Lokalsport

Ums nackte Überleben

Tennis: Oberliga-Aufsteiger TC Kirchheim steht vor schwieriger Saison

Oberliga, wir kommen – ganz ohne Stars: Wenn die Tennis-Verbandsrunde am 14. Juni in die neue Saison startet, dann setzt Aufsteiger TC Kirchheim weitgehend auf die gehabte Spieler-Formation. Kostspielige Neuverpflichtungen wie in der Vergangenheit sind endgültig passé.

Dauerbrenner Jörn Kaiser: Kirchheims 44-jähriger Spielertrainer mischt auch in der neuern Oberliga-Spielzeit aktiv mit.Foto: Ger
Dauerbrenner Jörn Kaiser: Kirchheims 44-jähriger Spielertrainer mischt auch in der neuern Oberliga-Spielzeit aktiv mit.Foto: Gerald Prießnitz

Kirchheim. Es waren die erfolgreichsten Zeiten, die der Club jemals erlebte: Während ihrer Oberliga-Dauerpräsenz zwischen 1989 und 2004 klopfte die erste Herrenmannschaft des TC Kirchheim als Meister zwei Mal an die Tür nach oben. Ein Tscheche namens Petr Dezort und der Argentinier Sebastian Bettiol waren die Helden von einst – Dezort, Nummer 206 der Welt, „gewann fast alle Spiele“, wie sich TCK-Spielertrainer Jörn Kaiser erinnert. Dezort war vom damaligen TCK-Coach Petr Krcmar unter die Teck gelotst worden und reiste zu jedem Spiel eigens mit dem Auto aus seiner tschechischen Heimat an. Kaiser: „Der Mann war sein Geld wert.“ Dass die TCK-Cracks knapp scheiterten in der Zweitliga-Qualifikation, war am wenigsten der Leistung des Ausnahmekönners aus dem Osten geschuldet.

Nostalgie. In der am 14. Juni mit dem Heimspiel gegen den TC Herrenberg beginnenden Oberliga-Spielzeit 2015 findet sich kein einziger TCK-Spieler mehr, der von weit her kommt, Profi-Status hat und für gute Leistung gutes Geld verlangt. Keine kostspieligen Fremdstars mehr – die neue TCK-Philosophie führt dazu, dass Toni Holzinger (1), Alexander Miehle (2), Jörn Kaiser (3), Benjamin Dröge (4), Manuel Zabukovec (5) und Rico Holzinger (6) vermutlich die TCK-Stammsechs in der kommenden Oberliga-Saison bilden werden – also exakt jene Spieler, die in der letztjährigen Verbandsligasaison per 7:2-Auftaktsieg in Sindelfingen den Grundstein für die spätere Meisterschaft samt Direktaufstieg gelegt hatten.

Einziger Neuzugang bei den Kirchheimern ist Andreas Wiedmayer (24) von der Spielgemeinschaft Jettingen/Mötzingen, mit der er im Vorjahr aus der Verbandsliga-Gruppe 5 abstieg. Wiedmayer, in der verkorksten Saison bei allen acht Einsätzen sieglos, hofft nach seinem Umzug nach Kirchheim auf die sportliche Trendwende. „Andreas Wiedmayer ist einer, der als Nummer fünf oder sechs infrage kommen könnte“, glaubt sein neuer Mannschaftskamerad Benjamin Dröge. Für ein TCK-Oberliga-Debüt müsste Wiedmayer im Training allerdings richtig Gas geben: Positions-Rivale Rico Holzinger ist nach seinem Bänderriss im Sprunggelenk vor zehn Monaten inzwischen wieder topfit.

Gut vier Wochen haben die Kirchheimer noch, um sich auf den Tennisplätzen an der Arnulfstraße für das Oberliga-Abenteuer zu wappnen. Daran, dass es sportlich nur ums nackte Überleben gehen wird, lässt keiner einen Zweifel – weder Trainer noch Spieler. „Das Saisonziel ist der Klassenerhalt“, sagt Jörn Kaiser, der 44 ist und zum x-ten Mal zur festen Mannschaftsgröße wird. Im Vorjahr gewann Kaiser an der Seite eines gewissen Luis James Baclini (23) alle sechs Verbandsliga-Doppelmatchs – gerne hätte der Coach den Venezolaner, der wegen der politischen Unruhen in seinem Heimatland nach Deutschland gekommen war, in der Oberliga als Mitspieler gesehen. Doch daraus wird in diesem Jahr wohl eher nichts.