Kirchheim. Daran wird sich manch einer erst noch gewöhnen müssen: Wenn am 27. September für die Knights die neue Saison beginnt, wird zum ersten Mal in der Pro A nicht Frenkie Ignjatovic an der Seitenlinie stehen. Knights-Geschäftsführer Siegfried Meissner war der Erste, der am Sonntagnachmittag von der Neuigkeit erfuhr. Meissner saß am Seeufer in Konstanz bei einer Tasse Kaffee, als das Handy klingelte und ihn der Trainer mit überraschenden Fakten konfrontierte. Seine Reaktion: „Ich war sprachlos.“ Erst am Montag habe man noch einmal in Ruhe miteinander telefoniert. Die Knights haben dem Wunsch des Trainers inzwischen entsprochen und dessen Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst. „Nach all dem, was wir ihm zu verdanken haben, war klar, dass wir ihm keine Knüppel zwischen die Beine werfen werden“, sagt Meissner.
Dass Ignjatovics Uhr in Kirchheim ablaufen würde, hatte sich schon länger angedeutet. Die Frage war nur, wann. Die meisten hatten wohl damit gerechnet, dass sich mit Ende der Vertragsfrist im Frühjahr 2015 die Wege trennen würden. Ignjatovic selbst sagt: „Es gab Zeiten, da hatte ich Bock bis zur Rente in Kirchheim zu arbeiten.“ Nur: Die sportliche Perspektive sollte stimmen. Das war in den vergangenen Wochen offensichtlich nicht mehr der Fall. Die anhaltende Ungewissheit über finanzielle Möglichkeiten in der kommenden Saison haben die Zweifel daran gestärkt, in Kirchheim noch etwas bewegen zu können. Zweifel, die ausgerechnet im Moment des größten Erfolgs zum ersten Mal aufkamen: Nach dem Finaleinzug 2012 endete die folgende Saison auf einem Abstiegsplatz. „Nach der Vizemeisterschaft lief vieles nicht mehr wie es sollte“, meint Ignjatovic, der nach einer sportlich soliden Saison die Zeit nun für gekommen hält, dass beide Seiten neue Wege gehen.
Vieles deutet darauf hin, dass ihn dieser Weg ein gutes Stück näher an seinen Wohnort Ober-Ramstadt führen wird. Ignjatovic, der während seiner sechs Jahre als Berufspendler in Kirchheim nicht selten ein Wochenpensum von 2 000 Kilometer auf der Autobahn abspulte, ist aussichtsreichster Kandidat für den Trainerposten beim Liga-Konkurrenten in Heidelberg. Nur 60 Kilometer von seinem Wohnort entfernt, würden ihn am Olympia-Stützpunkt ganz andere Bedingungen als in Kirchheim erwarten. USC-Manager Matthias Lautenschläger wollte die Personalie gestern noch nicht bestätigen. Das könnte sich aber bereits heute ändern: „Wir werden uns noch in dieser Woche dazu äußern. Bis dahin bitte ich um Geduld“, sagt er.
Mit Verständnis, wenngleich überrascht reagierte Knights-Gesellschafter Stefan Schmauder auf den Abschied des Trainers. „Ich weiß, dass ihm die letzten beiden Jahre extrem an die Nieren gegangen sind“, sagt Schmauder, der auch privaten Kontakt zu Ignjatovic pflegte. „Dazu kam die ganze Fahrerei, unter der auch das Familienleben litt.“ Wie Schmauder dürfte es wohl vielen Basketball-Anhängern in Kirchheim gehen: „Über die Jahre ist eine Freundschaft entstanden, die weiter bestehen wird.“