Lokalsport

Es muss nicht immer NBA sein

Basketball Knights-Spielmacher Charles Barton hat für einen Profisportler einen ungewöhnlichen Traum: Er zeichnet japanische Comics und wäre gerne ein erfolgreicher „Manga“-Autor. Von Bernd Köble

Nach nervenaufreibenden Basketballspielen findet Charles Barton zu Hause Entspannung beim Zeichnen.Foto: Carsten Riedl
Nach nervenaufreibenden Basketballspielen findet Charles Barton zu Hause Entspannung beim Zeichnen.Foto: Carsten Riedl

Ideen, Kreativität und einen langen Atem. Charles Barton hat von all dem reichlich. Das macht den 25-Jährigen im Trikot der Knights zum derzeit erfolgreichsten Spielmacher in der zweiten Basketball-Bundesliga. Weil Barton ein Mann ist, für den der Horizont nicht am Spielfeldrand endet, hat sein Talent Facetten, die nicht jeder kennt. Barton zeichnet. Seine Leidenschaft: Mangas. Die japanischen Comics begleiten ihn seit seiner Kindheit. Epische Geschichten, die von fiktiven Superhelden und Fantasiewelten handeln, vom Kampf des Guten gegen das Böse.

Extreme Charakteren, Gefechtsstrategien, das alles findet sich auch auf dem Parkett in der Halle wieder. Und irgendwie ist auch Basketball so etwas wie eine Fantasiewelt. „Ich liebe diesen Sport“, sagt Charles Barton. „Aber in der Welt gibt es wichtigere Dinge und ernstere Themen.“ Sich ihnen zeichnerisch zu nähern, ist für ihn Leidenschaft und Hobby. Wenn er heimkommt und die Tür hinter schließt, findet er dabei Entspannung und wie er sagt auch zu sich selbst. Fokussiert sein, zur Ruhe kommen. Nach dem Training oder nach nervenaufreibenden Spielen ist Zeichnen sein Kontrastprogramm.

Ein Bett, ein kleiner Tisch, ein Sessel - auf den wenigen Quadratmetern seiner Kirchheimer Wohnung sammeln sich Skizzen. Viele davon bleiben grobe Entwürfe. Fragmente von Geschichten, für die er die Zeit nicht findet, um sie kontinuierlich weiterzuentwickeln. Geschichten, die im Kopf entstehen. Inspiriert durch den Alltag, verwandelt in eine Bildsprache, die mal naiv und mal martialisch erscheint. Mangas spannen einen weiten Bogen. Wenn er seine Basketball-Karriere irgendwann beenden wird, will er sich die Zeit und Muse nehmen, die Kreativität erfordert. Er hat virtuelle Medien studiert während seiner Jahre in den USA. Ihn interessiert Geschichte und er ist ein guter Beobachter. Als Manga-Autor eines Tages erfolgreich zu sein, ist ein Traum. Ungewöhnlich für einen talentierten College-Basketballer, die letztlich alle ein Wunschziel eint: eine Karriere in der NBA. „Für mich stand das immer auf einer Ebene“, sagt Barton.

Für die NBA-Karriere ist es längst zu spät. Doch auch mit Mangas lässt sich viel Geld verdienen. Die japanischen Bildgeschichten, deren Ursprung Kulturwissenschaftler bis ins 8. Jahrhundert zurück datieren, haben nicht nur in Japan eine gewaltige Fangemeinde. Vom erfolgreichsten Band, der 2009 auf den Markt kam und noch immer nicht abgeschlossen ist, wurden bis heute 273 Millionen Exemplare verkauft. Die erfolgreichsten Serien landen als sogenannte Anime im Kino und dienen als Vorlage für Hersteller von Spielzeug und Video-Games. Die Autoren sind Stars in der Szene.

Während Charles Barton erzählt, verdichten sich feine Bleistiftstriche unter seinen Fingern zu dunklen Schatten. Teure Zeichenutensilien braucht er nicht. Ein gewöhnlicher Grafitstift genügt. Die Begeisterung fürs Zeichnen, so meint er, hat er von seinem Vater geerbt. Charles Barton Senior war nicht nur ein Leben lang als Basketballtrainer erfolgreich. Er malt. Motive aus dem Sport und anders als sein Sohn in Farbe. Im Elternhaus in Schweden, erzählt Kirchheims Pointguard, hängen einige davon an der Wand. Sein Favorit: eine Kampfszene Muhammad Alis, dem größten Boxer aller Zeiten.