon abgestiegen, holte der TVU in der Rückrunde 28 Punkte. Der Dank richtet sich nicht nur an das Team, sondern auch an das Sohn/Vater-Trainerduo. „Timo Reinhofer und Erhard Reinhofer haben tolle Arbeit geleistet und uns bereits zugesichert, dass sie auch in der kommenden Saison an Bord bleiben“, unterstrich Schmohl. Lob für den Trainer auch beim Kreisliga B-Meister TV Neidlingen. Zwar hört Meistermacher Robert Bressmer aus beruflichen Gründen auf, doch beim TVN genießt der scheidenden Coach große Wertschätzung. „Robert kann jederzeit bei uns vorbeischauen, er ist ein gern gesehener Gast“, sagte TVN-Abteilungsleiter Marlon Lamour, „ungeschlagen den Titel zu holen, schaffen nicht viele Trainer.“

Der TSV Oberlenningen könnte zwar per Relegation den Aufstieg in die Kreisliga A schaffen, doch vom jetzigen Team werden nur wenige Akteure übrig bleiben (wir berichteten). Beim gestrigen 5:2 des TSVO in Dettingen musste sogar Routinier Rainer Ziegelin (45) ran. „Ich war der einzige Auswechselspieler, das zeigt unsere Personalnot.“ Am kommenden Mittwoch steht das erste Relegationsspiel an. Gegner in Grafenberg ist der B4-Vizemeister TSV Neuenhaus. „Es wäre eine Sensation, wenn wir den Aufstieg erreichen“, sagt Ziegelin. Große Hoffnungen setzen die Oberlenninger auf ihren Toptorjäger Alen Grosic, der sich mit 55 Saisontreffern an die Spitze der B6-Torjägerliste aller Zeiten setzte.

Mit einer Kuriosität endete die Bezirksliga-Zeit des AC Catania Kirchheim. Bei der 4:5-Niederlage in Donzdorf fiel der zwischenzeitliche 2:2-Ausgleichstreffer für den FCD auf wahrhaft außergewöhnliche Weise. Ein sprintstarker Donzdorfer tauchte kurz vor dem Halbzeitpfiff alleine vor Catania-Torwart Andreas Theodorou auf. Der Kirchheimer brachte den Angreifer ins Straucheln, konnte sich aber auf den Beinen halten und hatte freie Bahn zum leeren Tor. Unglücklicherweise hatte Schiedsrichterin Sibylle Schiele etwas voreilig abgepfiffen, so den Vorteil genommen. Und dann folgte der unglaubliche Deal: Beide Teams einigten sich darauf, den Ball beim folgenden Freistoß der Donzdorfer ohne gegnerischen Kontakt ins Tor rollen zu lassen. Gesagt, getan - eine Geschichte wahlweise zum Schmunzeln oder Stirnrunzeln am Saisonende.