Lokalsport

Verlieren als Standard

VfL-Wasserballer sind praktisch abgestiegen – Heute gegen Bietigheim

Die Wasserballer des VfL Kirchheim auf Tauchstation: Zwei Jahre nach dem glorreichen Aufstieg in die Oberliga ist der Niedergang zurück in die Verbandsliga mit der 5:14-Niederlage beim SV Bietigheim praktisch vollzogen. Vier Spiele vor dem Saisonende am 16. Juli beträgt der Rückstand zum rettenden Ufer elf Punkte – eine aussichtslose Situation.

Harter Sport: Wasserball ist eine der kraftraubendsten Sportarten überhaupt. Foto: Deniz Calagan
Harter Sport: Wasserball ist eine der kraftraubendsten Sportarten überhaupt. Foto: Deniz Calagan

Kirchheim. In der Eishockey-Stadt nichts Neues. Dort, wo in der kalten Jahreszeit die „Steelers“ aus allen Rohren ballern und öfters mal Schützenfeste in der DEL2 veranstalten, kassierten auch die VfL-Wasserballer Tore wie am Fließband. 5:14 stand es am Ende der Oberliga-Partie beim SV Bietigheim am vergangenen Montagabend – die elfte zweistellige Niederlage im 14. Saisonspiel. Nichts geht für die VfL-Sieben in diesem Jahr, doch verhext ist die Situation beileibe nicht. Denn seltener hat die Mannschaft verdienter verloren als in diesen Tagen, wo eine Englische Woche die andere jagt. Die vielen Spiele nag(t)en an der Kondition der Kirchheimer Spieler, die in der Saisonvorbereitung das schwer wiegende Handicap eines nicht wasserballtauglichen Hallenbads zu verkraften hatten: Ein Trainingsbetrieb war oft nur mit angezogener Handbremse möglich, und mitunter kamen nicht mehr als vier oder fünf Spieler ins Dettinger Bad. Außerdem auf der VfL-Mängelliste 2014/15: Personalknappheit, die sich fast durch alle Spiele zog.

Besonders das Fehlen von Torjäger Maximilian Oelsner traf die Mannschaft empfindlich. Der 27-jährige Maschinenbaustudent fehlte in den vergangenen Wochen fast ständig, weil er in Prüfungsarbeiten steckt. Auch Kader-Stammkräfte wie Henning Seibold (Rücken) oder Aleksandar Suf konnten öfters oder gar nicht spielen, hinzu kam, dass mancher VfL-Akteur erst in Trainingsrückstand geriet und danach außer Form. Die VfL-Mannschaft – häufig nicht konkurrenzfähig. „Tatsächlich ist unsere Mannschaft derzeit nicht oberligatauglich“, räumt VfL-Wasserballwart Alexander Gonser ein und nimmt sich damit selbst in die Kritik: Gonser („wir haben uns von der Oberliga bereits verabschiedet“) gehört ebenfalls zum Oberliga-Kader.

Auch Routinier Peter Funke (55) ist einer aus der Schwimmabteilung, der die Lage der Wasserballer realistisch sieht. Praktisch sein komplettes Sportlerleben fungierte er als Spieler, Spielertrainer oder Trainer. Er ist sich sicher, dass auf dem sportlichen Weg nichts mehr geht. Wenn überhaupt, dann nur durch einen nachträglichen Beschluss der Verbands-Macher, vom Abstiegs-Regelfall (zwei Absteiger) aus Aufstockungs- oder anderen Gründen nachträglich abzusehen.

Wo die VfL-Perspektive ist? Sie liegt darin, in den anstehenden Heimspielen gegen den SV Bietigheim (heute) und SGW Leimen/Mannheim II (kommenden Freitag/jeweils 20.15 Uhr im Freibad) sich nochmals voll reinzuknien, um die Saisonstatistik mit dem VfL-Durchschnittswert von 6:16 Toren pro Spiel nicht ins Bodenlose abfallen zu lassen. Denn just zum Saisonschluss geht‘s zum Kellerduell nach Backnang. „Dort wollen wir unbedingt gewinnen, um Vorletzter zu bleiben und unsere Minimalchance auf den Klassenerhalt zu wahren“, sagt Gonser.

Ansonsten geht der Blick schon über den Sommer hinaus. Die Chance, dass der VfL in der Verbandsliga wieder zurück auf die Erfolgsspur findet, ist gegeben. Denn erstens ist dann Torjäger Oelsner wieder regelmäßig einsetzbar, zweitens verstärken die mit viel Vorschusslorbeeren bedachten Dominic Kosic, Simon Kreipl und Andreas Pfannenstein bald endgültig den Kader, und drittens probieren die VfL-Verantwortlichen dieser Tage intensiv, den bundesligaerprobten Kirchheimer Lars Blankenhorn (22) von seinem jetzigen Verein SV Ludwigsburg II zurück an die Lauter zu lotsen. „Wir sind mit Lars im Gespräch“, sagt Gonser über seinen Wunschspieler, der seinen Ex-Kameraden bei Heimspielen im Freibad oft die Daumen drückt. Blankenhorn, dem drei weitere Angebote vorliegen, will sich „bis Mitte August“ entscheiden.

Nur mit einem Aus​wechselspieler in Bietigheim

Schon wieder Ausfälle Im Auswärtsspiel beim SV Bietigheim verlor der VfL Kirchheim nach recht einseitigen Vierteln (2:4, 0:3, 2:4, 1:3) mit 5:14. Damit verzeichnete die Mannschaft im 14. Spiel die 12. Niederlage und verblieb auf dem neunten und vorletzten Tabellenplatz. Für Statistiker: Der VfL, der auf Alexander Gonser (verletzt) und Maximilian Oelsner (Studium) verzichten musste, spielte mit Süß – H. Kreipl (2), Pfannenstein, Stecher (1), Rieke (1), U. Gonser, M. Gonser und Härtl.tb