Lokalsport

Schockstarre bleibt aus

VfL-Fußballer planen nach dem Abstieg die kommende Bezirksliga-Saison

Der Abstieg vollzog sich ungeahnt leise: Nach 32-jähriger überregionaler Ligen-Präsenz verabschiedete sich der VfL Kirchheim am Samstag in Richtung Bezirksliga Neckar/Fils. Dort planen die Verantwortlichen den sportlichen Neu­aufbau.

Der Blick geht in Richtung Bezirksliga: VfL-Trainer Mario Kienle. Foto: Deniz Calagan
Der Blick geht in Richtung Bezirksliga: VfL-Trainer Mario Kienle. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. Wer am Montag mit VfL-Fußball-Funktionären sprach, fand sich nicht im Tal der Tränen wieder – trotz des erst zwei Tage zurückliegenden Landesliga-Abstiegs der Mannschaft. Die entscheidende 0:1-Niederlage beim Lokalrivalen TSV Weilheim am Samstag kratzte keinen mehr so richtig aus der Führungsetage der Blauen – weil der Bezirksliga-Niedergang für sie seit Längerem beschlossene Sache war. „Für mich war der Abstieg schon nach dem 0:3 gegen Germania Bargau am 15. März besiegelt“, gab der Sportliche Leiter Thomas Beller gestern zu, „deshalb saß ich beim Weilheimer Siegtor durch Michele Latte auch ganz entspannt auf der Spielerbank. Eigentlich hatte ich im Lindachstadion eine höhere Niederlage erwartet.“ Genau wie Abteilungsleiter Fabian Preuß („der Abstieg war zu erwarten“) und Trainer Mario Kienle verzichtete Beller am Abend des denkwürdigen VfL-Schicksalstags 31. Mai denn auch auf jegliche Trauerarbeit vor Ort – nur schnell ab nach Hause, hieß die Devise. Auch für die Spieler. Die hatten sich gleich nach dem Duschen aus dem Staub gemacht.

Trotz des allgemeinen Unwohlseins, den ein Abgang in die Tieferklassigkeit stets mit sich bringt, agierte der VfL-Tross im Lindachstadion weniger emotional als gedacht – die große Schockstarre blieb aus. Die Spieler gefasst, die Funktionäre auch: So verabschiedete sich die VfL-Fußballabteilung nach 32-jähriger Präsenz in der Landesliga (3 Spielzeiten), Verbandsliga (10), Oberliga (17) und Regionalliga Süd (1) vom überregionalen Fußball-Parkett, das künftig allein Derbysieger TSV Weilheim als permanente Spielwiese für sich beanspruchen darf. Die Frage ist, für wie lange – und inwieweit der zweifache WFV-Pokalsieger aus der Teckstadt die Nummer zwei im Einzugsgebiet bleiben muss beziehungsweise mag.

Eifrig bastelt die Abteilungsleitung derzeit daran, „den sportlichen Sinkflug nach zweimaligem Abstieg zu stoppen“ wie Fabian Preuß sagt. Gesucht werden allerdings weiterhin dazu passende Sponsoren und Spieler. Das Konzept, das Preuß umzusetzen versucht, ist auf zwei Jahre ausgelegt: Spätestens im Juni 2016 soll mit soliden Finanzen und gewachsener Mannschaft der Landesliga-Wiederaufstieg geschafft sein. „Kirchheim ist eine Fußball-Hochburg und sollte mittelfristig wieder überregional spielen“, verlangt er, „dazu muss allerdings auch die lokale Wirtschaft mithelfen.“ Sein Appell an Kirchheimer Unternehmer rührt daher, dass die VfL-Kassenlage weiter angespannt ist und keine teuren Spielereinkäufe erlaubt. Die sechsstellige Steuerschuld aus den 1990er-Jahren zwingt weiterhin zu Einkaufspolitik in kleinem Rahmen. „Trotzdem wollen wir in der kommenden Bezirksliga-Saison eine Mannschaft präsentieren, die an der Tabellenspitze mitspielen kann“, sagt Preuß.

Mario Kienle, Kirchheims alter und kommender Trainer, hat nach eigener Aussage inzwischen acht Akteure zur Verfügung, die zum Spielerkader 2014/15 zählen werden: Neben Sören Mende, Fatih Özge und Maximilian Beller noch Furkan Uysal, Torhüter Dennis Vorbusch, Onur Cekic, Sascha Beck und Julian Wagner. „Sie haben mir glaubhaft versichert, zu bleiben“, sagt er. Dazu soll es im Lauf der Woche noch zwei Zusagen von potenziellen Neuzugängen geben – damit stünde schon mal die Hälfte des Kaders fest, „einer mit Potenzial“, wie Preuß, einer der Verhandlungsführer, bemerkt. Einer allzu positiven Öffentlichkeits-Darstellung zum aktuellen Stand der Kirchheimer Personalgespräche widerspricht mit Thomas Beller der zweite VfL-Verhandlungsführer. Seine Wahrnehmung nach den bisherigen Vertragsgesprächen ist diese: „Die meisten der benannten Spieler sind durchaus noch wankelmütig. Ob sie bleiben oder gehen, ist bei ihnen noch längst nicht entschieden“, sagt er.

Bis Pfingsten, wenn der letzte Landesliga-Spieltag steigt, wollen die VfL-Verantwortlichen das Gros der Unklarheiten beseitigt haben. „Bis dahin sollten sich die meisten Spieler erklärt haben“, sagt Fabian Preuß.