Lokalsport

„Eine Kreditverweigerung eröffnet auch neue Chancen

Er weiß, wie beide Seiten ­ticken: Dieter Helber war vom Start weg einer der energischsten Kritiker des Finanzierungskonzeptes für das neue Vereinszentrum. Wir wollten vom langjährigen Banken-Vorstandsmitglied und VfL-Abteilungs­leiter wissen, warum Bauherr und Geldgeber nicht zueinander finden.

Herr Helber, Sie haben die Finanzierbarkeit des neuen Vereinszentrums von Beginn an in Zweifel gezogen. Sehen Sie sich jetzt in Ihrer Meinung bestätigt?

Helber: Darum geht es nicht. Mir liegt der Verein, dem ich seit 53 Jahren angehöre sehr am Herzen. Mir liegt es auch fern, nachzutreten. Ich war nie gegen ein Vereinszentrum. Mir ging es immer darum, davor zu warnen, dass sich der Verein, statt für die Zukunft zu rüsten, sich diese durch hohe finanzielle Risiken verbaut.

Wurden in der Herangehensweise an das Projekt aus Ihrer Sicht Fehler gemacht, und wenn ja, welche?

Helber: Ich war nicht bei den Beratungen dabei, aber schon die Voraussetzungen waren schlecht. Für mich sind zwei Dinge entscheidend: Der Verein verfügt über keinerlei Eigenkapital und es gibt berechtigte Zweifel an seiner Ertragskraft. Deshalb ist es dem VfL in der Vergangenheit ja nie gelungen, irgendwelche Rücklagen zu bilden. Ob die Ertragskraft künftig ausreicht, um die zu erwartenden Fixkosten zu decken, darf man zumindest anzweifeln.

Dafür gibt es bekanntlich eine Wirtschaftlichkeitsanalyse, die genau das versucht, zu entkräften. Um die geht es im Gespräch mit den Banken derzeit aber gar nicht, sondern allein um die Risikoabsicherung, was die Baukosten betrifft.

Helber: Und da gibt es eine Sicherheitenlücke, die nach derzeitigem Stand 600 000 Euro betragen soll. Ohne die Position des Bankenkonsortiums zu kennen, nach meiner Einschätzung kann man so ein Objekt höchstens zu einem Drittel der Bausumme beleihen. Wenn ich als privater Bauherr kein Eigenkapital vorweisen kann, dann kann ich nicht bauen. Es sei denn, ich kann ein überdurchschnittlich hohes und gesichertes Einkommen vorweisen.

Gibt es aus Ihrer Sicht dann überhaupt noch Verhandlungsspielraum oder ist das Projekt schon jetzt gestorben?

Helber: Wenn der Verein keine zusätzlichen Sicherheiten erbringen kann, dann wird das Ganze erledigt sein. Theoretisch könnte jedes Mitglied 150 Euro Sonderumlage bezahlen. Bei 4 000 Mitgliedern wäre die Deckungslücke damit geschlossen.  Die Frage ist doch, ob sich der VfL was Gutes täte. Mit einer Vollfinanzierung betritt man immer eine gefährliche Zone.

Es gab auch deutliche Kritik an den Banken, die sich für ihr Urteil viel Zeit ließen. Sind die Geldhäuser trotz guter Liquidität und Niedrigzins bei der Risikobewertung generell vorsichtiger geworden?

Helber: Dass die Banken schuld daran sein sollen, dass sich das Projekt so lange hingezogen hat, kann ich mir nicht vorstellen. Es ist immer einfach, den Schwarzen Peter den Banken zuzuschieben. Wenn alle Unterlagen vollständig und fristgerecht auf dem Tisch liegen, brauche ich nicht so lange, um zu einer Entscheidung zu kommen. Ich bin bei den Gesprächen nicht dabei gewesen, gehe aber davon aus, dass es andere Dinge waren, an denen es hakte. Es gibt in diesem Bankenbereich, von dem wir hier reden und der überwiegend den Mittelstand bedient, derzeit keinerlei Kreditklemme. Alle drei beteiligten Häuser mussten ein Interesse haben, das hinzukriegen. Ansonsten hätten sie das Konsortium ja nicht geschlossen. Ich bin der Meinung, wenn man es nicht hinkriegt, eröffnet eine Kreditverweigerung auch neue Chancen.

Die da wären?

Helber: Chancen, kreative Kräfte freizusetzen, andere Wege zu gehen.

Was wäre denn ein anderer Weg?

helber: Ich wiederhole mich, wenn ich als Bauherr nicht die Mittel zum Bauen habe, dann muss ich eben etwas mieten. Was im Privaten gilt, gilt sinngemäß auch für den Verein. Auch eine Kooperation mit gewerblichen Anbietern wäre denkbar. Wie Sie selbst schon im Dezember vor zwei Jahren geschrieben haben, gab es nie einen Plan B. Genau den vermisse ich.

Mit der Mietvariante wäre die Idee eines zusammenhängenden Sportparks aus einem Guss wohl vorerst gestorben.

helber: Für eine schnelle Lösung steht dieses Modell sicher nicht. Aber die Stadt will irgendwann ein Hallenbad bauen. Warum baut man kein Sportzentrum insgesamt und nimmt den Verein dort als Mieter auf? Der jetzt geplante Standort beim Freibad würde doch passen. Natürlich kann es nicht Aufgabe der Stadt sein, Mieträume zu erstellen. Nachdem sich unsere Oberbürgermeisterin erfreulicherweise sehr stark macht für den VfL, wäre das aber doch zumindest eine Überlegung wert.

 

Dieter Helber (67) ist seit 53 Jahren Mitglied im VfL Kirchheim. Dort stand er zehn Jahre lang an der Spitze der Leichtathletikabteilung. Bis zu seinem Ruhestand war er 46 Jahre lang für Genossenschaftsbanken tätig, davon 15 Jahre als Vorstandsmitglied bei der Volksbank in Kirchheim.