Lokalsport

Keine Lust auf Zahlen

Knights wollen sich in Essen das Rechnen erleichtern

Drei Spieltage sind in der Pro A noch zu spielen, doch die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass schon am Wochenende eine Entscheidung im Kampf ums Heimrecht in der ersten Play-off-Runde fällt. Die Knights haben alle Trümpfe in der Hand, um am bevorstehenden Doppel-Spieltag Platz zwei zu sichern.

Achmad SMITH (VfL Kirchheim Knights), no look Pass, Einzelbild, Aktion Basketball, M¿§nner, 2. Liga, ProA, BG Leitershofen/Stadt
Achmad SMITH (VfL Kirchheim Knights), no look Pass, Einzelbild, Aktion Basketball, M¿§nner, 2. Liga, ProA, BG Leitershofen/Stadtbergen vs. Kirchheim Knights, 26.11.2011Nutzungshinweis: EIBNER-PRESSEFOTO Tel: 0172 837 4655

Kirchheim. Der Negativtrend ist gestoppt, die Knights sind wieder Zweiter der Pro A. Doch im Kampf ums Heimrecht in der ersten Play-off-Runde ist das Rennen völlig offen. Hinter Spitzenreiter MBC wollen mit Kirchheim, Crailsheim und Chemnitz gleich drei punktgleiche Mannschaften ihren Platz unter den ersten vier verteidigen. Der würde Heimrecht garantieren in der an Gründonnerstag beginnenden ersten K.-o.-Runde um Meisterschaft und Aufstieg. Dabei haben die Chemnitzer mit einem Spiel mehr auf dem Konto nur noch zweimal die Chance zu punkten und treffen zudem schon am Freitag zu Hause auf den direkten Konkurrenten aus Crailsheim. Einer von beiden wird übermorgen also auf jeden Fall wichtigen Boden verlieren. Als fünfte Kraft will auch Paderborn noch ein Wort um Platz vier mitreden. Die Baskets liegen mit nur einem Zähler Rückstand in Schlagdistanz.

Aus Kirchheimer Sicht stellt sich die Lage nach dem Heimsieg am Samstag gegen Leitershofen vergleichsweise komfortabel dar, nachdem der direkte Vergleich mit Crailsheim und Chemnitz für die Knights spricht. Ein Sieg am Freitag in Essen wäre die halbe Miete. Gelänge am Sonntag ein Heimsieg gegen Cuxhaven, wäre Platz zwei in der Endabrechnung sicher, zumal Crailsheim am letzten Spieltag noch zum Tabellenführer nach Weißenfels muss. Eines will man auf jeden Fall vermeiden: Ein Endspiel um Platz vier am letzten Spieltag gegen Paderborn.

„Mathe war in der Schule nie meine Stärke“, meint Kirchheims Coach Frenkie Ignjatovic, der keinen Hehl daraus macht, wie wenig er von Tabellen-Arithmetik hält. Für ihn zählt: Die Mannschaft hat die erfolgreichste Saison aller Zeiten absolviert und steht verdient in der Finalrunde. Der Rest ist Bonus, wer die Gegner sind, völlig wurscht. „Wer in den Play-offs steht, muss gegen jede Mannschaft bestehen können“, sagt der Trainer.

Auch und vor allem gegen Essen, die am Wochenende um ihre letzte Chance auf die Play-off-Teilnahme kämpfen. Am Freitag gegen Kirchheim, zwei Tage später gegen den direkten Konkurrenten Karlsruhe. Mit dem Spiel im Ruhrpott dürfte die Kirchheimer also Ähnliches erwarten wie schon am Samstag gegen Abstiegskandidat Leitershofen: Ein Team, das kämpft bis zum Umfallen. Mit der Offensivleistung ihrer Mannschaft durften die Kirchheimer am Samstag zufrieden sein. Die Reboundarbeit am gegnerischen Brett, vielleicht die beste der gesamten Saison. In der Defensive hingegen brannte es gegen Bowlin und Richardson mitunter lichterloh. Erst ein taktischer Winkelzug des Trainers brachte den Favoriten auf die Siegerstraße. Der Positionstausch von Spielmacher Ahmad Smith und Cedric Brooks, der in den Schlussminuten auf die Aufbauposition wechselte, brachte neue Freiräume und die entscheidenden Punkte.

Smith ist wieder der Alte. Das war die vielleicht wichtigste Erkenntnis nach Spielende. Der Sturz gegen Heidelberg aufs harte Parkett, der den 27-Jährigen nach zuletzt schwachen Spielen mit Gehirnerschütterung in die Zwangspause schickte, scheint einiges zurechtgerüttelt zu haben. „Vielleicht hat er die Pause gebraucht“, meint sein Trainer. Schließlich steht der US-Amerikaner von allen Kirchheimern durchweg am längsten auf dem Platz.

Je näher das Saisonende rückt, desto interessanter wird die Frage, ob das Führungs-Duo im Sommer entzweigerissen wird. Mit Brooks ist seit Wochen schon alles klar, Smith und Uskoski haben ein aufgehübschtes Angebot vorliegen. Beide genießen hohen Kredit, deshalb soll die Tür bis zum endgültigen Saisonschluss Anfang Mai offen bleiben. Schon kommende Woche will Ignjatovic im Training neue Kandidaten testen. Das Spiel ist immer das Gleiche: „Wer weniger Geld in der Tasche hat, muss schneller sein als andere und besser scouten“, sagt er. Die Crux liegt auf der Hand: Je attraktiver der Standort Kirchheim wird, desto schmerzlicher wird das nötige Kleingeld vermisst. Ein Beispiel: Center Dewayne Richardson, der den Knights am Samstag fast im Alleingang die Tour noch vermasselte, hatte im Januar von sich aus in Kirchheim angeklopft. Das Interesse war da, das Geld freilich nicht.

Es gibt aber auch positive Tendenzen mit Blick auf die neue Saison: Dass Sebastian Adeberg ein Ritter bleibt, ist nach derzeitigem Stand zumindest nicht mehr ausgeschlossen. Lange schien sicher, dass der Heidelberger Mediziner nach Saisonschluss endgültig seinen Abschied nehmen wird. Jetzt scheint Ignjatovics Musterschüler einen Weg gefunden zu haben, um die Vorbereitung im Sommer mit dem Job in Einklang zu bringen. Für Kirchheim wäre dies zweifellos ein Glücksfall, denn Halbprofis gibt es sicher schlechtere auf dem deutschen Markt.