Lokalsport

Ein Handball-Dinner für Gourmets

Benefizabend Das Allstarteam der deutschen Nationalmannschaft ist im Juli zu Gast in Lenningen. Weltmeister und Welthandballer spielen für einen guten Zweck. Von Bernd Köble

Christian Schwarzer (links) im Gespräch mit Moderator Karlheinz Beck. Beim Jubiläum der SG im vergangenen Sommer entstand die Id
Christian Schwarzer (links) im Gespräch mit Moderator Karlheinz Beck. Beim Jubiläum der SG im vergangenen Sommer entstand die Idee für einen Benefiz-Auftritt des Handball-Allstarteams in Lenningen. Foto: Markus Brändli

Es gibt Orte auf der Handballkarte, die haben ruhmreiche Mannschaften hervorgebracht, und solche, die man trotzdem kennt. Dass einige der besten Ballwerfer der Welt mit dem Namen Lenningen etwas anzufangen wissen, ist vor allem einem Mann zu verdanken: Wenn Jürgen Lehmann über Handball redet, dann ist auffallend häufig von der „Familie“ die Rede. Von den Besten ihres Fachs, ehrenamtlichen Helfern im Verein und den Fans an der Basis. Ein symbiotisches System, das Leidenschaft hervorbringt. Eine Blutsverwandschaft, die der Vollblut-Handballer und Werbe-Profi Lehmann seit Jahrzehnten überzeugend bewirbt. So überzeugend, dass ihm regelmäßig Weltmeister und Champions-League-Teilnehmer ins abgelegene Lenninger Tal folgen.

So wie im vergangenen Sommer, als die SG Lenningen ihr 25-jähriges Bestehen mit ehemaligen und aktuellen Stars der Branche feierte. Einer der Gesprächsgäste im Festzelt war Christian Schwarzer. Der Weltmeister von 2007 hat in mehr als 300 Länderspielen nicht nur fast tausend Tore für die DHB-Auswahl erzielt, er war einer der Initiatoren, als es darum ging, ein Handball-Allstarteam ins Leben zu rufen. Ein paar wenige Spiele im Jahr, mehr wollen sich die Stars von einst nicht mehr zumuten. Einzige Bedingung: Der Erlös aus Eintrittsgeldern und Spenden fließt einem guten Zweck zu. Die Stars spielen für lau. Soll heißen: nur gegen Übernahme von Kost und Logis. Schwarzer spielte in Lenningen spontan den Ball, und Lehmann fing ihn sicher.

Damit erleben die Wielandstein-Gemeinde und die Handballfans in der Region am 7. und 8. Juli das nächste Stelldichein der Großen ihrer Zunft. Unter anderem dabei: Die Welthandballer Daniel Stephan und Henning Fritz, Stefan Kretzschmar, Markus Baur und Pascal Hens, der bis dahin seine aktive Laufbahn beim schwäbischen Erstligisten HBW Balingen-Weilstetten endgültig beendet haben wird, „Hexer“ Andreas Thiel und natürlich Heiner Brand, der Trainer der Weltmeistermannschaft von 2007.

Während nebenan im Festzelt wieder interessante Gesprächspartner Rede und Antwort stehen werden, gibt es in der Lenninger Halle Handballsport für Feinschmecker. Am Samstagabend sollen Routine und brillante Technik auf Tempo und Athletik treffen. Das Allstarteam misst sich mit dem Württemberg-Ligisten aus Wolfschlugen. Zuvor stehen sich die Bezirksliga-Männer des Gastgebers SG Lenningen und der Nachbar aus der Landesliga, der TSV Grabenstetten, gegenüber. Der Freitag dagegen wird zum reinen Frauentag: Nach dem Lokalduell zwischen Lenningen und den Landesliga-Handballerinnen des TB Neuffen stehen sich Zweitligist TG Nürtingen und die vielleicht künftigen deutschen Meisterinnen des TuS Metzingen mit der Handballerin des Jahres, Anna Loerper, gegenüber. „Beim Vereinsjubiläum vor einem Jahr sind die Frauen etwas zu kurz gekommen“, findet Jürgen Lehmann. Mehr gibt es nicht zu sagen. Außer vielleicht: Termin unbedingt vormerken.

Lust und Frust in Lenningen​

Lenningen ist für die DHB-Handballer längst kein unbekanntes Pflaster mehr. Vor 19 Jahren, vom 19. bis 26. Juli 1998, war die DHB-Auswahl unter ihrem damaligen Trainer Heiner Brand, Sportdirektor Arno Ehret und Co-Trainer Bob Hanning eine ganze Woche lang im Trainingslager im Lenninger Tal. Gespielt wurde in der Lenninger Halle, logiert im Otto-Hoffmeister-Haus droben in Schopfloch. Ein Tennis-Turnier auf der Anlage in Owen gehörte damals ebenso zum Programm wie ein Golf-Abstecher nach Bad Überkingen auf Einladung von VfB-Legende Karl Allgöwer, der seine Fußballkarriere zu dieser Zeit schon längst beendet hatte.

Seitdem sind sie immer wieder gerne zurückgekehrt. Obwohl Handballprofis während ihrer Karriere viel erleben, sind etliche Anekdoten geblieben. Stefan Kretzschmar, einst bester Linksaußen der Welt, erinnert sich daran, wie er beim Bergzeitfahren mit dem Rad auf der alten Oberlenninger Steige das Sportgerät wutentbrannt den Abhang hinunterschleuderte oder auf Besichtigungstour im Möckschen Steinbruch in einer riesigen Baggerschaufel überm Felsrand schwebte. bk