Lokalsport

Knoten im Kopf

Die Knights auf der Suche nach der Leichtigkeit – Wurfquote alarmierend

Einfaches Wurftraining stand bei Kirchheims Zweitliga-Basketballern gestern Mittag auf dem Programm. Nicht außerplanmäßig – aber bitter nötig.

Knights , Basketball , Max Rockmann
Knights , Basketball , Max Rockmann

Kirchheim. Da standen zwei beisammen, die nicht nur gute Freunde sind, sondern die derzeit auch ähnlich schlecht schlafen. „Du hast das Gefühl, egal, was du machst, es ist falsch.“ Der Satz, den sich Knights-Coach Frenkie Ignjatovic da von der Seele wuchtete, hätte genauso gut auch von seinem Gegenüber stammen können. Igor Perovic, Trainer beim Erstligisten Walter Tigers Tübingen, und sein Kirchheimer Landsmann hatten einiges zu bereden, nachdem das Seuchenteam der BBL gerade mit Mühe den lahmenden Zweitligisten in die Schranken gewiesen hatte. Wer da wem welches Leid geklagt hat, sei dahingestellt. Die Knights jedenfalls erwischten an jenem Dienstag nach dem Debakel gegen Crailsheim im Trainingsspiel in der Universitätsstadt einen ihrer besseren Tage.

Davon hätte sich nicht nur der Trainer mehr gewünscht, der am Samstag zumindest zehn Minuten lang dran glauben durfte. Der einzige Fehler, der den Rittern im fernen Cuxhaven unterlief: Sie haben nicht dort weitergemacht, wo sie angefangen haben. Dem „besten Viertel in diesem Jahr“ (Ignjatovic) folgte das, was man in Kirchheimer Fankreisen leider schon kennt. Der Spielfluss riss ab, als hätte jemand heimlich den Stecker gezogen. In Zahlen ausgedrückt: Neun magere Pünktchen in den zweiten zehn Minuten. Dass seine Mannschaft danach noch einmal zurückkam, hat der Coach im Protokoll mit einem Sternchen versehen. Doch gegen einen Gegner, der schlagartig alles trifft, ist eine Wurfquote, die zum wiederholten Mal die Bezeichnung „nicht zweitligatauglich“ verdiente, das sichere Todesurteil.

Jetzt liegen die Kirchheimer in der Pro A auf Platz acht. Sechs Plätze schlechter als nach dem zehnten Spieltag Mitte November. Über das Problem ist damit schon das meiste gesagt. Der unerwartet erfolgreiche Saisonstart hat offenbar nicht nur bei den Fans, sondern auch in der Mannschaft den Blick auf das verstellt, was der Trainer seit Wochen schon als „Kirchheimer Realität“ betitelt. Die liegt nun mal deutlich näher an Platz acht als an den Spitzenrängen in der Liga. Übermorgen ist Transferschluss. Etliche Teams haben sich noch einmal rechtzeitig verstärkt. Kirchheim nicht. „Wir haben Vertrauen in diese Mannschaft“, sagt Sportchef Karl-Wilhelm Lenger. Was er eigentlich meint: Alles andere kann man sich finanziell auch gar nicht leisten. Sein Trainer reagiert deshalb zunehmend gereizt, wenn man ihn an die Erfolge im vergangenen Herbst erinnert. Er habe sich über den guten Start auch deshalb so gefreut, sagt Frenkie Ignjatovic, „weil ich wusste, wie wichtig er noch sein wird.“ Dass sein Ziel von Anfang an der Klassenerhalt war, ist im Jubelgeschrei der ersten drei Monate untergegangen.

Trotzdem glaubt man in Kirchheim noch immer fest daran, dass die Play-offs ein erreichbares Ziel sind. Doch dafür müsste die Mannschaft endlich die Köpfe frei bekommen. Besser heute noch als morgen. „Die Spieler müssen auch sehen können, dass nicht alles schlecht ist“, nimmt der Trainer seine Mannschaft in Schutz, nachdem in Fanforen und sozialen Netzwerken die Stimmung zuletzt kippte. „Wir spielen nicht mehr das, was uns einmal ausgezeichnet hat“, sagt Kapitän Radi Tomasevic, der am Samstag in Cuxhaven einen rabenschwarzen Tag erlebte. Fastbreaks, der schnelle erste Pass – all das fehlt, weil zweite Bälle immer häufiger zur sicheren Beute des Gegners werden. Im Reboundvergleich aller Teams in der Pro A rangieren die Knights abgeschlagen auf dem letzten Platz. Dass ein erstligaerfahrener 2,14-Meter-Riese wie Björn Schoo, da nicht frei von Kritik bleiben kann, ist klar. „Die Statistik unserer Center kann man nicht schönreden“, gesteht Karl Lenger. „Vor allem von Björn erwarte ich mehr Biss.“

Was momentan fehlt, ist die Leichtigkeit, mit der man Spiele gewinnt. Am Samstag eröffnet mit den Baskets aus Paderborn ausgerechnet jener Gegner die dreiteilige Heimserie im Februar, gegen den man in der Hinrunde mit 80:99 die deutlichste Niederlage kassierte. Es war das erste Spiel nach der Verletzung von Spielmacher Bryan Smithson und der Anfang vom Ende der Kirchheimer Glückssträhne. Smithson ist längst wieder zurück, und auch andere Blessuren sind überstanden. Ignjatovic: „Wenn uns am Samstag die Revanche gelingt, wäre das vielleicht die Initialzündung.“