Lokalsport

Monkeycrosser ohne feste Bleibe

Der RKV Kirchheim verliert zum Jahresende sein Trainingsgelände – erfolglose Suche nach Ersatz

Sie führen ein Exoten-Dasein, doch dies seit immerhin 36 Jahren. Jetzt droht den Monkeycrossern des RKV Kirchheim der Verlust ihrer sportlichen Heimat. Weil der Pachtvertrag für das bisherige Trainingsgelände beim Kirchheimer Kompostwerk zum Jahresende ausläuft, ist der Verein verzweifelt auf der Suche nach Ersatz. Bisher erfolglos.

Monkeycross DM Lauf des RKV Kirchheim am Kompostwerk Rabailen - Monkey Cross - Motorrad - motocross
Monkeycross DM Lauf des RKV Kirchheim am Kompostwerk Rabailen - Monkey Cross - Motorrad - motocross

Kirchheim. Die Kunst des Überlebens beherrscht man beim RKV seit vielen Jahren. Der 1907 gegründete „Arbeiter-Rad und Kraftfahrverein“ hat im Laufe seiner mehr als hundertjährigen Geschichte schon viel Substanzverlust erlebt. Der vorerst letzte liegt erst vier Jahre zurück. Nach der Auflösung der Radsport-Abteilung verkörpern die Monkeycrosser des RKV die letzte verbliebene Sparte mit aktiven Sportlern. Im Juli 2012 lockte das Heimrennen in Kirchheim letztmals Hunderte Besucher zum Zuschauen an die Strecke. Ob es dies noch einmal geben wird, ist fraglich. Nachdem der Pachtvertrag mit einem Kirchheimer Gewerbebetrieb nach sieben Jahren nicht mehr verlängert wird, weil das Unternehmen seinen Betrieb erweitern möchte, droht dem RKV zum Jahresende die Existenzgrundlage wegzubrechen. Kein Trainingsgelände bedeutet kein Sportbetrieb und damit auch keine Mitglieder.

Was das heißt, bekommt der Verein schon jetzt zu spüren: Seit bekannt ist, dass die Strecke im Rabailen ohne Zukunft ist, hat sich die Zahl der aktiven Mitglieder annähernd halbiert. Die Gefahr, dass die Abteilung ausblutet, hält deren Leiter Fritz Gölz für real: „Momentan sind wir noch etwa 20 Fahrer, doch auch die werden sich anderswo umsehen, wenn sie hier keine Möglichkeit mehr zum Trainieren haben.“ Gölz sorgt sich vor allem um den Nachwuchs. Das Einstiegsalter beim Monkeycross liegt bei sechs Jahren, die meisten der Aktiven sind im Teenageralter. Sind sie weg, bleibt nur noch das, was jetzt schon das Vereinsleben mitbestimmt: Ehemalige Aktive im fortgeschrittenen Alter, die sich zu gemeinsamen Wanderungen treffen.

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit. Die Suche nach einem Ersatzgrundstück verläuft bisher erfolglos. Die Gründe dafür sind vielfältig: Mal ist es die Nähe zu Wohnbebauung, mal fehlt eine geeignete Zufahrt oder verstößt das Vorhaben gegen Naturschutzbelange. Auch die Hoffnung, mithilfe der Stadt ein Ausweichquartier zu finden, schwindet. „Wir haben die ganze Gemarkung nach einem passenden Grundstück durchforstet“, sagt Kirchheims Bürgermeister Günter Riemer. Schon aus naturschutzrechtlichen Gründen sei dies äußerst schwierig. Riemer: „Ich sehe derzeit keinen Weg.“ Bleibt die Hoffnung, einen privaten Verpächter zu finden, der 70 Ar Grund dem Motorsport opfern würde. Die Erdbewegungen, um das Gelände zu modellieren, seien gering, sagt Fritz Gölz: „Wir haben ein Bauunternehmen an der Hand, das dies kostengünstig für uns übernehmen würde.“

Der RKV will weiter kämpfen. Nicht nur um ein Trainingsrevier, sondern auch um seine Eigenständigkeit. Stimmen, die dem Verein schon länger einen Zusammenschluss mit dem HMV in Hepsisau nahelegen, wo es eine Trainings- und Wettkampfstrecke gibt, werden in Kirchheim geflissentlich überhört. Wer verstehen will, warum, muss die Besonderheiten eines Sports kennen, der bundesweit eigentlich nur von drei Vereinen getragen wird: Neben RKV und HMV ist der MSC Feuchtwangen die dritte Kraft, die regelmäßig die Rennen um die deutsche Meisterschaft austragen. 64 von 79 Startern in den sechs verschiedenen Alters- und Motorklassen stammen aus der Teckregion. Von drei Vorstandsmitgliedern im Dachverband Deutscher Monkey Club (DMC) kommt einer aus Weilheim, einer aus Dettingen. „Eine weitere Konzentration würde die ganze Titel-Serie infrage stellen“, sagt DMC-Vorstandssprecher Frank Jaksch, der selbst Mitglied im RKV ist. Er fürchtet um den Status der DM-Serie, wenn diese irgendwann vollends zur Vereinsmeisterschaft würde. „Der DMC ist nun mal sehr regional verankert“, sagt Jaksch. „Dass wie hier eine deutsche Meisterschaft austragen dürfen, ist ein Privileg mit dem Segen des Deutschen Motorsportverbands.“

Wer den RKV bei seiner Suche unterstützen will oder ein passendes Grundstück zu verpachten hat, kann sich mit Fritz Gölz (Telefon 0 70 21/5 32 90) oder Ilona und Thomas Deuschle (Telefon 0 70 21/7 58 77) in Verbindung setzen.