Kirchheim. Für ihn beginnt die Saisonvorbereitung mit einem Heimspiel. Vormittags Meeting mit der Klubführung, nachmittags Besprechung mit den Nachwuchstrainern, dazwischen klingelt pausenlos das Telefon. Die einen forschen nach Gründen, andere wollen ihren Dank loswerden oder wünschen ihm einfach viel Glück für das, was kommt. Für Frenkie Ignjatovic hielt der erste offizielle Arbeitstag in Heidelberg einen vollen Terminkalender bereit. Das Neue daran: Zwischendrin war Zeit, seine Frau zu treffen. „Dass mehr Freiraum für die Familie bleibt, ist momentan die größte Freude“ gesteht er. „Ansonsten überwiegen noch gemischte Gefühle“, sagt Ignjatovic mit Blick auf die zahllosen Anrufe aus der alten sportlichen Heimat.
Dort macht man sich inzwischen Gedanken, ob ein langjähriger Freund und Weggefährte des Trainers in Kirchheim bleibt. Sebastian Adeberg, seit 2010 feste Größe im Team der Knights, war bis vor wenigen Tagen ein fast schon sicherer Kandidat für die neue Saison. Zwar war noch nichts schriftlich verankert, doch die Verhandlungen mit dem Forward, der gestern seinen 30. Geburtstag feierte, waren in der Vergangenheit nie von langem Taktieren geprägt. Mit dem Wechsel Ignjatovics an den Neckar ergeben sich allerdings auch für Adeberg neue Perspektiven. Der ehemalige Heidelberger Kapitän ist Arzt am dortigen Klinikum, nur 500 Meter vom Trainingsort der Academics entfernt. Auf einen, der sich zunehmend schwer tut, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen, muss das verlockend wirken. Die Frage dürfte sein, ob die Heidelberger einem Teilzeit-Profi, der Adeberg zuletzt war, ein akzeptables Angebot unterbreiten werden. Das gleiche gilt für die Knights, die sich schon im vergangenen Jahr kompromissfähig zeigten, was die Teilnahme am Training betrifft.
Er werde sich das Angebot seines Heimvereins zuerst anhören, sagt Adeberg und meint damit Kirchheim. Dabei wird es weniger ums Geld als vielmehr um die Rahmenbedingungen gehen. „Meine Gedanken gehen momentan in alle Richtungen“, sagt er. „Ich weiß nicht, wie oft ich in der Woche trainieren kann. Ich weiß nicht einmal, ob ich überhaupt weitermache.“ Klar ist für ihn: „Egal, welche Entscheidung ich treffe, sie wird unabhängig von einem Trainer sein.“
Während Heidelbergs Manager Matthias Lautenschläger im Fall Adeberg nichts ausschließen will („Sebastian ist ein Vorzeige-Profi“), droht an anderer Stelle offenbar keine Gefahr: Für Ben Beran, mit dem die Knights nach seiner Rückkehr aus den USA gerne verlängern würden und der in Heidelberg ebenfalls kein Unbekannter ist, wäre aus Sicht der Uni-Städter momentan kein Platz. „Beran ist ein Super-Typ. Auf dieser Position sehen wir aber keinen Handlungsbedarf“, dementiert Lautenschläger Gerüchte, die schon vor Wochen im Netz kursierten.
Während im trainerlosen Kirchheim an der Spielerfront noch wenig Bewegung ist, hat an anderen Standorten das Stühlerücken längst begonnen. Nägel mit Köpfen machten in den vergangenen Tagen die Klubs aus Essen und Jena. Spielmacher Gary Johnson und Wölfe-Kapitän Sascha Leutloff sind die beiden namhaftesten Neuzugänge in der Pro A. Während Johnson von Gotha in den Ruhrpott wechselt, verstärkt mit Leutloff die Integrationsfigur des Erstliga-Neunten MBC die hochgewetteten Thüringer in der neuen Saison. Einen Schlag ins Kontor erlebten dagegen die Nürnberger, die mit Cornelius Adler einen der offensivstärksten Deutschen in Richtung BBL verlieren. Den 25-jährigen Forward zieht es in seine Heimatstadt zu den Phantoms aus Braunschweig. Dagegen bleibt ein anderer der Liga erhalten, obwohl er mit Crailsheim den Aufstieg in die BBL geschafft hat: Merlins-Spielmacher Carlos Medlock wird künftig die Fäden im Spiel der Würzburger ziehen.
Seit dieser Woche steht nun auch fest, dass in der Pro A noch ein Platz zu vergeben sein wird. 15 Mannschaften sind bisher dabei. Neben den beiden BBL-Absteigern aus Würzburg und Vechta, stößt nur der Pro-B-Zweite Baunach als Neuling hinzu. Der 16. Startplatz könnte nun also per Wildcard vergeben werden, über die der Aufsichtsrat der Jungen Liga und die Mitgliedsvereine bis Juli zu entscheiden haben. Einziger Bewerber ist derzeit Neueinsteiger Hamburg mit seinem Sportdirektor Pascal Roller. Absteiger BG Karlsruhe, lange als Konkurrent im Kampf um die 75 000 Euro teure Wildcard gehandelt, verzichtet. Die Gesellschafter der BG sprachen sich bei ihrem Treffen am Montag dafür aus, das Geld stattdessen in einen Neubeginn in der Pro B zu stecken.