Lokalsport

Sportpass sorgt für Unmut

Sportvereinszentrum und Profilbildung im Mittelpunkt der SfL-Klausurtagung

Das Sportvereinszentrum des VfL, der damit verbundene Kirchheimer Sportpass sowie die Fortführung der Sportentwicklungsplanung standen am Wochenende im Mittelpunkt der alle zwei Jahre stattfindenden zweitägigen Klausurtagung des Stadtverbandes für Leibesübungen (SfL) im Kleinwalsertal. Für eine Überraschung sorgte der SV Nabern.

Das VfL-Stadion aus der Vogelperspektive: Im hier geplanten Sportvereinszentrum sollen den Vorstellungen des SfL nach bald alle
Das VfL-Stadion aus der Vogelperspektive: Im hier geplanten Sportvereinszentrum sollen den Vorstellungen des SfL nach bald alle Kirchheimer Vereine dieselben Angebote nutzen. Foto: Werner Feirer

Riezlern. Der Baubeginn des VfL-Sportvereinszentrums als einem der Hauptbausteine der Sportentwicklungsplanung ist nur noch Formsache. Die städtische Bürgschaft in Höhe von 1,2 Millionen Euro ist längst vom Regierungspräsidium abgesegnet. „Wir warten derzeit auf die Bürgschaftserklärung der Banken, die dann zur schriftlichen Genehmigung noch einmal an das Regierungspräsidium weitergeleitet wird“, erklärten Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und die VfL-Vorsitzende Doris Imrich. Das Regierungspräsidium, so Matt-Heidecker weiter, habe mittlerweile wohl auch einen Wortlaut für die Genehmigung gefunden, die rechtlich unangreifbar sei. Bereits im November könnte somit die Abrissbirne an der Jesinger Allee zum Einsatz kommen, womit die Fertigstellung des Objekts im Frühjahr 2016 gewährleistet wäre.

Ins Detail ging VfL-Vorstandsmitglied Marc Eisenmann, der den ­untrennbar mit dem Sportvereinszentrum verbundenen Kirchheimer Sportpass vorstellte. Der Ansatz hierzu sei in den Handlungsempfehlungen der kooperativen Sportentwicklungsplanung zu finden, nachdem jedes Mitglied eines im SfL organisierten Kirchheimer Sportvereins auch die Angebote eines anderen Sportvereins nutzen kann, ohne in diesen eintreten zu müssen.

De facto bedeutet dies, dass ein Sportpassinhaber einem VfL-Mitglied bei der Nutzung des Sportvereinszentrums gleichgestellt ist. ­Lediglich Nichtmitglieder, die für einen Übergangszeitraum akzeptiert werden, müssen einen höheren Beitrag zahlen. Jeder Sportpassinhaber wird automatisch Mitglied einer zu gründenden „Abteilung Fitness“, die über ein Delegiertensystem die entsprechende Mitbestimmung erfährt.

Die anfängliche Begeisterung im Plenum erfuhr einen Dämpfer, als die Umlage vorgestellt wurde, die dafür sorgen soll, dass bei allen Nutzern des Sportvereinszentrums die gleichen Vereinsmitgliedsbeiträge gelten sollen. Demnach müsste ein Nutzer, der in einem anderen Verein als dem VfL organisiert ist, eine Umlage in Höhe der Differenz zwischen dem (höheren) VfL-Jahresbeitrag und dem (niedrigeren) Jahresbeitrag des Heimatvereins bezahlen. Die folgenden kontroversen Diskussionen bezogen sich jedoch nicht nur darauf, sondern auch auf den notwendigen Datenaustausch zwischen den Vereinen.

Die Sympathien in den Teilortvereinen bezüglich des Sportvereinszentrums waren freilich deutlich zu ­erkennen. Während der TSV Ötlingen den Sportpass-Gedanken offen mitgeht, scheint sich der TSV Jesingen zu verweigern, entsandte keinen Delegierten zur Tagung und aktualisierte dementsprechend auch nicht die von den Teilortvereinen eingeforderte Profilbildung des Sportangebots.

Einen ungewöhnlichen Weg ging in diesem Zusammenhang hingegen der SV Nabern, der sich in puncto Sportvereinszentrum bedeckt hielt, beim Thema „Profilbildung“ dann aber für einen Paukenschlag sorgte, als am Samstagnachmittag die dreiköpfige Führungsspitze der Naberner Fußballabteilung unerwartet auf der Matte stand. Michael Dangel, Marco Hiller und Björn Renz stellten das Naberner Profil „Zweites Spielfeld“ vor. Manfred Kanal, Vorstand Öffentlichkeitsarbeit im SVN, unterstützte die Aktion der Fußballabteilung, ein zweites Rasen- oder Kunstrasenspielfeld anstatt des maroden, aber mit Trainingsflutlicht versehenen Tennenplatzes zu bekommen. Angesichts von optimistisch gerechneten Kosten von rund 200 000 Euro und der Auslassung des offiziellen Dienstwegs, der einen Antrag beim Kultur- und Sportamt und beim Grünflächenamt vorsieht, zeigte sich Oberbürgermeisterin Matt-Heidecker zwar nicht erfreut. Allerdings nahm sie den Auftritt als Hilferuf für einen beleuchteten Trainingsplatz in der Winterzeit auf und stellte eine kurzfristige „Kirchheimer Lösung“ in Aussicht – eine Art Kooperation zwischen Vereinen, die auch im Gastvortrag von Wolfgang Schubert im Mittelpunkt stand.

Schubert ist hauptamtlicher Geschäftsführer des TSV Heiningen, der 2013 zusammen mit dem TSV Boll, dem TSV Eschenbach und dem GSV Dürnau für die „Kooperative Voralb“ den Innovationspreis des Schwäbischen Turnerbundes erhalten hatte. Die vier Vereine der Kooperative ergänzen sich im Sportangebot und „leihen“ sich gegenseitig und gegen definiertes Entgelt Einrichtungen, Übungsleiter oder Funktionäre gegenseitig aus.

Beim TSV Ötlingen wurde die Profilbildung indes bereits vorangetrieben. Aus einstmals zehn Abteilungen wurden nurmehr acht, weil die mitgliederschwachen Abteilungen Schwimmen und Ski im Bereich „Turnen“ integriert wurden. Hinzu kommen Priorisierungen. So sieht der TSVÖ die Schützenabteilung und die Rhythmische Sportgymnastik als qualifizierte Leistungssportabteilungen vor, während beim Fußball beispielsweise die Integration von Kindern, Jugendlichen und Migranten im Vordergrund stehen soll.

Neue Wege, die aber gleichfalls mit der Sportentwicklungsplanung konform gehen, zeigte der TC Kirchheim auf. Trotz stabiler Mitgliederzahlen zollen die Verantwortlichen dem demografischen Wandel Respekt. So sollen Geländeteile und somit auch Tennisplätze verkauft und in das Mischgebiet „Au“ abgegeben werden. Die Erlöse sollen zur Sanierung der verbliebenen Plätze und der Halle sowie für den Neubau eines Clubhauses ohne weitere Kreditaufnahme genutzt werden. Jörg Kipper vom TCK strebt darüber hinaus auch Kooperationen mit Tennisabteilungen anderer Vereine an und kann sich vorstellen, eine Art Jugendleistungszentrum beim TCK zu integrieren.