Lokalsport

Schiedsrichter schlagen Alarm

Beim Staffeltag der Fußballbezirksliga ist Überlastung der Unparteiischen ein Thema

Verschärfter Abstieg wegen Überbelegung, ein Appell für mehr Fair Play sowie ein düsterer Ausblick in Sachen Schiedsrichter: Die drei heißesten Themen, die beim Staffeltag der Fußball-Bezirksliga im Vereinsheim des FV 09 Nürtingen diskutiert wurden.

Ruhig bleiben, bitte: Schiedsrichter wie Pamela Renz stoßen bei ihren Einsätzen oft an die Grenzen der Belastbarkeit. Foto: Deni
Ruhig bleiben, bitte: Schiedsrichter wie Pamela Renz stoßen bei ihren Einsätzen oft an die Grenzen der Belastbarkeit. Foto: Deniz Calagan

Nürtingen. Zum zweiten Mal überhaupt startet die Fußball-Bezirksliga mit 18 Mannschaften in eine neue Spielzeit. Zuletzt hatte es eine derart große Spielklasse vor drei Jahren gegeben. „Es ist eine der stärksten Bezirksligen der vergangenen 15 Jahre. Die Fans dürfen sich auf ein spannendes Aufstiegsrennen und einen ebenso spannenden Abstiegskampf freuen“, sagte Staffelleiter Rainer Veit, der einstimmig für ein weiteres Jahr gewählt wurde.

Das heißt, es wird einen verschärften Abstieg geben. Um kommendes Jahr wieder die Sollzahl von 16 Vereinen zu erreichen, müssen am Ende der anstehenden Saison fünf Mannschaften den direkten Weg in die Kreisliga A antreten, der Tabellendreizehnte muss in die Relegation. Sollten mehr als zwei Mannschaften aus der Landesliga, Staffel 2, in die Bezirksliga Neckar/Fils absteigen, würde es einen sechsten Direktabsteiger geben – keine leichte Aufgabe für die vier Aufsteiger SGEH, TSV Denkendorf, SGM T/T Göppingen und VfB Oberesslingen/Zell. Zumal in der Vorsaison zwei der vier Aufsteiger direkt wieder abgestiegen sind.

Die Saison beginnt am 16. August, also eine Woche früher als die restlichen Spielklassen im Bezirk. Der geplante 31. Spieltag am Pfingstsamstag wurde nach einer Abstimmung unter den Vereinsvertretern auf Donnerstag, 12. Mai, vorverlegt. Damit wird es insgesamt fünf Donnerstagspieltage geben. Gerade der Pfingstsamstag war dem Staffelleiter bereits in der letzten Saison ein Dorn im Auge. „Es war vielen Vereinen nicht recht, einen Spieltag auszutragen, wenn zeitlich der letzte Spieltag in der Fußball-Bundesliga stattfindet“, so Veit, der den Spielplan für die neue Saison noch nicht vorlegen konnte, weil der Spielplan der Frauenoberliga noch nicht erstellt ist. Insgesamt gesehen war Veit mit dem abgelaufenen Verbandsspieljahr zufrieden. Bei insgesamt 240 Spielen mussten nur zwei Spiele gedreht werden und es gab insgesamt lediglich fünf Spielausfälle.

Den Bezirksvorsitzente Karl Stradinger ärgerten in der abgelaufenen Saison am meisten die vielen vom Sportgericht verhängten Geldstrafen: „Ich möchte eindringlich auf mehr Fair Play hinweisen. Die Vergehen der Betreuer, Offiziellen und Zuschauer sind einfach nicht mehr tragbar“, sagte er. In der abgelaufenen Saison gab es alleine im Jugendbereich Strafen bis zu 5 000 Euro. „Eine Situation, die sich schleunigst ändern muss“, forderte Stradinger.

Düstere Szenarien zeichnete Schiedsrichterobmann Harald Kuhn. Für die kommende Runde sei trotz einer weitestgehend ausgeglichenen Zahl an neuen Pfeifenmännern und solchen, die aufhören, eine durchgehende Besetzung aller Begegnungen mit Sicherheit nicht mehr gewährleistet. „Wir werden auf kurzfristige Absagen von Unparteiischen künftig nicht mehr reagieren können“, glaubt Kuhn, „dies ist keine Schwarzmalerei oder Polemik, sondern Realität.“

Im Jahr 2014 bezahlten die im WFV organisierten Vereine insgesamt 227 770 Euro an Schiedsrichterausfallgebühren. Allein 18 746 Euro entfielen hierbei auf den Bezirk Neckar-Fils – fast 17 Prozent des gesamten WFV-Gebiets. Zwischen 90 bis 130 Spiele an einem Wochenende werden von den rund 130 einsetzbaren Schiedsrichtern der Gruppe Nürtingen geleitet, was zum Saisonende eine Gesamtzahl von rund 10 000 Spielen bedeutet. Die reibungslose Besetzung der Spiele wurde in der abgelaufenen Saison mit einem nicht mehr zu realisierenden zeitlichen Aufwand aufrechterhalten.

Neben der Regeländerung mit der Gelb-Roten Karte (siehe oben stehende Meldung) wird der Einsatz von Spielern aus einem höherklassigen Team eines Vereins in der zweiten oder gar dritten Mannschaft künftig erschwert. Ab dem viertletzten Spieltag einer Saison können höherklassige Kicker nicht mehr in den unteren Mannschaften eingesetzt werden. Damit will der WFV Spielmanipulationen entgegenwirken. Außerdem steht einem Team ein Wechselkontingent von vier Spielern statt bislang drei (Punktspiel) beziehungsweise fünf (Pokal) zur Verfügung.