Lokalsport

Glühwein und Sonnenbrand

Inline-DM: Neidlingerin Ann-Kathrin Stolz holt im Heimrennen den Titel

Es war das Wochenende der krassen Gegensätze in Unterlenningen. Samstag: „Land unter“, kalte Füße, Glühwein und nur rund 200 hartgesottene Zuschauer. Sonntag: Sonne, angenehme 20 Grad und rund 1 200 Fans. Das Fazit der Deutschen Meisterschaft im Inline Alpine fällt trotz der Wetterkapriolen durch und durch positiv aus – sowohl beim Veranstalter TV Unterlenningen, als auch bei den Teilnehmern.

Deutsche Meisterschaft, Strecke von Oben
Deutsche Meisterschaft, Strecke von Oben

Lenningen. Während sich am Samstag auf der gesperrten Hochwangsteige die rund 120 Helfer den Kopf zerbrachen, wie sie am besten den Dauerregen überstehen, stand für die 140 Teilnehmer der Deutschen Meisterschaft im Riesenslalom nur eine Frage im Raum: welche Rollen sind heute die besten? Die weicheren Regenrollen oder die härteren? Eine, die ganz sicher die falsche Wahl getroffen hat, war Manuela Schmohl vom SC Unterensingen. „Im ersten Lauf hatte ich die falschen Rollen, da wünscht man sich nach den ersten Toren einen Boxen-Stopp“, erzählt die 24-Jährige, die auf der 780 Meter langen Strecke mehr als zwei Sekunden auf die Führende Ann Krystina Wanzke aus Neu-Ulm verlor. Dass es die Lokalmatadorin und amtierende Riesenslalom-Weltmeisterin drauf hat, zeigte sie dann im zweiten Durchgang. Mit dem richtigen „Untersatz“ nahm sie der Konkurrenz fast eineinhalb Sekunden ab. Für den Sieg reichte es trotzdem nicht ganz. Am Schluss wurde Manuela Schmohl in ihrer Paradedisziplin Zweite.

Am Sonntag bei Sonnenschein und Top-Bedingungen wollte sie es besser machen und zum DM-Titel im Slalom fahren. Das gelang ihr allerdings nur im ersten Durchgang. Auf der kürzeren Slalomstrecke kündigte sie für den zweiten Lauf eine Angriffsfahrt und „Volle Lotte“ an. Allerdings machten ihr dabei das zweite Inline-Ass aus der Region und die Vortagessiegerin einen Strich durch die Rechnung, sodass Schmohl nur Dritte wurde. Der Sieg ging diesmal gleich an zwei Konkurrentinnen.

Die heißen Ann-Kathrin und Ann Krystina, beide studieren sie Architektur und beide waren sie schneller – und zwar auf die Zehntelsekunde. Eine Reihe von Parallelen, die wie auch der Doppelsieg bei der Deutschen Slalom-Meisterschaft nicht ganz alltäglich ist. Wen wundert es da, dass die beiden auch noch Freundinnen sind. „Heute hat einfach alles gepasst“, strahlte Ann-Kathrin Stolz vom TV Neidlingen, die gleichzeitig die amtierende Slalom-Weltmeisterin ist. „Der Titel hat mir noch gefehlt, ich bin ja quasi schon im Ruhestand“, meinte die 21-Jährige und erzählte, dass es nicht ganz einfach ist, Studium und Training unter einen Hut zu bringen.

Nach Unterlenningen sei sie ganz ohne Ambitionen gekommen, denn einige ihrer DM-Auftritte standen unter keinem guten Stern. „2004 haben wir meinen Rollenkoffer zu Hause vergessen und bei der Deutschen Meisterschaft vor zwei Jahren hab ich mir einen Zahn ausgeschlagen“, schmunzelt die Frohnatur. All diese Geschichten seien jetzt aber vergessen. Und dann wird ihr Grinsen noch breiter, als im Ziel ein Mann auf sie zukommt und sie in den Arm nimmt. „Darf ich dir gratulieren?“, fragt er und lächelt verschmitzt. Es ist der 94-jährige Gottlob Burkhardt, den in Neidlingen aufgrund seines Berufes alle „Schmied-Gottlob“ nennen. „Er ist einer meiner treuesten Fans und war auch schon ganz früh heute Morgen an der Strecke. Er hat mir Glück gebracht“, sagt Ann-Kathrin Stolz und freut sich.

Während im Ziel und im bunten Fahrerlager oberhalb der Rennstrecke die Aktiven schon das eine oder andere „Schwätzchen“ hielten, mussten die jüngsten Inlineskater noch weiter schwitzen. Nach der Deutschen Meisterschaft ging für die Fünf- bis Zwölfjährigen noch der zweite Lauf des Ba-Wü Cups über die Bühne. Nach rund zwölf ganz unterschiedlichen Rennstunden konnte die Skiabteilung des TV Unterlenningen dann positive Bilanz ziehen. „Die Arbeit und die Mühen haben sich gelohnt, nach dem verregneten Samstag war der Sonntag sensationell“, freute sich Cheforganisator Ralf Gökeler. „Dass mehr als 1 000 an die Strecke kommen, hätte ich nicht für möglich gehalten.“ Geadelt wurde die zehnte offizielle Inline-Veranstaltung des TV Unterlenningen von den Teilnehmern. „Tolle Strecke“, „nicht zu steil und nicht zu flach“, „top Organisation.“ Da sind die Strapazen der letzten sieben Monate doch schnell vergessen.