Lokalsport

Sprung auf dem Sprung

Holzmadener Biathlon-Talent mit Medaillenchancen bei Jugend-DM

Während Biathlon-Fans landauf, landab momentan den deutschen Skijägern bei der WM in Ruhpolding die Daumen drücken, misst sich der Nachwuchs ab morgen bei der Jugend-DM in Oberhof. Mit dabei auch Nicola Sprung aus Holzmaden, die ihrem Namen alle Ehre macht: Die 16-Jährige ist auf dem Sprung nach ganz oben.

Sprung auf dem Sprung
Sprung auf dem Sprung

Furtwangen. Wenn übermorgen in Ruhpolding gegen Viertel nach drei die deutsche 4 x 7,5-Kilometer-Staffel der Männer auf Goldjagd bei den Weltmeisterschaften geht, wird Nicola Sprung rund 450 Kilometer weiter nördlich ihren Biathlon-Arbeitstag bereits seit Stunden beendet haben. Punkt 9.45 Uhr startet für sie am Freitag in Oberhof Teil eins der Mission Medaillengewinn – die junge Holzmadenerin geht bei den deutschen Jugendmeisterschaften im Einzel, im Sprint (Samstag) und in der Staffel (Sonntag) an den Start. „Mein Ziel ist eine Medaille“, sagt sie selbstbewusst.

Warum auch nicht? Schließlich fährt sie als amtierende deutsche Meisterin im Sprint und Bronzemedaillengewinnerin im Einzel nach Thüringen. Seit dem Doppelerfolg bei der Jugend-DM 2011 geht‘s für Nicola Sprung steil nach oben. Nachdem sie zum Abschluss der vergangenen Saison Platz drei in der Gesamtwertung des Deutschlandpokals belegt hatte – der in ihrer Altersklasse bundesweit hochrangigsten Wettkampfserie –, wurde auch die Talentschmiede des Skiinternats Furtwangen auf sie aufmerksam. Seit September vergangenen Jahres lebt die 16-Jährige zusammen mit dem hoffnungsvollsten Nachwuchs des nordischen Skisports in der Eliteschule des Deutschen Olympischen Sportbunds im Schwarzwald. Dort feilen ihre Trainer Ina Metzner und Dirk Scheja jeden Tag zwischen 15 und 18 Uhr an Form und Fähigkeiten der Elftklässlerin, die am internatseigenen Wirtschaftsgymnasium Abitur machen will. „Im Schießen gehöre ich schon immer zu den Besten“, sagt sie bezüglich ihrer Stärken, „was das Laufen angeht, brauche ich zu Saisonbeginn immer ein paar Rennen, bis ich drin bin.“

Von den Eltern und der jüngeren Schwester Milena getrennt zu sein, macht Nicola im Internatsalltag wenig Probleme. „Für meine Mama war‘s glaube ich schlimmer, als ich weg bin“, lacht sie, „aber ich bin ja gut aufgehoben hier.“ Und sollte zwischen dem täglichen Training und dem Schulbesuch doch mal Heimweh nach Holzmaden aufkommen, hat sie in Furtwangen schon An­schluss gefunden – Alina Waldvogel von der WSG Feldberg ist beste Freundin und größte Konkurrentin in Personalunion. Gemeinsam mit drei weiteren Medaillenhoffnungen des Skiinternats ging‘s für die beiden Freundinnen bereits gestern von Furtwangen nach Oberhof, wo heute ein individuelles Abschlusstraining mit Strecken- und Schießstandbesichtigung ansteht.

Nicola Sprung kennt sich in Oberhof bestens aus, ist sie hier in der vergangenen Saison im Rahmen des Deutschlandpokals doch zwei Mal aufs Treppchen gefahren. „Oberhof gehört zu meinen Lieblingsstrecken“, sagt sie. Ob‘s hilft? Schließlich ist die zwölf Mädels starke Konkurrenz im Sprint- und Einzelrennen ihrer Einschätzung nach auf dem gleichen Leistungsniveau. „Jede kann gewinnen, eine Favoritin gibt‘s nicht“, sagt sie. In ihrer Altersklasse geht‘s im Einzel über zehn Kilometer mit jeweils zwei Liegend- und Stehend-Schießeinlagen, der Sprint hält auf sechs Kilometern Länge je eine Schießeinlage mit dem 3,6 Kilo schweren Kleinkalibergewehr parat.

Unabhängig vom Abschneiden freut sich Nicola auch auf ein Wiedersehen mit der Familie, die den langen Weg von Holzmaden nach Oberhof auf sich nimmt. „Das ist doch klar, wir wollen sie moralisch unterstützen“, sagt Mutter Annett Sprung, die sich wie Vater Ulf extra freinimmt. Mit dabei wird auch Familien-Labrador Nigel sein, der keinen Wettkampf verpasst hat, seit Nicola vor knapp vier Jahren bei der Skizunft Uhingen mit dem Biathlon begann.

Ein Ende ihres kometenhaften Aufstiegs ist dabei noch lange nicht in Sicht, im Gegenteil. Bleibt sie verletzungsfrei und trainiert weiter fleißig, winkt übernächste Saison die Berufung in den C-Kader, in dem es bereits Wettkämpfe auf internationaler Ebene gibt – und wer weiß: Vielleicht schafft sie ja eines Tages den Sprung in den Weltcupzirkus und geht dann selbst auf Jagd nach WM-Gold, wie ihre großen Vorbilder momentan in Ruhpolding.