Lokalsport

Schnipo und Hefe hell

Schnitzel mit Pommes
Schnitzel mit Pommes

Alles ist im Fluss. Die Welt dreht sich rasend. Keine Chance auf Stillstand. Wer wünscht sich nicht hin und wieder, dass für einen Moment alles so bliebe, wie es einmal war. Die Frühstücksbrezel handgeschlungen, die Bäckersfrau drall und der Kaffee noch ganz ohne Vanillegeschmack. Und am Abend nach dem Training: Schnipo und Hefe hell. Jawoll! So wär‘s.

Doch nun dies. Die obersten Fußballfunktionäre im Bezirk entdecken den Zeitgeist und mit ihm einen Bildungsauftrag. Zielobjekt: der mutmaßlich mangelernährte Feierabendkicker. Unaufgeklärt, fahrlässig im Umgang mit seinen Kräften. Ganz nach dem Motto: Drei Dinge braucht der Mann. Natrium, Flüssigkeit, Kohlenhydrate. Wer‘s nicht glaubt wird selig – oder weiter belehrt. Wozu gibt es die Segnungen der Nahrungsergänzungs-Industrie, und deren Experten? Die haben kistenweise Erfahrung und das Wunder-Elixier gleich mit im Gepäck. Ein Abend, an dem man sich mal ordentlich an hochprozentigem Fachwissen hätte besaufen können, wäre da nicht der Programmtitel, der nach Drohung klingt. „Mehr Power im Fußball durch richtige Ernährung.“ Da geht auch der offensivstärkste Torjäger schon mal vorsorglich in Deckung. Die Wolken ziehen schnell vorüber, schließlich lernt man vor Anpfiff schon bei der Seitenwahl, dass jede Medaille zwei davon hat. Die befreiende Botschaft der Experten: Entscheidend ist auf dem Platz – Zuviel Durst, zu wenig Getränke. Eine Erkenntnis, so beglückend wie eine direkt verwandelte Ecke. Na dann: Ein Prosit auf das Isoton!

Lektion zwei: Flüssigkeitsverlust ist der wahre Gegner jeder Mannschaft. Hartnäckig, heimtückisch, gnadenlos. Er schießtkeine Tore, zieht aber heimlich den Stecker, ohne auf die Uhr zu schauen. Die Hydro-Grätsche in der Nachspielzeit – so was braucht nun wirklich kein Mensch. Was also macht müde Männer munter? Richtig: Die Mineral-Osmose aus der Dose. Farblich unverdächtig, geschmacklich ansprechend, gelegentlich etwas dünn im Abgang. Gerührt oder geschüttelt gegen Aufpreis.

Einen Versuch war‘s wert. Doch wer die Rechnung ohne den Wirt macht, der sitzt wie so oft am Ende vor leeren Gläsern respektive im leeren Saal. Die Bildungs-Offensive des Bezirks – ein klarer Fall von Abseits. Merke: Wer sich in den Tiefen der Kreisliga gemütlich eingerichtet hat, der will nur eines: 90 Minuten lang Gras fressen und danach: Schnipo und Hefe hell.BERND KÖBLE