Lokalsport

Klartext als Muttersprache

Kirchheims neuer Trainer Engelbert Eisenbeil setzt auf Disziplin und klare Kante

Sein Geburtsort liegt in Rumänien, seine handballerischen Wurzeln hat Engelbert Eisenbeil beim TSV Scharnhausen. Mit seinem Vorgänger verbindet Kirchheims neuen Handballlehrer nur die Wohnadresse Unterensingen. Nach dem großen Kommunikator Ralf Wagner hat beim VfL ein Mann das Sagen, der nichts mehr hasst als Kompromisse.

Vesaliuscup 2013 VFL Kirchheim (gelb) Trainer Engelbert Eisenbeil
Vesaliuscup 2013 VFL Kirchheim (gelb) Trainer Engelbert Eisenbeil

Kirchheim. Er ist bekennender Bayern-Fan. Nicht weil er gerne mit den Wölfen heult, sondern weil er das „Mir san mir“ beim Fußball-Branchenführer „richtig geil“ findet. Wer das Sieger-Gen nicht in sich trägt, der hat bei Engelbert Eisenbeil einen begrenzten Kreditrahmen. Er selbst ist der Maßstab, nicht mehr und nicht weniger. Dass man mit der nötigen Entschlossenheit eine Menge erreichen kann, hat er sich und anderen bewiesen seit er als Dreijähriger mit den Eltern aus dem rumänischen Arad nach Ostfildern gezogen ist. Mit 17 stand er bei der SG Stuttgart-Scharnhausen als damals jüngster Oberliga-Torhüter zwischen den Pfosten, 2005 stieg er mit dem TSV Altensteig in die Regionalliga auf und landete über den TSV Wolfschlugen und den Drittligisten TSV Neuhausen schließlich beim SKV Unterensingen, dem er im Frühjahr zum Aufstieg in die Württembergliga verhalf.

Er hat mit namhaften Trainern gearbeitet: Rolf Brack, Sergei Budanow, Florian Beck oder Stefan Haigis. Ein Glück, wie er sagt, von dem er auch heute profitiert. Sein Ehrgeiz und seine mentale Stärke sind bei Mitspielern geschätzt, beim Gegner oft verhasst. „Ich war auf dem Spielfeld nicht immer der Beliebteste,“ räumt der 33-Jährige ein. „Was andere Leute von mir denken, darüber mache ich mir nie Gedanken.“ Der harte Hund, vor dem sich jeder wegduckt, will er trotzdem nicht sein. Aber einer, der sich nicht bei jedem Windstoß verbiegt. Klartext als Muttersprache. „Damit muss mein Umfeld und die Mannschaft zurechtkommen“, sagt er. „Sonst wären ja alle Trainer gleich.“

Das sind neue Töne beim VfL, die man so vom Vorgänger nicht kannte. Während Ralf Wagner eher als Kommunikator und Vermittler galt, sitzt mit Engelbert Eisenbeil nun offenbar ein Alpha-Tier und Motivationskünstler auf der Bank. Besser gesagt, steht an der Seitenlinie, denn sitzend wird man den Neuen im Spiel selten erleben. Der Einfluss aufs Spiel, der direkte Draht zur Mannschaft sind für ihn elementar. Für Anweisungen und taktische Korrekturen braucht der Mann an der Seitenlinie nur selten eine Auszeit. Das gilt auch im Training, wo es kaum Unterbrechungen gibt. „Spieler müssen multi-tasking-fähig sein“, sagt Eisenbeil. „Je früher, desto besser.“

Bei der Mannschaft scheint der neue Stil auf fruchtbaren Boden zu fallen. „Er kommt authentisch rüber und lässt auch kleinste Verfehlungen nicht durchgehen,“ sagt Rechtsaußen Simon Latzel, der Spieler mit der größten Erfahrung in der Mannschaft. Die Trainingsbeteiligung während der Vorbereitung lag bei über 90 Prozent. Auch wenn vieles von dem, was da praktiziert wurde, fernab der Komfortzone lag. Die Mannschaft habe sich eine härtere Führungshand gewünscht, behauptet Eisenbeil. Wer im Training schon beim Einwerfen das Tor nicht trifft, startet mit einer Strafeinheit in den Abend. So läuft es bei allen wettkampfbezogenen Elementen im Training. Kein diktatorischer Drill, sondern ein gemeinsam mit der Mannschaft besprochenes System, versichert der Trainer und meint: „Auch damit lässt sich Siegeswille schulen.“

Vieles ist neu für den 33-Jährigen, der als Fertigungsleiter im Maschinenbau sein Geld verdient. Seit Anfang Juni ist Söhnchen Finn auf der Welt und auch im Handballsport, der seit der D-Jugend sein Leben bestimmt, hat er eine neue Herausforderung gesucht. Kirchheim ist seine erste Station als Trainer einer Männermannschaft. Zuvor betreute er die Frauen des TSV Wolfschlugen in der Landesliga. Und seine eigene Karriere? „Wir haben die drei besten Torhüter der Landesliga“, sagt Eisenbeil im Brustton der Überzeugung. Dass er nie wieder zwischen den Pfosten stehen wird, dieser Satz kommt ihm allerdings nicht über die Lippen, auch wenn seit einem komplizierten Kreuzbandriss vor acht Jahren das Knie nicht mehr mitmacht. „Ich schließe nie etwas aus“, meint er vielsagend. „Dafür macht mir dieser Sport viel zu viel Spaß.“

Foto: Genio Silviani