Kirchheim. A 8, A 5, A 3 – dass man über diese drei Autobahnen auf dem schnellsten Weg von Kirchheim nach Bergisch Gladbach kommt, hat auch Matthias Pohl bereits herausgefunden. Statt sich, wie vor Saisonbeginn befürchtet, um den Verbleib in der 3. Bundesliga zu sorgen, muss sich der Teamchef der Kirchheimer Turner unverhofft mit dem 400-Kilometer-Trip nach Nordrhein-Westfalen befassen. Dort findet am 13. Dezember das Aufstiegsfinale zur 2. Bundesliga statt, das die VfL-Turner nach ihrem furiosen Saisonstart als neues Ziel ausgegeben haben. Nach drei mehr oder weniger überraschenden Siegen liegen die Teckstädter auf Tabellenplatz zwei, der gleichbedeutend mit dem Ticket nach Bergisch Gladbach ist. „So langsam müssen wir uns darüber wirklich Gedanken machen“, so Pohl, „wenn wir uns qualifizieren, fahren wir auch hin.“
Die Rechnung hinter den Reiseplänen ist simpel: Nach der einkalkulierten Niederlage morgen bei Topteam TG Allgäu (Pohl: „Es wäre vermessen zu sagen, dass wir da gewinnen“) soll in den letzten drei Saisonwettkämpfen der zweite Platz gesichert werden. Knackpunkt dürfte nach Pohls Einschätzung der Heimkampf am Samstag in einer Woche sein, wenn das TT Kieselbronn/Iffezheim in der Raunersporthalle erscheint. Die Badener liegen aktuell zwar nur auf Platz sechs der acht Teams starken Liga, haben die dafür verantwortlichen beiden Niederlagen allerdings auch gegen die vermeintlich stärksten Gegner, TG Allgäu und KTV Ries, kassiert. „Kieselbronn ist stark“, weiß auch Matthias Pohl.
Dass sein Team just gegen Ex-Erstligist Ries vor zwei Wochen vom Ab- zum Aufstiegskandidaten mutierte, hat einen guten Grund. „Wir turnen einfache, aber sichere Übungen“, verrät der VfL-Übungsleiter das Erfolgsgeheimnis. Risikofreudigeren Teams wie Ries unterlaufen mehr Stürze, die sich im Ergebnis niederschlagen. Pohl bringt‘s auf einen einfachen Nenner: „Die anderen verturnen viel, wir verturnen wenig.“
Taktisch auf Nummer sicher zu gehen, zahlt sich nicht nur im Gesamtresultat aus. Kaum zufällig sind mit Marcus Bay, Simon Paul und Julian Hausch gleich drei VfL-Turner unter den besten zehn Scorern der gesamten Liga – so erfreulich, so gefährlich: Sollte nur einer drei Kirchheimer Sechskämpfer verletzungsbedingt ausfallen, könnte das Unternehmen Aufstiegsfinale ernsthaft in Gefahr geraten. „Wir haben eine geringe Dichte im Kader, solch ein Ausfall wäre nur schwer zu kompensieren“, weiß Pohl.
Bleiben Bay, Paul und Hausch jedoch von Blessuren verschont, scheint nicht nur der zweite Platz gebongt, sondern auch eine Minimalchance auf den ganz großen Coup gewahrt. Die Hoffnungen auf einen Erfolg beim Aufstiegsfinale im Dezember ruhen dabei auch auf den Schultern von Fabian Geyer. Das Berkheimer Nachwuchstalent vom Kunstturnforum Stuttgart war zuletzt verletzt, hatte 2013 allerdings Länderkampferfahrung im U18-Nationalteam gesammelt. „Wenn er in Bergisch Gladbach dabei ist und der Gegner schwächelt, ist vielleicht was möglich“, orakelt Matthias Pohl. Gegner im Aufstiegsfinale wäre der Erstplatzierte der 3. Bundesliga Nord. Dort haben sich nach drei Wettkämpfen das TZ Bochum-Witten und das NTT Vinnhorst mit jeweils drei Siegen von der Konkurrenz abgesetzt.