Lokalsport

Manchem Ex-Rivalen geht‘s schlechter

Genau wie der VfL Kirchheim sind auch etliche andere Regionalliga-Teams in die Krise gerutscht

So entspannt sind die Weilheimer Fußballer selten in eine Punktspielpause gegangen. Statt sich in Relegationsduellen nervlich und körperlich quälen zu müssen wie schon des Öfteren in den vergangenen zehn Jahren, steht diesmal der Sinn eher nach Nichtstun und Kräftetanken.

Fussball-Landesliga: VfL Kirchheim (blau) - TSV Weilimdorf.Riesenchance für Vfl Ball an Latte und zurück
Fussball-Landesliga: VfL Kirchheim (blau) - TSV Weilimdorf.Riesenchance für Vfl Ball an Latte und zurück

Weilheim/Kirchheim. Bevor Trainer Alexander Hübbe im Juli zum Trainingsauftakt bittet, widmet sich das Gros der Spieler fußballerisch gesehen dem Thema Dolce Vita. Ende Juli warten dann mit dem Teckbotenpokal – mit einem TSVW als Gastgeber – und dem Auftakt im württembergischen Verbandspokal die ersten Härtetests. TSVW-Neuzugang Christopher Eisenhardt wird dabei mit einer verkürzten Trainingspause seinen Dienst unter der Limburg antreten. Der FC Frickenhausen, fast während der ganzen Verbandsliga-Saison im vermeintlich gesicherten Mittelfeld zu finden, rutschte am Pfingstsamstag nach einer 3:4-Niederlage beim TSV Berg noch auf den Relegationsplatz ab. Gefördert wurde dieser Sturz von offenbar peinlich lustlosen Kickern der längst gesicherten SF Schwäbisch Hall, die sich beim 0:3 gegen den FCF-Konkurrenten VfL Nagold 0:3 blamierten. Nun gilt dem am letzten Spieltag noch auf Tabellenplatz zwei gesprungenen Verbandsliga-Vizemeister SV Göppingen gleich mehrfaches Daumendrücken seitens der Konkurrenz: Falls das Team des ehemaligen VfL-Trainers Norbert Stippel in der Relegation über den badischen Vertreter triumphiert, bleibt der FCF in der Verbandsliga und auch der Relegationsgegner (entweder der TSV Heiningen, SV Zimmern, SV Schluchtern oder Rot-Weiß Weiler) wäre aufgestiegen. Der TSV Weilheim wird jedenfalls in der kommenden Saison auf Vereine treffen, gegen die es in der Vergangenheit noch nie Punkt-Pflichtspiele gab. Dazu gehört Verbandsliga-Absteiger SV Bonlanden, dessen rascher Fall von der Ober- über die Verbands- in die Landesliga im Vergleich zu den heftigen Turbulenzen beim VfL Kirchheim geradezu geräuschlos vor sich ging. Immerhin ist es auch für das Team aus Filderstadt ein schmerzhafter Niedergang, denn der SVB kickte letztmals vor 20 Jahren in der Landesliga. Danach begann ein stetiges Pendeln zwischen Verbands- und Oberliga. Der Neuffener Jürgen Schnizler hat als Coach in Bonlanden aufgehört. Den einst gefürchteten Abwehrrecken löst Klaus Fischer (zuletzt FV 09 Nürtingen) ab. Ebenso neu in der Landesliga-Saison 2014/2015 sind die Aufsteiger Calcio Leinfelden-Echterdingen, die SG Bettringen, der TSV Buch und aus dem Bezirk Neckar-Fils der Rückkehrer TSV Deizisau (wir berichteten). Die Bettringer mussten allerdings direkt nach dem gesicherten Aufstieg einen Rückschlag hinnehmen: Toptorjäger Manuel Seitz wechselt innerstädtisch zum Verbandsligisten FC Normannia.

Beim VfL Kirchheim ging der nächste Akt des sportlichen Niedergangs am Pfingstsamstag ganz unaufgeregt über die Bühne. Gegen Mitabsteiger TSV Weilimdorf veranstalteten die Teckstädter ein munteres Spielchen und Toreschießen vor nicht einmal 100 Zuschauern. Gerade in diesen tristen Tagen werden die Gedanken manch eines Kirchheimers gerne in die Vergangenheit schwelgen. Dabei lohnt sich ein Blick auf einstige Kirchheimer Regionalliga-Konkurrenten der Saison 1997/1998, der Bemerkenswertes zutage befördert. Wie ging es damaligen Ligakonkurrenten in der Folgezeit? Die klare Antwort: noch schlechter. Der SC Neukirchen ist heute fußballerisch ambitionslos in einer hessischen Kreisoberliga beheimatet. Der SC Weismain ist nach jener Regionalligazeit regelrecht abgestürzt, 2004 zum SVW Obermain umbenannt und aktuell Meister in der Kreisliga Kronach geworden. Lokalrivale TSF Ditzingen steht im Kreisliga A-Mittelfeld. Borussia Fulda ist Mitglied der Gruppenliga Fulda. Zum Schluss der Auflistung der Negativ-Beispiele darf der insolvente SSV Ulm 1846 nicht vergessen werden, dessen Schicksal sich spätestens zum 30. Juni dieses Jahres entscheiden wird. Auflösung, Oberliga oder Bezirksliga: Drei der möglichen Optionen für die Spatzen-Zukunft.

Die verrückteste Geschichte der tief Gefallenen unter den einstigen VfL-Konkurrenten hat freilich Hessen Kassel geschrieben. Im November 1997 insolvent und kurz danach aufgelöst, folgte ein Neuanfang unter dem Namen KSV Hessen Kassel in der Kreisliga A. Vier Jahre gehörten die Nordhessen bereits wieder der Oberliga an. In der Saison 2005/06 glückte sogar schon der Aufstieg in die Regionalliga. Eine beeindruckende (nord-)hessische Story und womöglich ein Mutmacher für alle diejenigen, welche den höherklassigen VfL-Fußball doch noch nicht abgeschrieben haben.