Lokalsport

Überleben geht nur mit Flexibilität

Mitgliederschwund in Folge des demografischen Wandels trifft auch Skibezirk Mittlere Alb

Auch wenn der bislang so schneereiche Winter für ein positives Zwischenfazit sorgt: Wintersport treibende Vereine und Abteilungen stehen vor gewaltige Herausforderungen, vor allem vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung und knapper werdender Geldmittel. Wie man Nachwuchs gewinnt und bei der Stange hält, ist auch rund um die Teck das große Thema.

Überleben geht nur mit Flexibilität

Kirchheim. Immer mehr Alte bei immer weniger Jungen – dass sich die Alterspyramide in Deutschland längst auf den Kopf gestellt hat, ist bekannt. Dass die Auswirkungen des demografischen Wandels auch den organisierten Sport vor gewaltige Herausforderungen stellen, ebenfalls. Besonders hart trifft es jedoch den Wintersport: Wer sich auf einem immer breiter werdenden Markt konkurrierender Freizeitangebote witterungsbedingt maximal ein Halbjahr lang präsentieren kann, hat es doppelt schwer.

Im Deutschen Skiverband hat man dies offenbar erkannt, setzten die DSV-Oberen in den vergangenen Jahren doch immer mehr auch auf den alpinen Inline-Bereich, der den Sport mittlerweile schlagzeilenträchtig über den Sommer rettet – nicht zuletzt dank der Erfolge, die Athleten aus dem Skibezirk Mittlere Alb erringen, zu dem die Teckregion gehört. Talente wie die amtierende Weltmeis­terin Ann-Kathrin Stolz vom TV Neidlingen halten hier die lokale Fahne hoch und zeigen, dass Wintersportabteilungen, die ihr sportliches Angebot an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen, durchaus belohnt werden – Flexibilität wird hier in Zukunft der Schlüssel zum Überleben der Vereine.

Das hat auch Martin Moll, Vorsitzender des Skibezirks Mittlere Alb, längst erkannt. „Je nach Wetterlage muss man auch mal kurzfristig in der Lage sein, einen Skikurs abzuhalten“, fordert er. Unter den rund 90 Bezirksvereinen hat hier offenbar inzwischen ein Umdenken stattgefunden. Gemeinsame Skikurse oder Ausfahrten sind längst an der Tagesordnung – nur eine Folge des stetigen Mitgliederschwunds, mit dem selbst ein Vorzeigebezirk wie Mittlere Alb zu kämpfen hat. „Kein anderer Bezirk innerhalb des Schwäbsichen Skiverbands hat so viele Bundes- und Landesausbilder wie wir und auch in der Breite des Sportangebots sind wir gut aufgestellt“, freut sich Martin Moll, „aber trotzdem verlieren wir mangels Mitgliedern jedes Jahr drei bis vier Vereine.“

Diese Entwicklung ist direkte Folge des demografischen Wandels, der auch Rolf Schildhabl als Vorsitzendem des Skiclubs Lenninger Alb (SLA) Sorge bereitet. „Allein in Lenningen ist die Zahl der einzuschulenden Kinder zwischen 1990 und 2005 von 127 auf 60 gesunken, die Gemeinde hat in diesem Zeitraum insgesamt 1 500 Einwohner verloren.“ Wie man dem daraus resultierenden Mitgliederschwund begegnen kann, ist für den SLA-Boss die große Frage. „Wir müssen unsere Angebote noch attraktiver machen“, sagt er, der darum mit dem SLA im Netzwerk „Sport im Lenninger Tal“ vertreten ist, in dem den Mitgliedern die Angebote aller Vereine offen stehen. Die Rechnung ist simpel: Über durchlässige Vereinsgrenzen hinweg sollen durch den Breitensport und das „gesellige Beisammensein“ (Schildhabl) langfristig neue Mitglieder gewonnen werden.

Gefragt ist dabei wie so oft ehrenamtliches Engagement im Übermaß. Zumal die finanziellen Mittel immer knapper werden – sowohl in den privaten als auch den öffentlichen Kassen. Einerseits hält die seit Jahren negativ verlaufende Lohnentwicklung in Deutschland mit den steigenden Preisen für Ausrüstung, Liftkarten oder Übernachtungen nicht mit. Gleichzeitig muss Bezirksboss Martin Moll erst in diesem Winter eine vom SSV auferlegte Mittelkürzung von 20 Prozent schlucken. Gerade mal noch 7 500 Euro kann er auf die verschiedenen Ressorts verteilen. „Wie soll man da noch gut arbeiten können“, fragt er nicht zu unrecht: Breiten- und Wettkampfsport miteinander zu verknüpfen, gerät vor diesem Hintergrund jedes Jahr aufs Neue zur Herkulesaufgabe.

Diese wurde in den vergangenen immerhin durch die günstigen Witterungsverhältnisse erleichtert. „Die schneereichen Winter haben uns mehr als gut getan“, weiß Moll, der trotz aller Unwägbarkeiten in Sachen Mitgliederschwund und Gelderknappheit optimistisch in die Zukunft blickt. „Im Bezirk haben wir in allen Bereichen ein sehr hohes Niveau. Wenn‘s noch ein paar schnee­reiche Winter hintereinander gibt, sehe ich mittelfristig nicht schwarz.“