Lokalsport

Mehr als einfach nur Seilspringen

Rope-Skipping ist der Renner im TV Bissingen – Auftritte der Showgruppe als Aushängeschild

Über den Status einer Trendsportart ist Rope-Skipping in Bissingen schon lange hinaus: Seit 1998 bietet der TVB das sportlich orientierte Seilspringen an und hat mit der Showgruppe ein echtes Aushängeschild. Die Kehrseite: die engagierte Abteilung wird dem regen Zulauf kaum noch Herr.

Mehr als einfach nur Seilspringen

Bissingen. Rhythmus steckt an – das gleichförmige Aufschlagen der Seile auf dem Hallenboden, durchsetzt von den präzise getimeten Sprüngen der jungen Frauen. Dazu der eingängige Beat des Disco-Evergreens „Sunny“, den Boney M aus dem CD-Player wummern – wer nur fünf Minuten beim Training der Bissinger Rope-Skipperinnen zuschaut, wippt ganz automatisch mit dem Fuß im Takt und erkennt: Das ist mehr als einfach nur Seilspringen.

„Auf jeden Fall ist das ein Sport“, betont Nina Hartmann, die trotz ihrer 18 Jahre die Chefin im Ring ist. Wobei der Ring in diesem Fall der kleine Gymnastikraum der Bissinger Schulturnhalle und Nina eine speziell im Rope-Skipping ausgebildete Trainerin ist. Fachwissen ist auch zwingend nötig, will man im Rope-Skipping eine gute Figur abgeben.

Genau das tun die Bissinger Mädels seit Jahren. Und wie: Ob bei der Messeeröffnung auf den Fildern, bei Firmen-Weihnachtsfeiern oder dem Teckboten-Presseball – die knapp 20 Mitglieder umfassende Showgruppe hat schon oft bewiesen, dass Rope-Skipping als Sport mit Seilspringen vom Schulhof nichts zu tun.

Das fängt schon mit der Vielfalt an Seilen und Sprungformen an, die das Rope-Skipping bietet (siehe Infokas­ten). „Das Training wird nie monoton, weil man immer etwas anderes machen kann“, schwärmt Lena Krug, die seit frühester Kindheit im TVB über Seile springt.

So vielfältig Technik und Ausrüs­tung, so aufwendig ist auch das Zusammenstellen der Choreografien: Von der Musikauswahl, über die Kombination der verschiedenen Seile bis zur genauen Abfolge der Sprünge: Rope-Skipping erfordert Präzision und Geduld in gleichem Maße. „Das dauert schon Monate, bis man etwas Neues einstudiert hat“, rechnet Nina, der am Rope-Skipping vor allem die kreativen Möglichkeiten und das Gemeinschaftsgefühl gefallen.

Letzteres ist im kleinen TV Bissingen so groß, dass den Rope-Skipperinnen regelrecht die Bude eingerannt wird – die Leichtathletikabteilung, in der die Seilsprung-Cracks beheimatet sind, musste wegen zu großem Andrang einen Aufnahmestopp verhängen. „Die Warteliste ist voll, wir haben zu wenig Trainerinnen, um den Ansturm zu bewältigen“, seufzt Nina. Neben ihr gibt‘s noch zwei andere, die studienbedingt allerdings nicht immer vor Ort sein können. So gibt sie ihr Fachwissen an Lena weiter, die zusammen mit Sabine Schaufler und Anette Weil die 30 Kinder und Jugendlichen betreut, die freitags mit den Seilen durch die Halle fegen.

Bei so viel Engagement droht schnell Reibungsverlust. Wie Nina sind viele aus der Showgruppe momentan mitten in der Vorbereitung aufs Abi, darüber hinaus noch anderweitig sportlich aktiv – die Hauptgründe, warum die Bissingerinnen nicht an Wettkämpfen teilnehmen. Diese gibt es im Rope-Skipping nämlich durchaus, werden im Ländle vom Schwäbischen Turnerbund (STB) organisiert. Regionale Aushängeschilder sind der RSC Stuttgart oder der TV Unterboihingen. „Um da mitzuhalten, musst du mehr als nur einmal die Woche trainieren“, weiß Nina, die selbst noch Volleyball spielt. „Uns reichen die drei, vier Shows, die wir im Jahr machen“, sagt Lena.

Und die werden nicht minder akribisch vorbereitet, wie es Wettkampfgruppen tun. Für ihren nächsten Auftritt, der im April im Rahmen der TVB-Jahresfeier ansteht, haben die Bissinger Mädels bereits einen drei DIN A4-Seiten starken Theorieteil ausgetüftelt, der ihnen allwöchentlich als Trainingsgrundlage dient. Dass es dabei vor Fachbegriffen wie „Jumps4two“, „Helikopter“ oder „3er-Wheel“ nur so strotzt, zeigt: Rope-Skipping ist wahrhaftig mehr als einfach nur Seilspringen.

Mehr als einfach nur Seilspringen