Lokalsport

„Vielleicht werden sie nervös“: VfL-Traum vom Favoritensturz

Kunstturnen Obwohl die Punktebilanz klar gegen sie spricht, fährt die Herrenriege des VfL Kirchheim nicht chancenlos zum Aufstiegskampf nach Singen. Von Heiko Paul

Am Tag der Vizemeisterschaft in der dritten Bundesliga: Julian Hausch am Seitpferd. Heute Nachmittag geht‘s um mehr: um den Aufs
Am Tag der Vizemeisterschaft in der dritten Bundesliga: Julian Hausch am Seitpferd. Heute Nachmittag geht‘s um mehr: um den Aufstieg in die zweite Liga.Foto: Markus Brändli

Nach 2014 hat die Männerriege des VfL Kirchheim zum zweiten Mal die Möglichkeit, in die zweite Kunstturn-Bundesliga aufzusteigen. In Singen am Hohentwiel gibt es heute ab 14 Uhr das entscheidende Duell gegen den KTV Ries.

Wenn sich die Chance ergibt, warum sie dann nicht nutzen: Das ist die Devise der VfL-Turner. Nachdem sich die Drittliga-Turner mit einer ausgezeichneten Saisonleistung zum Vizemeister machten, wollen sie mehr. Nach anfänglichem Zögern heißt die Marschroute jetzt: Volldampf voraus. Gegner in Singen ist der Meister der 3. Bundesliga Nord, die KTV Ries. Zweimal haben die Kirchheimer bislang gegen die Bayern geturnt: einmal gewonnen, vor zwei Jahren zu Hause und letzte Saison auswärts verloren. Ries hatte sich damals in dem verbissen geführten Wettkampf als Vizemeister Süd für das Aufstiegsfinale qualifiziert, war dann aber an den Turnern der Eintracht Frankfurt, 2015 Sieger der 3. Bundesliga Nord, gescheitert.

Dass die KTV Ries dieses Jahr als Sieger der dritten Bundesliga Nord beim Aufstiegsfinale antritt, ist kurios, aber leicht zu erklären: Weil sich immer mehr Mannschaften aus südlichen Gefilden für die höheren Klassen der Deutschen Turnliga (DTL) qualifizieren, wandert die Nord-Süd-Grenze immer weiter gen Süden. Und die KTV Ries hat es jetzt eben erwischt, muss in der Nordliga antreten. Das nutzten die Nördlinger für einen ungefährdeten Durchmarsch. Die Mannschaft ist bärenstark, wie die Ergebnisse der letzten Monate zeigten. Ries hat drei Ausländer im Kader, zwei Ungarn und einen Russen, die je nach Anforderung eingesetzt werden. Weiter hat Ries den ohnehin starken Kader für die laufende Saison mit ehemaligen Erstliga-Turnern und einem Jugendnationalturner verstärkt.

Da ist klar, wer haushoher Favorit auf den Sieg ist: Ries. Schaut man aber genauer hin, wird klar, dass sich die VfL-Turner keinesfalls verstecken brauchen. Denn sie haben durchaus noch Steigerungspotenzial, wie die letzten Wettkämpfe zeigten. So wurden beim letzten Sieg gegen den Turnverein Hanauerland am Boden und am Pauschenpferd reihenweise Punkte verschenkt. Bei der Niederlage gegen den TV Schiltach die Woche zuvor war es nicht anders. Und wer auf die Tabelle der Top-Scorer der Liga schaut, findet Julian Hausch und Marcus Bay an dritter und fünfter Stelle. Simon Paul ist nach seiner Daumenverletzung auf Rang 16 zurückgefallen, bewegt sich zusammen mit Manuel Halbisch aber immer noch im Vorderfeld der Top-Scorer: Die mannschaftliche Geschlossenheit in der Einzelsportart Turnen ist der Trumpf der Kirchheimer, die von den Trainern Jürgen Heine und Herbert Leikov bestens auf das Topereignis vorbereitet sind.

In Singen kann der VfL voraussichtlich in Bestbesetzung antreten. Julian Hausch und Marcus Bay werden alle sechs Geräte turnen, Simon Paul muss nach wie vor aufs Pauschenpferd verzichten, kommt dann auf vier Einsätze. Manuel Hofmann, Manuel Halbisch, Henning Weise und Waldemar Guillard werden sich die freien Plätze teilen.

„Auch die KTV Ries muss den Wettkampf erst mal turnen“, zeigt VfL-Coach Matthias Pohl Chancen seiner Turner auf. „Wie es aussieht, beginnen wir am Pauschenpferd. Da können wir die KTV unter Druck setzen und gleich mal Score-Punkte sammeln. Vielleicht werden sie nervös“, hofft er. Das Gute ist: Als Außenseiter haben die Kirchheimer nichts zu verlieren.