Lokalsport

Von schwindenden Sorgen und wachsendem Holz

Der VfL Kirchheim hat im neuen Sportvereinszentrum gestern Richtfest gefeiert – Startschuss für Mitgliederwerbung

Für die Zimmerleute ist es der Festtag schlechthin. Für den VfL Kirchheim ist es der Zwischenstopp auf dem Weg vom Spatenstich im vergangenen August zur Eröffnung im September. Das Sportvereinszentrum beim Stadion wächst. Gestern war Richtfest.

„Mit Gunst und Verlaub“

„Mit Gunst und Verlaub“ - Vereinsmitglieder und Gäste aus Wirtschaft, Sport und Politik lauschten gestern dem Richtspruch des Zimmermanns. Freude über den Baufortschritt auch bei Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker und VfL-Vereinschefin Doris Imrich.    Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Es gibt Kommunalpolitiker und Funktionäre, die hören bekanntlich das Gras wachsen. Wer gestern die Ohren an der richtigen Stelle spitzte, der konnte das Holz wachsen hören. 450 Kubikmeter davon werden im neuen Vereinsdomizil des VfL derzeit verbaut. Gerade soviel wie für die Dauer einer Bauherren-Rede in süddeutschen Wäldern nachwächst. Ein bemerkenswerter Satz und doch nicht der wichtigste, den Generalunternehmer Dirk Oettel den Gästen beim Richtfest gestern vorsetzte. Der nämlich klang so: Kostenrahmen und Zeitplan sind nicht in Gefahr. Anders ausgedrückt: Mitte September kann eröffnet werden.

Die angespannten Mienen bei den VfL-Verantwortlichen sie lockern sich und anders noch als bei den Mitgliederversammlungen in den zurückliegenden Jahren, als es um Grundsätzliches zum Bauvorhaben ging, waren gestern nur die Temperaturen eisig. Wenn ein altes Zechlied zutrifft, wonach man sich jeglicher Sorgen am besten dadurch entledigt, dass man sie in ein Gläschen Wein schütte, dann blickt man beim VfL einer glücklichen Zukunft entgegen. Der Zimmermann jedenfalls ließ gestern dreimal nachschenken, ehe das Glas in der Tiefe zerschellte.

Freude und Erleichterung darüber, dass ein lange Zeit umstrittenes Objekt nicht nur Gestalt annimt, sondern auch Zuspruch findet, waren gestern allenthalben spürbar. Nicht nur bei Vereinschefin Doris Imrich, die diese Woche auf der Stuttgarter Intergastra Mobiliar fürs neue Vereins-Bistro sichten durfte, statt über Bankverträgen zu brüten und die mit dem Kirchheimer Skiausstatter Leki freudenstrahlend einen „dauerhaften Partner und Geldgeber“ präsentierte. Für alle Fälle stand draußen noch ein Spendenkässle.

Kirchheims Oberbürgermeisterin, die in ihrem Grußwort zuvor noch bildlich über „Wassergräben“ gesprungen war, die dem VfL während der Projektphase einen einfachen Weg verbaut hätten, auch sie kam gestern trockenen Fußes nach Hause. Selbst die Gulaschsuppe mundete. Alles gut also.

Ganz verflogen ist die Spannung nicht. Mit dem Richtfest gestern fiel auch der Startschuss für alle Mitglieder und jene, die es werden wollen. Die ersten 400 Unterzeichner sollen ein halbes Jahr lang kostenlos trainieren dürfen. Zwanzig Plätze sind schon reserviert. 3 500 Flyer sollen in den kommenden Wochen dafür sorgen, dass es rasch mehr werden. Mit einer zweiten Mitgliedswelle rechnet Doris Imrich nach Pfingsten. Dann, wenn die ersten Führungen durch die neuen Räume stattgefunden haben. Am Tag des Sports, dem 17. Juli, wenn sich sämtliche Abteilungen des VfL auf dem Stadiongelände präsentieren werden, soll das neue Vereinszentrum dann erstmals im Blickpunkt der Öffentlichkeit stehen.

Bis dahin wird auch eine weitere wichtige Frage geklärt sein: wer die Einrichtung als hauptamtlicher Geschäftsführer leiten soll. Bisher gibt es 30 Kandidaten für den Job, der bundesweit ausgeschrieben werden musste. Eine Findungskommission aus Mitgliedern des Vereinsvorstands zieht derzeit eine Handvoll Bewerber in die engere Wahl. In den kommenden zwei Wochen sind Bewerbungsgespräche angesetzt. Dienstbeginn ist der 1. Juni.

Sportpass-Nutzer erhalten Komplettpaket

VfL-Mitglieder, die im neuen Vereinszentrum ab September trainieren wollen, haben die Wahl: Eine ganzjährige Mitgliedschaft kostet 48 Euro monatlich, wer nur eine Jahreshälfte dort trainieren will, bezahlt 54 Euro. In beiden Fällen steht Mitgliedern das komplette Kursangebot und auch die Sauna zur Verfügung. Das Gleiche gilt für Sportbegeisterte anderer Kirchheimer Vereine, die einen sogenannten Sportpass erwerben. Einziger Unterschied: Nicht-Mitgliedern des VfL Kirchheim bleibt im Vereinszentrum nur die Vollmitgliedschaft. VfL-Beitragszahler hingegen können sich aus verschiedenen Angebotsbereichen ein maßgeschneidertes Programm zusammenstellen, nur gezielt Kurse buchen oder etwa auf die Sauna verzichten. Ein Weg, für den sich der VfL in Abstimmung mit den anderen Kirchheimer Sportvereinen entschieden hat. Er soll verhindern, dass Kurse der Nachbarvereine ausbluten, weil deren Mitglieder Einzelkurse im neuen Vereinszentrum vorziehen. „Wir wollen keine Konkurrenz innerhalb Kirchheims schaffen“, sagt VfL-Chefin Doris Imrich. Nach und nach entfallen sollen die seitherigen Kurse des VfL in den städtischen Hallen. Dafür gibt es eine viermonatige Übergangszeit bis zum Ende des Jahres. Doris Imrich hat bereits signalisiert, dass es in begründbaren Fällen Ausnahmen geben könnte. Es sei denkbar, einen seit vielen Jahren gut besuchten Kurs mit festen Übungsleitern am alten Ort zu belassen. Ein Freischein sei das nicht: „Wir dürfen uns nicht verzetteln“, warnt die Vereinsvorsitzende. „Tradition ist wichtig, aber wir müssen uns Neuem öffnen und zeitgemäß arbeiten“, meint Imrich. „Da gibt es kein Zurück.“bk