Lokalsport

Problemzone „Zone“

Vieles hat sich seit dem Wochenende gebessert im Spiel der Knights – manches ist geblieben

Endlich wieder ein Heimsieg und endlich wieder Freudenstimmung in der Halle. Die Scharfschützen der Knights treffen wieder, und wer will, kann streckenweise sogar richtig Spaß beim Zuschauen haben. Alles gut? Es gibt Dinge im Kirchheimer Spiel, an denen hat sich wenig geändert.

2. Basketball Bundesliga, VFL Kirchheim - Otto Baskets Magdeburg, Sonntag (16.02.14) in Kirchheim: Sebastian Adeberg (rechts)
2. Basketball Bundesliga, VFL Kirchheim - Otto Baskets Magdeburg, Sonntag (16.02.14) in Kirchheim: Sebastian Adeberg (rechts)

Kirchheim. Soll bloß keiner behaupten, die zwei Punkte am Sonntag gegen Aufsteiger Magdeburg seien der Erledigung einer Pflichtaufgabe gleichgekommen. Sicher, der Tabellendrittletzte der Pro A spielte vor einem Jahr noch in der Regionalliga. Auch wahr, dass der Aufstieg per Wildcard im Frühjahr so kurzfristig kam, dass der Klub kaum Chancen hatte, einen schlagkräftigen Kader ins Rennen zu schicken. Inzwischen stehen sieben Ausländer im 14-köpfigen Kader des BBC, da­runter Spieler wie Lamar Morinia, Jeramie Woods oder Neuzugang Leonard Washington, die vermutlich auch in jedem anderen Team der Liga einen Stammplatz hätten. Auch im Auftreten sind die Magdeburger in der zweiten Liga angekommen. Am Sonntag parkte der komfortable Mannschaftsbus der Baskets vor der Halle. Wenn Kirchheimer Ritter reisen, sieht das meist anders aus.

Von einem West-Ost-Gefälle konnte vor dem Spiel also keine Rede sein, auch wenn den Neuling und die etablierten Schwaben danach wieder fünf Tabellenplätze trennten. Aus Kirchheimer Sicht hatte denn auch der erste Teil des Doppelspieltages mit dem zweiten einiges gemein. Beide Ergebnisse spiegelten nicht die wahren Kräfteverhältnisse auf dem Spielfeld wider. In Jena war mehr drin als die 20-Punkte-Differenz vermuten ließe. Erst in den letzten zehn Minuten brachen dort die Dämme. Umgekehrt war der numerisch deutliche Heimsieg am Sonntag gegen Magdeburg ein deutlich härteres Stück Arbeit als man denken könnte. Kirchheims Denker und Lenker Bryan Smithson steht dafür sinnbildlich: Zwischen seinen sieben Ballverlusten am Freitag und den elf Assists am Sonntag liegt wohl irgendwo die Wahrheit.

Große Töne waren nach dem befreienden Heimauftritt deshalb nirgendwo vernehmbar. Auch der Trainer, dem am Sonntagabend eine Zentnerlast von den Schultern gefallen sein muss, wollte über Play-off-Chancen nicht mehr reden. Dabei gehören die Knights seit vorgestern wieder zu den besten acht Teams der zweiten Liga. Nicht nur der Coach weiß: Wenn es seine Mannschaft nicht schafft, ans Limit zu gehen, kann sie gegen jeden Gegner verlieren. „Wir haben keinen herausragenden Spieler in unseren Reihen“, sagt Frenkie Ignjatovic. „Da sind viele Rädchen, die sich drehen müssen.“ Am Sonntag taten sie das munter. Eine Dreier-Quote von mehr als 60 Prozent – Das gab es in der Sporthalle Stadtmitte schon lange nicht mehr.

Dass sich seit dem Wochenende etwas verändert hat, verrät der Blick in die Gesichter. Bestes Beispiel: DJ Byrd. Der 23-jährige US-Amerikaner, der nach Weihnachten schon auf dem Absprung zurück in die Heimat war, hat plötzlich sein Lächeln und offenbar auch sein seelisches Gleichgewicht wiedergefunden. Seitdem trifft er wieder und ackert wie zum erfolgreichen Beginn der Saison. Das gilt auch für Ben Beran, dessen beängstigende Korbflaute am Freitag in Jena abrupt abriss. Die 27 Punkte vor den Augen der Mutter, die derzeit auf Deutschland-Besuch ist, haben auch bei ihm den Schalter umgelegt. An seinem Einsatzwillen bestand ohnehin nie ein Zweifel. Berans Ehrgeiz ist sprichwörtlich und sorgte dafür, dass er sich nach seinem umstrittenen fünften Foul in der Schlussphase am Sonntag sogar kurz mit dem Trainer in die Wolle geriet. Dass sein lautstarker Protest in Richtung Schiedsrichter kein technisches Foul nach sich zog, war Glück. „Von ihm erwarte ich, dass er sich in einer solchen Phase besser im Griff hat“, sagt sein Coach.

Die Mannschaft lebt. Bryan Smithson hat nach seinem schwachen Auftritt in Jena gezeigt, dass es wenige Guards mit besserem Timing in dieser Liga gibt. Radi Tomasevic hat mit seinen vier Dreiern in Folge am Sonntag die älteren Zuschauer daran erinnert, dass er dereinst der Mann war, der Spiele entscheidet, und auch Maximilian Rockmann hat seinen zuletzt schwankenden Leistungen eine Spitze hinzugefügt. Ein altes Problem allerdings bleibt: Kirchheims Schwäche unterm Korb macht in zu vielen Spielen den Unterschied aus. Dass Björn Schoo ausgerechnet beim glücklosen Auftritt der Mannschaft am Freitag in Jena sein bisher bestes Saisonspiel abliefert, unterstreicht nur die tragische Rolle, in der der sensible 2,13-Meter-Mann in dieser Saison steckt. Nachdem auch Sebastian Adeberg von konstanter Form weit entfernt ist, findet das Inside-Spiel der Kirchheimer häufig so gut wie nicht statt. Zu wenig Entlastung für die Flügelpositionen, zu wenig zweite Bälle. In 14 von bisher 23 Spielen haben die Knights den Reboundvergleich zumeist deutlich verloren. Auch dies ein Grund, weshalb der Trainer über die Play-offs derzeit lieber nicht spricht.