Lokalsport

Leadertypen sind gefragt

TSV Weilheim vor Rückrundenstart

Nach einer ernüchternden Vorrunde und der gemessen an den Testspielergebnissen eher holprig verlaufenen Vorbereitung starten die Landesligakicker des TSV Weilheim am Sonntag in die restliche Rückrunde. Der Trainer der abstiegsbedrohten Limburgstädter weiß, dass der Klassenerhalt zu großen Teilen im Kopf erreicht wird – Alexander Hübbe ist mehr denn je als Psychologe gefordert.

TSV Deizisau (schwarz) gegen TSV Weilheim (blau/rot)
TSV Deizisau (schwarz) gegen TSV Weilheim (blau/rot)

Weilheim. Alexander Hübbe ist kein Trainer, der allzu viel auf Fußballweisheiten gibt. Dass für eine Mannschaft das zweite Jahr in einer neuen Liga das schwerste sein soll, würde der 58-Jährige zum Beispiel nie unterschreiben. Auch deshalb, weil es im Fall seines Teams eine zu bequeme Erklärung für das eher maue Abschneiden nach der Vorrunde wäre. Zur Halbzeit ihrer zweiten Landesligasaison stecken die Limburgstädter entgegen vorsaisonaler Prognosen im Abstiegskampf, was auch den Trainer überrascht. „Ich habe die Mannschaft dahin gehend un­terschätzt, dass sie nicht die Bereitschaft hat, jeden Sonntag an ihre Grenzen zu gehen“, so Hübbe.

Was für den Außenstehenden wie die Einschätzung eines Enttäuschten klingt, ist für den Fußballlehrer mit dem schlohweißen Haar nur Bestätigung einer Analyse, mit der er bei seinem Kader ungenutztes Potenzial herauszukitzeln versucht. Wenn Hübbe sagt, dass dem TSVW noch die Souveränität einer gestandenen Landesligamannschaft fehlt, will er seine Spieler damit nicht in den Senkel stellen. Vielmehr soll so dem mitunter kritischen Weilheimer Umfeld verdeutlicht werden, dass die meisten Spieler vor drei Jahren noch Kreisliga A gespielt haben.

So bleibt dem Trainer angesichts der nicht zufriedenstellenden Bilanz von 20 Punkten nach 19 Spielen nichts anderes übrig, als die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu schließen und auf den Lernprozess zu verweisen, in den sich sein Team Woche für Woche neu begeben muss. Dabei fehlt es den Spielern offenbar weniger am Willen, ihr Können abzurufen, als am Selbstvertrauen. „Der Trainingsfleiß unter der Woche wird sonntags im Spiel nicht immer umgesetzt“, hat Hübbe erkannt, „da lässt sich die Mannschaft noch zu oft verunsichern.“ Soll heißen: Je nach Gangart des Gegners und Spielverlauf rücken die Weilheimer von Hübbes Vorgaben ab und belohnen sich nicht für ihre Mühe. Beispiele gab‘s dafür in der Hinrunde genug, als der TSVW mehr als einmal die bessere Mannschaft war, aber hinterher ohne Zählbares da stand.

Wo also den Hebel ansetzen bei einer Mannschaft, die motiviert und intensiv trainiert, im Ernstfall aber offensichtlich noch zu oft Angst vor der eigenen Courage hat? Alexander Hübbe und sein emsiger Co-Trainer Danell Stumpe wissen, dass der Klassenerhalt hauptsächlich über den viel beschworenen Faktor Psyche zu erreichen sein wird – Spieler starkreden und sie gleichzeitig in die Verantwortung nehmen, auch wenn sie nicht Thomas Edelmann, Markus Gabriel oder Carmelo Scaffidi heißen, das ist das Credo von Hübbe und Stumpe. Zu groß ist in Weilheim die Gefahr, dass der Rest der Mannschaft in Sachen Verantwortung alles auf das regionalliga-erfahrene Trio schiebt. Daneben sind auch Leadertypen gefragt, die noch keine 30 sind und dennoch die Traute haben, ein Spiel mal an sich zu reißen.

Dass er solche Spieler in seinen Reihen hat, davon ist Alexander Hübbe überzeugt. Sonst würde er kaum behaupten, dass der TSVW in der Landesliga bestehen kann. Wer ihm in dieser Hinsicht Zweckoptimismus unterstellt, liegt falsch. Schließlich hat die Mannschaft im bisherigen Saisonverlauf mit durchschnittlich 1,47 Treffern pro Spiel mehr Tore geschossen als im gleichen Zeitraum des Vorjahres (0,78). Darüber hinaus kam der TSVW bis auf die beiden 0:4-Schlappen gegen Schnaitheim und Illertissen in der Vorrunde nie wirklich böse unter die Räder und hat trotz großer Verletzungssorgen immer eine konkurrenzfähige Elf auf die Beine gestellt.

Den Nachweis ihrer Siebtligatauglichkeit können die Weilheimer in der Rückrunde noch 13 Mal erbringen. Zum ersten Mal am Sonntag im Heimspiel gegen den SV Ebersbach. Ein Team, das angesichts des zweiten Tabellenplatzes als klarer Favorit in die Partie geht – oder etwa nicht? „Tabellarisch mag das stimmen, aber in den ersten beiden Spielen nach der Winterpause sind für mich alle Teams auf dem gleichen Stand“, sagt Ale­xander Hübbe, der auf die verletzten Daniel Heisig und Marcel Mettang verzichten muss. Dafür kann er personell dank der drei Neuzugänge besser jonglieren. Rückkehrer Nick Strohmeier soll die Viererkette, Andreas Elsässer das defensive Mittelfeld verstärken. Und mit Routinier Martin Habram bekommt Stammkeeper Bastian Treiber den lange ersehnten Konkurrenten auf Augenhöhe. „Durch die drei Neuen haben wir uns qualitativ verbessert“, glaubt Hübbe.

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