Owen. Glückliche Ehen sehen anders aus. Die Liaison des TSV Owen mit Vasile Oprea entpuppt sich zu Beginn der Rückrunde in der Handball-Bezirksliga als großer Irrtum. TSV-Abteilungsleiter Dietmar Kerner legt Wert auf die Formulierung, dass man sich im Frühjahr „im Guten“ trennen werde. Doch hinter den Kulissen weiß jeder: Die Geduld des rumänischen Ex-Nationalspielers in Owen ist zu Ende.
Die Zuversicht war groß, als man bei den Gelben im Mai vergangenen Jahres stolz den neuen Trainer präsentierte. Der kam direkt aus der Frauen-Bundesliga und war alles andere als eine Notlösung, nachdem Sinisa Mitranic über Nacht zum TV Neuhausen ins benachbarte Ermstal gewechselt war und den Owenern damit ein dickes Problem hinterließ. Mitranic, obwohl mit Zweijahresvertrag ausgestattet, sah in Neuhausen eine verlockende Perspektive. Wollte man es negativ formulieren: In Owen sah er eine solche wohl nicht.
Jetzt verlässt mit Oprea wieder einer bereits zur Halbzeit die Trainerbank. Doch anders als Mitranic bei seinem Abgang im vergangenen Jahr hat sein Nachfolger das Etappenende noch vor sich. Ein Platz im oberen Tabellendrittel, ein Jahr später die Rückkehr in die Landesliga, sogar von der Württembergliga träumte der Ex-Göppinger, wenn man ihn vor Saisonbeginn nach seinen Zielen in Owen befragte. Inzwischen muss er darum kämpfen, dass er beim TSV im Frühjahr keinen Scherbenhaufen hinterlässt, bevor er beim kriselnden Landesligisten Team Esslingen Aufbauarbeit leisten soll.
Die Realität in Owen hat wenig mit den anfangs formulierten Zielen gemein: Nach Minuspunkten gerechnet, schwebt der ehemalige Württembergligist zu Beginn der Rückrunde in akuter Abstiegsgefahr. Nur zwei Punkte aus den letzten sieben Spielen ist eine ernüchternde Bilanz, die zudem wenig Hoffnung macht, dass ausgerechnet gegen den Lokalrivalen aus Kirchheim zum Rückrundenstart in zehn Tagen die Wende gelingen könnte.
Was ist seit Sommer passiert? 16 Spieler hatte der Rumäne in der Vorbereitung auf dem Zettel. Inzwischen steht maximal die Hälfte an zwei Tagen der Woche noch im Training. Nicht alle davon wurden gewogen und für zu leicht befunden. Mit Marius Dotschkal und Manuel Bauer kündigten schon im Frühherbst zwei wichtige Stützen der Mannschaft dem Trainer die Gefolgschaft. Nachwuchskraft Jan Stark war vor Weihnachten der vorerst letzte Stammspieler, der überraschend von Bord ging. Andere trainieren aus Zeitmangel nur einmal die Woche oder fehlen verletzt. Oprea, der nach einer Schulter-OP Anfang November die Mannschaft wochenlang nicht betreuen konnte, beklagt bei manch einem seiner Schützlinge mangelnden Einsatzwillen und fehlende Opferbereitschaft. „Ohne Spieler kann ich nicht trainieren“, so einfach klingt die Botschaft aus seinem Mund. Er werde bis Saisonende hundert Prozent geben, verspricht er. „Aber ich verlange das von anderen auch.“
An der Abteilungsspitze ist man bemüht, den Schaden zu begrenzen, denn nicht nur in der ersten Mannschaft rumort es. An der Schnittstelle zum Reserveteam knirscht es seit Jahren. Dessen Trainer Jochen Bader wurde nach internen Querelen vor Wochen entlassen. Abteilungsleiter Dietmar Kerner – mitunter selbst Zielscheibe von Kritik – hat die Verantwortung für den sportlichen Bereich inzwischen in andere Hände gelegt: Markus Nothwang ist seit November neuer Sportlicher Leiter. Der ehemalige Aktive vertrat Oprea während dessen Krankheitswochen zuletzt auch als Trainer. Ihm ist es offenbar gelungen, die Nachfolge zu regeln. Seit gestern hat er die Zusage von Steffen und Bastian Klett, die derzeit noch in Diensten des Württembergligisten SV Fellbach stehen. Beide sind die Symbolfiguren vergangener Erfolgsjahre in Owen und sollen ab der neuen Saison als Trainergespann arbeiten: Steffen als verantwortlicher Spielertrainer, Bastian als ebenfalls aktiver Co-Trainer. Eine Zusage, die im Übrigen auch für die Bezirksklasse gälte. „Diesen Fall gilt es, unbedingt zu vermeiden“, appelliert Markus Nothwang ans Gewissen der aktuellen Mannschaft. Zumindest er scheint begriffen zu haben, was die Stunde geschlagen hat: „Wir brauchen im Sommer einen klaren Richtungswechsel.“