Kirchheim. Kommt der Spaß nun mit dem Erfolg oder der Erfolg mit dem Spaß? Sebastian Adeberg dürfte dies momentan ziemlich wurscht sein. Der Mann hat beides und obendrein auch Glück im Beruf. Nicht als Basketballer, sondern im wahren Leben. Als Mediziner mit gerade beendetem Examen hat er in Heidelberg seinen Wunschjob gefunden. In der Radio-Onkologie der Uni-Klinik, wo er während seines Studiums bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Forschung tätig war. „Ich kann behaupten, dass ich momentan sehr glücklich bin“, sagt der 27-Jährige. „Sowohl beruflich wie auch sportlich.“
Für seinen Arbeitgeber im Nebenjob bedeutet dies: Adeberg wird von Januar an nur noch eingeschränkt in Kirchheim trainieren können. Ein Trainingstermin pro Woche, so viel zumindest scheint nach Absprache mit seinem künftigen Arbeitgeber gesichert. Besser als nichts, könnte man sagen. Jedenfalls deutlich zu wenig für einen Trainer mit klaren Prinzipien wie Frenkie Ignjatovic sie vertritt. Dem wird nicht zum ersten Mal vor Augen geführt, was die Kirchheimer vom Großteil der Teams in der Liga unterscheidet. „Wir sind nun mal kein Profiklub“, stellt Ignjatovic nüchtern fest. Nicht nur Adeberg, auch Spieler wie Nils Menck oder Radi Tomasevic stehen seit dieser Saison voll im Berufsleben. Als die Knights gestern Abend in der Ulmer Arena zum kurzfristig angesetzten Test gegen den Erstligisten aufliefen (Ergebnis stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest), blieb beiden nach Feierabendbeginn nicht einmal Zeit zum Aufwärmen. Dass die Knights auch für ein BBL-Team als ernstzunehmender Gegner gelten und in der Pro A hinter Liga-Krösus MBC auf Platz zwei rangieren, „das ist ein Traum, den man einfach nur genießen sollte“, meint Ignjatovic.
Grund genug, vom harten Kurs ein Stück weit abzuweichen, der bisher lautete: Keine Spielzeit ohne Training. Zumindest was Adeberg betrifft, kann der Trainer auf positive Erfahrungen verweisen: Als Coach des Zweitligisten TV Langen war Ignjatovic vor acht Jahren in der gleichen Situation. Damals war Adeberg 19 Jahre alt und begann gerade sein Medizin-Studium in Heidelberg. Trainer und Vorstand machen aus der Not nun eine Tugend und werten den Kompromiss kurzerhand als Indiz für den intakten Teamgeist in der Mannschaft, schließlich gilt Adeberg in derzeitiger Verfassung als Schlüsselspieler. „Wir werden uns aus der Sache völlig heraushalten“, sagt Knights-Geschäftsführer Stefan Schmauder. „Die Entscheidung soll die Mannschaft treffen.“ Dies ist offenbar bereits geschehen, glaubt man dem Trainer und dem Betroffenen selbst: „Die Jungs stehen hinter mir, das hat mich gefreut“, meint Sebastian Adeberg, der keine Probleme sieht, sich von Januar an verstärkt in Heidelberg fit zu halten.