Heilbronn. Es waren keine einfachen Bedingungen, die die Top-Leichtathleten aus dem Land am Wochenende in Heilbronn erwarteten. Immer wieder kräftige Regenschauer, dazu ein tückischer Wind. Bei feuchtwarmer Witterung spielten immerhin die Temperaturen mit. Von den Widrigkeiten des Wetters beeindrucken ließen sich die Athleten aus der Teckregion ohnehin nicht. Allen voran Alex Schaf, der nach dreiwöchiger Trainingspause wegen Schmerzen im Beinbeuger mit einem Mutmacher in die Freiluftsaison startete. Als Vorlauf-Schnellster (10,77) distanzierte er im Finale mit 10,56 Sekunden die Konkurrenz klar und verteidigte damit seinen Titel vor Marius Broening (LAV Stadtwerke Tübingen/10,78) und Niko Gaedicke (LG Region Karlsruhe/10,82)), der Bronze holte. Im Jahr zuvor war Schaf mit einer ähnlichen Zeit, allerdings bei deutlich besseren Rahmenbedingungen Landesmeister geworden.
Für den Kirchheimer war es nicht mehr als ein erster Belastungstest. „Es ist die Zeit, die ich angepeilt habe“, war er angesichts der Bedingungen in Heilbronn zufrieden. Die Läufer hatten dort nicht nur mit Gegenwind, sondern auch mit einer äußerst weichen, weil nagelneuen Bahn zu kämpfen. Viel wichtiger als die Zeit, war für den 27-Jährigen die Bestätigung, dass er das Ziel EM-Norm beschwerdefrei angehen kann. „Das Bein ist noch ein bisschen fest, ab es wird von Lauf zu Lauf besser“,sagt er. Richtig ernst wird es am kommenden Wochenende, wenn er bei der Mannheimer Gala erstmals auf richtig starke Konkurrenz trifft. Spätestens bei den Deutschen Meisterschaften Ende Juli in Ulm will er sich für einen Staffelstart bei der EM in Position bringen. Die deutsche Norm für die Titelkämpfe im August in Zürich liegt bei 10,24 Sekunden. „Machbar“, glaubt auch sein Trainer Micky Corucle. „Ich gehe davon aus, dass Alex einer der Kandidaten für die Staffel ist.“
Der Schritt vom Landestitel zur Kandidatin für höhere Weihen ist auch für Hannah Niemeyer seit diesem Wochenende nicht mehr riesengroß. Unter den Augen von Bundestrainer Jens Boyde, ließ sich die 19-Jährige aus Owen am Samstag auch vom Regen überm Frankenstadion nicht bremsen und lief über 3 000 Meter ein überlegenes Rennen. In neuer persönlicher Bestzeit von 9:51,10 Minuten distanzierte sie ihre Dauerkonkurrentin Katja Wölfl (Neckarsulmer Sportunion/10:14,85) klar. Mit einer ähnlich starken Zeit über 5 000 Meter bei den Süddeutschen Meisterschaften am Wochenende in Regensburg könnte sich die Langstrecklerin aus Owen das Ticket zur U20-WM Ende Juli in Eugene (USA) sichern. Ihren zweiten Titel verpasste die VfL-Athletin gestern mit 4:39,20 Minuten über 1 500 Meter nur hauchdünn. Im Ziellinien-Duell mit der Crailsheimerin Kathrin Lehnert (4:39,01) fehlten nur knapp zwei Zehntel zum zweiten Gold.
Einen weiteren Titel für die Kirchheimer Trainingsgruppe holte die Nellingerin Sabrina Häfele, die bei den Frauen über 100 Meter nicht zu schlagen war. Die U23-Athletin des VfB Stuttgart setzte sich in 12,04 Sekunden gegen die vier Jahre ältere Tamara Seer vom VfL Sindelfingen durch. Über die halbe Stadionrunde am Sonntag holte sie in 24,00 Sekunden Silber hinter Titelverteidigerin Nadine Gonska (MTG Mannheim/23,44).
Silber auch für Victor Bayer (VfL Kirchheim) in einem Kopf-an-Kopf-Rennen der männlichen U20 über 100 Meter. Im Finale lagen Gold und Bronze nur vier Hundertstel auseinander. Den Titel holte sich Jonas Kriesamer von der MTG Mannheim in 10,94 Sekunden vor Bayer (10,97) und dem Sindelfinger Deniz Almas (10,98). Für Bayers jüngeren VfL-Kollegen Felix Schweizer war nach 11,79 Sekunden im Vorlauf Schluss. Leer gingen auch die U20-Sprinterinnen des VfL über 100 Meter aus: Sanja Miladinovic musste sich nach 12,48 Sekunden mit dem undankbaren vierten Platz abfinden, ihre Vereinskollegin Stefanie Godel wurde in 12,61 Sechste. Einziger Teckvertreter in den technischen Disziplinen war Pascal Binder von der LG Teck. Sein weitester Wurf mit dem Sechs-Kilo-Hammer über 29,99 Meter reichte am Ende zu Platz fünf in der U20.