Lokalsport

Ein Debüt zur Unzeit

Michael Mai trifft morgen seinen Musterschüler Richie Williams wieder

Zehnter gegen Neunter – Das klingt nach Chancengleichheit im Duell zweier Basketballteams aus dem Tabellen-Mittelfeld. Doch BBL-Absteiger ­Vechta, morgiger Heimgegner der Kirchheimer in der Pro A, will nach oben – und das ­möglichst schnell.

Schlechte Erinnerungen: 2012 führte Richie Williams (Mitte, bedrängt von Chris Alexander und Cedric Brooks) Vechta zum 106:95-Si
Schlechte Erinnerungen: 2012 führte Richie Williams (Mitte, bedrängt von Chris Alexander und Cedric Brooks) Vechta zum 106:95-Sieg in Kirchheim. Foto: Genio Silviani

Kirchheim. Nachbarschaft verbindet. Das mag im wahren Leben mitunter so sein. In der aktuellen Tabelle der Pro A vermittelt Nähe schon mal ein schiefes Bild. Die Kirchheimer sind nach dem erfolgreichen Kraftakt vergangenen Samstag gegen Baunach wieder im Soll, während die einen Platz besser postierten Vechtaner weit hinter ihrem Anspruch herhinken. Der heißt erste Liga, weshalb die Niedersachsen vor Saisonbeginn neben Würzburg auch als einer der Aufstiegskandidaten gehandelt wurden.

Erstklassige Auftritten gab es seitdem allerdings wenige. Headcoach Stephen Arigbabu ist noch immer auf der Suche nach der Idealformation. Zu viele Köche verderben bekanntlich den Brei. Nachdem die beiden Stars Ahmad Smith und Chase Griffin im Spielaufbau nicht harmonierten, musste Smith bereits im Oktober gehen. Für ihn kam Derek Wright, der mit 13,9 Punkten und 4,8 Assists im Schnitt bisher eine solide Saison spielt. Gegen Jahresende schien sich die Mannschaft nach vier Siegen in Serie gefunden zu haben. Doch im Stile eines Meisters trat der BBL-Aufsteiger von 2013 selten auf. Jüngster Ausrutscher: Vor zwei Wochen verlor das Rasta-Team überraschend auch das Rückspiel beim Tabellenschlusslicht in Cuxhaven.

Die Konsequenz daraus: Vechta rüstet weiter auf und sorgte am vergangenen Wochenende mit einer spektakulären Rückholaktion für Schlagzeilen. Mit Richie Williams ist der Aufstiegsheld der Saison 2012/13 zurück im Oldenburger Land. Der 27-jährige Pointguard wurde damals zum besten Spieler der Pro A gekürt und wechselte nach dem Wiederabstieg Vechtas ein Jahr später zu den Skyliners nach Frankfurt. Ein Mann, der in der Lage ist, die zweite Liga aufzumischen. Das weiß keiner besser als Kirchheims Coach Michael Mai. Er holte den Kalifornier 2011 vom College erstmals nach Deutschland, wurde mit ihm in Hannover Pro-B-Meister und war nicht nur sein Trainer, sondern auch ein Freund und Förderer. „Ich hätte Richie lieber in Straßenklamotten wiedergetroffen als ausgerechnet am Samstag im Vechta-Trikot“, sagt Mai. Mit dem 1,78 Meter großen Wirbelwind bekommt der Rasta-Kader noch mehr Qualität und Tiefe als dies ohnehin schon der Fall ist. Derek Wright, ­Chase Griffin und Richie Williams stellen den wohl stärksten Backcourt der gesamten Liga. Dazu kommt mit dem erst 22-jährigen Forward Vincent Bailey der viertbeste Scorer der Saison.

Was Michael Mai bleibt, ist, darauf zu hoffen, dass sein Team mit ähnlichem Einsatz zu Werke geht wie zuletzt beim Sieg gegen Baunach. An die eigene Grenze gehen, das ist angesichts des nach wie vor dünnen Kaders das einzig Erfolg versprechende Mittel. Für morgen ist immerhin leichte Besserung in Sicht. Enosch Wolf – am Samstag nach frühen Foulproblemen nur Ersatzkraft – ist wieder im Vollbesitz seiner Kräfte, und auch Julian Sensley ist seit gestern Mittag zurück aus Hawaii. Das Comeback von Jordan Wild, der seit drei Wochen an einer hartnäckigen Entzündung im Mittelfuß laboriert, ist dagegen erneut verschoben. „Es wird besser, aber er ist noch immer nicht schmerzfrei“, sagt sein Trainer.

Spätestens im nächsten Heimspiel in zwei Wochen rechnet Michael Mai mit einem Team in Sollstärke. Gerade rechtzeitig zum Beginn der entscheidenden Saisonphase im Februar. Dann geht es mit Paderborn, Leverkusen und Chemnitz gegen drei Gegner, die man sich nach hinten vom Leib halten will. Ein Sieg morgen gegen Vechta wären zwei Bonuspunkte, die gleichzeitig die ersten wären im Duell mit den Niedersachsen. In drei Begegnungen bisher gingen die Knights dreimal als klarer Verlierer vom Parkett. Doch wie immer im Basketball gilt: Jede Serie hat irgendwann ein Ende.