Lokalsport

Sotschi statt Kirchheim

Der Neujahrsempfang bei der Turngemeinde

Globale Themen und ein persönlicher Touch – im Gegensatz zum letzten Jahr, als an gleicher Stelle der Bau des VfL-Sportvereinszentrums aus finanziellen Aspekten in Frage gestellt wurde und die Nachricht wie die sprichwörtliche Bombe einschlug, war der diesjährige Neujahrsempfangs der Turngemeinde Kirchheim (TG) am gestrigen Dreikönigstag vergleichsweise beschaulich.

Kirchheim. Vor rund 80 Gästen aus Sport, Kultur, Wirtschaft und Verwaltung philosophierte Hausherrin Silvia Kretzschmar über die „Freude“ und fokussierte dabei auf den Kontext im Ehrenamt: Nicht immer sei es eine Freude, einen Verein zu führen – erst recht nicht wenn allerorten Mitgliederzahlen zurückgingen. Kretzsch­­­mar vermisst die Zeit, als nach dem Sport noch beim Bier über Gott und die Welt geredet wurde. Heute sei der Verein nur noch Mittel zum Zweck, um für wenig Jahresbeitrag Sport zu treiben. Der frisch eingeführte Mindestlohn und immer neue Regelungen im Vereinsrecht trügen auch nicht dazu bei, der Vereinsführung Freude zu bereiten.

Doch das Vereinsleben habe auch durchaus gute Seiten, sagte Silvia Kretzschmar. Sie freue sich, wenn Vereinsmitglieder sich um die Instandhaltung der Vereinsanlagen kümmerten, sich Rat bei Sorgen und Nöten holten, wenn sich Jung und Alt einfach zum Gruß die Hand reichten oder Hilfe in jedweder Form spendeten, wie es die gesundheitlich angeschlagene Sportfunktionärin selbst erfahren habe. Mit Optimismus hat Silvia Kretzschmar ihrer persönlichen Lage getrotzt und deshalb auch ihr eigenes Credo zum Jahresbeginn gefunden: „Kein Blick nach vorn im Zorn.“

Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker ließ das globale Sportjahr 2014 noch einmal Revue passieren und spannte den Bogen von der kritischen Betrachtung der Olympischen Spiele in Sotschi über die Fußball-Weltmeisterschaft und den früheren jüdischen FC Bayern-Vorsitzenden Kurt Landauer bis hin zur Nicht-Nominierung des Behindertensportlers Markus Rehm für die Leichtatlethik-EM.

Kommunalpolitische Inhalte sparte die Oberbürgermeisterin aus und verwies auf den am Freitag in der Stadthalle anstehenden Dämmerschoppen. Enttäuscht reagierten viele Sportfunktionäre jedoch auf die Tatsache, dass auch Themen des lokalen Sports nahezu unberücksichtigt blieben. Immerhin unterstrich Matt-Heidecker, dass sie davon überzeugt sei, dass mit dem Hallenbadneubau, der Ausgestaltung der Nebenkostenbeteiligung der Vereine, der Sportentwicklungsplanung, dem Bau des Sportvereinszentrums sowie der Profilbildung der Teilortvereine in diesem Jahr noch viel zu tun sei. Die fachliche Unterstützung hatte die Oberbürgermeisterin gleich mitgebracht: Quasi als erste Amtshandlung nahm Almut Cobet, die neue Fachbereichsleiterin Kultur und Soziales, wozu auch das Amt für Bildung, Kultur und Sport zählt, an der Traditionsveranstaltung teil.

Zum Thema Hallenbad unterstrich Hermann Schnizler, Vorsitzender des Kirchheimer Stadtverbandes für Leibesübungen (SfL) noch einmal klar die Position der Kirchheimer Sportvereine und Schulen: „Auch auf der Grundlage der Sportentwicklungsplanung sieht der Sport ein Hallenbad in Kirchheim als unverzichtbar an.“ Besonders in den Teilorten nicht unumstritten ist nach wie vor das VfL-Sportvereinszentrum. Für das Jahr 2015 sieht der SfL-Vorsitzende Arbeit auf sein Gremium zukommen: „Es gilt nun, in der breiten Masse der zukünftigen Nutzer der Einrichtung die Vorbehalte abzubauen und einen positiven, gemeinschaftlichen Blick nach vorn zu richten.“