Lokalsport

Niederlage als Trainerwunsch

Volleyball kurios: TTV-Coach Scheufele tritt als Spieler gegen sein eigenes Team an

Kein Spiel wie jedes andere: In der Volleyball-Oberliga trifft der TTV Dettingen morgen auf den ASV Botnang – das Team, für den der Dettinger Trainer Klaudius Scheufele aktiv ist. ­Gemeinsam gefeiert werden soll hinterher trotzdem.

So jubelten die Dettinger vor zwei Wochen über den Sieg gegen Bad Saulgau - geht es nach TTV-Trainer Klaudius Scheufele, soll‘s
So jubelten die Dettinger vor zwei Wochen über den Sieg gegen Bad Saulgau - geht es nach TTV-Trainer Klaudius Scheufele, soll‘s gegen Botnang keine Wiederholung geben: Der Dettinger Coach ist aktiver Spieler in Botnang. Foto: Jörg Bächle

Dettingen. Da muss sogar der oberste Funktionär im Land lachen. „Das ist mal eine kuriose Geschichte“, schmunzelt Michael Müller, Geschäftsführer des Württembergischen Volleyballverbands, als er von der ungewöhnlichen und seinen Worten nach einmaligen Personalkonstellation in der Volleyballszene erfährt. Dass Klaudius Scheufele als Botnanger Spieler morgen (15 Uhr, Schlossberghalle) auf die von ihm gecoachten Dettinger trifft, hat laut Müller allerdings keine negativen Auswirkungen. „In der Landesspielordnung gibt es keinen Paragrafen, der so etwas verbietet“, betont er und setzt auf das Fingerspitzengefühl der Betroffenen. „Die werden das schon untereinander richtig regeln“, glaubt Müller.

Aber wie? Botnangs Trainer Marc-Oliver Mestmacher macht keinen Hehl aus seinen anfänglichen Bedenken. „Ich war zunächst sehr skeptisch, aber nachdem wir das mit der Mannschaft besprochen haben und die kein Problem damit hat, habe ich volles Vertrauen, dass das klappt.“ Demnach soll es für Scheufele im heutigen Spiel eine klare Trennung zwischen beiden Teams geben. Soll heißen: Keine Gespräche unmittelbar vor dem Spiel, keine Kommandos währenddessen. Der 24-jährige Weilheimer hat damit kein Problem, im Gegenteil. „Es ist das gleiche, wie bei Spielen, bei denen ich Dettingen wegen Terminüberschneidung nicht betreuen kann“, sagt Scheufele, nicht ohne zuzugeben: „Für die Dettinger ist es leichter, als für mich.“

In der Tat verzichtete der TTV-Trainer unter der Woche ganz bewusst darauf, sein Team auf den Gegner vorzubereiten, den er als aktiver Spieler aus dem Effeff kennt. Stattdessen wurde die 0:3-Niederlage vom vergangenen Wochenende gegen Lokalrivale TG Nürtingen aufgearbeitet. Scheufeles Einschätzung nach wurde hier vor allem die fehlende Erfahrung der Dettinger sichtbar. „Die Jungs lassen sich noch zu schnell hängen, wenn sie hinten liegen.“

Ein Umstand, der ihm und seinen Botnanger Teamkollegen heute nutzen kann? „Ich werde beiden Seiten keine Schwächen des jeweils anderen verraten“, betont Scheufele, der diesbezüglich von Botnanger Seite allerdings auch keine Anfragen bekam. „Das wäre unredlich, ihn in so eine Situation zu bringen“, betont ASV-Trainer Mestmacher, der sich seine Informationen über die Dettinger ohnehin selbst besorgt hat. Der 52-Jährige, im vierten Jahr für die Botnanger verantwortlich, hat den TTV bei dessen erstem Saisonspiel gegen Bad Saulgau filmen lassen, kennt das Team darüber hinaus von Vorbereitungsturnieren in den vergangenen Jahren. Sein Eindruck: „Die Dettinger haben eine tolle Entwicklung vollzogen. Ein Sieg wird kein Spaziergang. Wir werden das Spiel gegen sie bestimmt nicht unterschätzen.“

Zumal die Schmetterkünstler aus der Schlossberggemeinde bis in die Haarspitzen motiviert sind. „Das ist ein riesen Anreiz für uns“, sagt Außenangreifer Thomas Frank, der im Dettinger Saisonheft als Ziel angibt, einmal die Mannschaft des Trainer schlagen zu wollen. „Klar, das wird schwer. Aber wir können zeigen, was wir von ihm gelernt haben.“

Unabhängig vom Ergebnis hat Klaudius Scheufele übrigens bereits angekündigt, hinterher mit beiden Mannschaften feiern zu wollen. Aus seinem Wunsch macht er trotzdem keinen Hehl. „Ich will, dass Botnang gewinnt.“