Lokalsport

Genial einfach: Die Mannschaftskasse online

Gemeinsam gewinnen, gemeinsam verlieren – den Teamgedanken können Fußballer dank Kai Hörsting, Nicolo Incorvaia und Michael Schreiner ab sofort um das gemeinsame Verwalten der Mannschaftskasse erweitern. Mit dem von den drei Amateurkickern gegründeten Online-Startup ­„Teamwallet“ soll der fürs Geldeintreiben zuständige Kassenwart entlastet werden. Sogar Bundesligaprofis zeigen bereits Interesse.

Genial einfach: Die Mannschaftskasse online
Genial einfach: Die Mannschaftskasse online

Kirchheim. Stutzen in der Kabine vergessen, im Training getunnelt worden, Rote Karte im Spiel kassiert – von der Bundes- bis zur Kreisliga regeln Fußballer derartige Dinge meist per teaminternem Strafenkatalog. Sofern sich jemand für den Job des Kassenwarts finden lässt, den Kai Hörsting, Nicolo Incorvaia und Michael Schreiner jedoch immer als undankbar empfanden, wenn sie ihn in ihren jeweiligen Vereinen machen mussten.

Per Strichliste die verschiedensten Vergehen zu dokumentieren, die Sünder zur Kasse zu bitten und dabei den Überblick nicht zu verlieren – eine ungeliebte Fleißarbeit. „Da hast du auf gut Deutsch gesagt die Arschkarte gezogen“, weiß Hörsting, der jahrelang beim TSV Weilheim der Mann fürs Monetäre war und nun bei seinem neuen Klub VfL Kirchheim den Geldeintreiber gibt.

Seine Erfahrung und die seiner beiden Mitstreiter: „Die Organisation, Dokumentation und Verwaltung von Zahlungen ist und bleibt ätzend.“ Zumal neben Strafgeldern auch noch weitere Beträge eingefordert werden müssen, wie bei gemeinsamen Anschaffungen oder Teamessen. „Neulich hatten wir beim VfL für alle Pizza bestellt. Hinterher 18 Leuten jeweils wegen drei Euro nachzurennen, wäre viel zu zeit- und nervraubend“, so Hörsting.

Wie gut, dass er seine blauen Kollegen per „Teamwallet“ zur Zahlung auffordern konnte. So nämlich heißt die von ihm, Incorvaia und Schreiner gegründete Online-Mannschaftskasse, die seit Mitte Oktober unter www.teamwallet.com erreichbar ist. Hier können Vereine ein Profil für ihre Spieler anlegen und interne Zahlungen regeln. Neben dem Kassenwart bekommen alle Teammitglieder einen schnellen Überblick über den Kontostand. Der Vorteil gegenüber ähnlich konzipierten Angeboten: Bei Teamwallet besteht die Möglichkeit, nach Erhalt einer Aufforderung via E-Mail zur direkten Online-Bezahlung. „Das gibt es sonst nirgends“, sagt Michael Schreiner nicht ohne Stolz.

Vom Alleinstellungsmerkmal ihres Startups versprechen sich die drei, die eine Wohngemeinschaft in Kirchheim bilden und rund eineinhalb Jahre an der Idee tüftelten, rege Nachfrage. Die ersten Reaktion sind schon mal vielversprechend. Immerhin haben sich bereits vor dem geplanten Launch der Seite im April, wenn neben groß angelegten Marketing-Aktionen auch ein Erklärvideo, eine App und eine eigene Kreditkarte am Start sein sollen, bereits 50 Vereine bei Teamwallet angemeldet – nur infolge von Mund-zu-Mund-Propaganda und vereinzelter Facebook-Posts. „Da es auf die Bedürfnisse von Mannschaften zugeschnitten ist, treffen wir damit offenbar einen Nerv“, glaubt Michael Schreiner.

Selbst im fernen Niedersachsen hat man Wind von der pfiffigen Schwaben-Idee bekommen: Dank privater Kontakte hatte Kai Hörsting im Herbst die Möglichkeit, den Bundesligaprofis von Hannover 96 ­Teamwallet schmackhaft zu machen. „Die waren sehr angetan. Mal schauen, was draus wird“, grinst er.

Das Trio weiß: Haben sie erstmal den Fuß in der richtigen Tür, könnte ihr Projekt durchschlagenden Erfolg haben. Eines Tages von den Erträgen leben zu können, ist aller drei größter Traum. Kein Wunder also, dass sich die Startup-Unternehmer viel von der Verbindung zum Fußballsoftwareanbieter „easy2coach“ versprechen, über dessen Homepage sie Zugang zu über 30 000 Trainern und deren Mannschaften haben. „Wir wollen uns mit Teamwallet im Idealfall europaweit aufstellen“, sagt Nicolo Incorvaia.

Die Champions League vor Augen, die Kreisliga im Sinn: Den größten Mehrwert für Amateurvereine sieht das Trio in der durch Team­wallet geschaffenen Transparenz. „Man kann den Überblick nicht verlieren“, sagt Kai Hörsting. Da alle Teammitglieder ausstehende Verbindlichkeiten genauso einsehen können wie bereits erfolgte Transaktionen, entstünde eine gewisse Gruppendynamik in Sachen Zahlungsmoral. „Keiner will als derjenige gelten, der die Mannschaft im Stich lässt“, weiß Michael Schreiner.

Das gilt ebenso für die Mitglieder des Torklubs, der ebenfalls über ­Teamwallet verwaltet werden kann. Jeder Fan unterstützt den Verein mit einer Spende pro erzieltem Treffer. „Einfacher kann man Geld nicht generieren, da jeder Kreisligist 30 bis 40 Leute hat, die da mitmachen“, glaubt Hörsting, für den der Vorteil auch hier auf der Hand liegt: „Als Kassenwart musst du den Beträgen nicht mehr hinterrennen, sondern kannst das bequem online regeln.“