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Kirchheim verblüfft Herrn Kirchheim

VfL in Geislingen nicht wiederzuerkennen – Mit Chip im Ball hätte Weilheim 7:0 gewonnenVfL in Geislingen nicht wiederzuerkennen - Mit Chip im Ball hätte Weilheim 7:0 gewonnen

Auf der Tribüne des Stadions im Eybacher Tal saß Rainer Kirchheim und wunderte sich. „Warum steht ihr eigentlich so weit unten?“ fragte er seinen Nebensitzer Norbert Krumm. Der Mann ist ein alter Weggefährte von Helmut Gross, spielte mit ihm beim SC Geislingen und war auch mal Jugendtrainer in der Stadt, dessen Namen er trägt.

Kircheim. Krumm, Sportlicher Leiter des VfL, musste ihm die Antwort schuldig bleiben. Er meinte nur: „Wenn wir immer so spielen würden wie in der zweiten Halbzeit, wären wir garantiert oben dabei.“

Für die Kirchheimer bewahrheitete sich gegen den SC Geislingen ein Sinnspruch, der da lautet: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“ Nach vielen schwarzen Tagen strahlten die Mannen in Blau diesmal über einen völlig unerwarteten 3:1-Erfolg bei einem Titelaspiranten. Nach dem Schlusspfiff bildeten sie einen Kreis auf dem Platz, sangen „Humba, humba, tätära“ und tanzten dazu.

Oben unter dem Dach platzte Norbert Krumm fast vor Stolz: „Phantastisch, wie die Mannschaft das Spiel gedreht hat. Nach der Pause war sie nicht wiederzuerkennen.“ Jetzt gilt es, den neuen Schwung mit in die nächsten Spiele zu nehmen. Noch sechs sind es bis zur Winterpause. Und der Sportliche Leiter hat die Latte bis dahin hoch gelegt: „Ich möchte Minimum 18, am besten 20 Punkte.“

Gleich nach dem Spiel schwärmten die beiden Trainer aus, um die Mitkonkurrenten im Kampf gegen den Abstieg unter die Lupe zu nehmen. Cheftrainer Erol Sarikoc fuhr nach Waldstetten (gegen Essingen), sein Assistent Vincenzo Scaglione sah Weilimdorf gegen Vaihingen. Untereinander verständigen konnten sich die beiden allerdings nicht. Sarikoc ist sein wertvolles Handy abhanden gekommen. Der Verdacht liegt nahe, dass es aus dem Auto gestohlen wurde. Das 3:1 in Geislingen - für den Trainer ein 700 Euro teurer Sieg.

Der VfL lässt nichts unversucht, sich weiter zu verbessern. Heute soll Andreas Schmid aus Kirchheim mit einer Leistungsdiagnostik neue Reizpunkte setzen. Beim Abendtraining wird mit Messgeräten geprüft, wer am schnellsten über einen Hindernis-Parcours kommt.

Souverän hat der TSV Weilheim auch die Klippe SSV Ulm II umschifft. 6:0 ist deutlich genug, aber mit einem Chip im Ball wäre das Spiel vermutlich sogar 7:0 ausgegangen. Kurz vor Schluss glitt Ulms Torhüter Gebauer ein Freistoß von Michael Schweizer durch die Finger. Erst im Nachfassen konnte er zupacken, doch da soll der Ball bereits die Linie überschritten haben - behaupten die Weilheimer Spieler, die daneben standen.

Egal, ob sechs oder sieben, die Spatzen flatterten ohnehin nur bis zur 46. Minute mit. Nach dem 3:0 stellten sie ihr Flugversuche ein. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen und die Lamentos gegen Schiedsrichter-Entscheidungen nahmen zu. Die logische Folge: Turkalj flog mit Gelb-Rot vom Platz. Da waren sie nur noch zu zehnt.

Die Mannen von der Limburg sind nun die erfolgreichsten der Liga in den letzten Wochen. Acht Spiele, sieben gewonnen und ein Unentschieden, 22 Zähler gebucht. Nur noch drei Punkte bis zur Tabellenspitze. Verbandsliga, wir kommen?

Mit solchen Gedanken befassen sich die Verantwortlichen angeblich noch nicht. „Unser Ziel bleibt, mit dem Abstieg nichts zu tun zu haben“, versichert Günther Friess. Dem Spielleiter ist jedoch klar, dass ihm das irgendwann keiner mehr abnimmt. Deshalb fügt er hinzu: „Wenn es wirlich so kommen sollte, werden wir nicht freiwillig auf den Aufstieg verzichten.“

Einer, der Weilheim die Suppe versalzen will, ist der 1. FC Heiningen. Die Truppe aus der 5400-Seelen-Gemeinde bei Göppingen gewann das Spitzenspiel bei den Sportfreunden Dorfmerkingen nach 0:1-Rückstand verdient mit 2:1. Wobei sie den Gegentreffer auch noch selbst fabrizierten. Innenverteidiger Davor Kraljevic schoss einem gegnerischen Stürmer an den Kopf und von dort prallte der Ball ins Tor.

Heiningen, das im Vorjahr in der Relegation den Aufstieg verpasste, hatte für diese Saison personell noch einmal aufgerüstet. Franco Petruso vom SSV Reutlingen und Hans-Jörg Sawatzki vom SV Göppingen erwieswen sich als Volltreffer. Auch Deni Kalfic vom VfL Kirchheim wird immer stärker und hat sich längst einen Stammplatz auf der Außenbahn erkämpft. Spielleiter Timo Rees sagt klipp und klar: „Unser Ziel ist der Aufstieg.“ Doch da haben Essingen, Geislingen, Dorfmerkingen und neuerdings auch Weilheim etwas dagegen. Eine Fünferbande auf der Jagd nach dem Titel.