Lokalsport

Von Weilheim über Stuttgart nach Kreta

Athanasios Tsourakis (25) über seine Karriere als Profifußballer und das Leben in Griechenland

Welches Kind hat ihn nicht, den Traum, einmal Fußballprofi zu sein? Der ehemalige Weilheimer Jugendspieler Athanasios Tsourakis hat‘s geschafft. Der 25-Jährige steht beim griechischen Erstligisten F.C. Platanias auf Kreta unter Vertrag. Verbindungen in die alte Heimat hat „Atha“ aber immer noch.

Lebt seinen Kindheitstraum: Athanasios Tsourakis spielt seit 2014 in der ersten griechischen Liga für den kretischen Klub Platan
Lebt seinen Kindheitstraum: Athanasios Tsourakis spielt seit 2014 in der ersten griechischen Liga für den kretischen Klub Platanias. Hier bejubelt er seinen Treffer zum 1:0-Sieg über Panthrakikos Komotini.Foto: Makis Kartsonakis

Platanias. Ein typischer Tagesablauf für Athanasios Tsourakis: aufstehen, frühstücken, trainieren, Mittagessen, Mittagschlaf, einen Kaffee trinken, trainieren, Abendessen und wieder schlafen. So stellt man sich das Leben eines Profis vor. Wobei es an den Wochenenden, insbesondere bei Auswärtsspielen, stressig sein kann. „Die sind von Kreta aus immer mit einem Flug verbunden, was recht anstrengend sein kann“, sagt der 25-jährige Stürmer.

„Atha“, wie man ihn nennt, der direkt aus der Weilheimer D-Jugend in die U 14 des VfB Stuttgart gewechselt war, wurde fünf Jahre lang in Stuttgart ausgebildet. Vom VfB verschlug es ihn zur U 19 des MSV Duisburg, bei dem er vier Jahre später Drittliga-Profi wurde. Als sein Vertrag im Sommer 2014 nicht verlängert wurde, nahm er das Angebot des F.C. Platanias an und wechselte in die erste griechische Liga. „Der damalige Trainer wollte mich schon zwei Jahre zuvor holen, ich wollte mich aber erst in Deutschland bis zu den oberen Spielklassen durchschlagen“, beschreibt Tsourakis die damalige Situation.

Nicht ganz unbeteiligt an seiner Karriere ist Giuseppe Forzano, der zu Weilheimer Zeiten auf ihn aufmerksam wurde und ihn dann Reinhard Matschi, dem damaligen C-Jugend-Trainer des VfB, empfohlen hatte. „Reinhard verdanke ich unglaublich viel, er hat immer an mich geglaubt und mir die ersten Schritte beim VfB erleichtert“, so Tsourakis.

Die Bundesliga verfolgt er auch aus Griechenland so gut es geht und erfreut sich über die Entwicklung seines Kumpels Daniel Didavi, der einst mit ihm in der Stuttgarter Jugend kickte. „Es ist schön, zu sehen, wie Dida zum Star der Mannschaft gereift ist“, lobt der Grieche seinen Ex-Teamkollegen. „Wir haben weiterhin Kontakt, verfolgen den Werdegang des jeweils anderen“, so Tsourakis. Auch den Draht zu seinen ehemaligen Klassen- und Schulkameraden unter der Limburg hat er nicht verloren. „Ich freue mich jedes Mal riesig, bei meinem Urlaub nach Weilheim kommen zu können und vertraute Gesichter zu sehen.“

Wie viele andere Kinder auch, hatte er den Wunsch, Fußballprofi zu werden. Das hat er spätestens jetzt auf Kreta beim F.C. Platanias erreicht. „Ich bin sehr glücklich, diesen Traum verwirklicht zu haben, schließlich kommt man dabei viel rum und macht tolle Erfahrungen“, sagt Tsourakis. Allerdings hat das Ganze auch seine Schattenseiten: Umzüge und Ortswechsel machen es oft schwierig, sich richtig einzuleben. Dazu kommt noch die weite Entfernung zu Familie und Freunden in der alte Heimat Weilheim.

Vergangenes Jahr hat der Stürmer mehrmals unter Beweis gestellt, dass er sich in der griechischen Liga durchsetzen kann. Immerhin hat er 23 von 34 möglichen Spielen absolviert. Im Moment leidet der Kicker aus Weilheim unter einem Trainerwechsel, schmort viel auf der Bank. „Im Moment komme ich nicht wie gewünscht zum Zuge, aber das kann sich im Fußball immer ganz rasch ändern“, beschreibt er seine aktuelle Lage. Seine Ziele für Griechenland hat er trotzdem fest im Blick: „Einmal für eines der Topteams zu spielen und eventuell griechischer Nationalspieler zu werden“, sagt er selbstbewusst.

Eine Rückkehr nach Deutschland schließt er nicht aus, allerdings erhofft sich der Grieche, dann mindestens in der 2. Bundesliga unterzukommen. Über aktuelle Gerüchte eines Wechsels zu den Stuttgarter Kickers will er nichts sagen. „Ich hatte zwei konkrete Angebote aus der ersten griechischen Liga für einen Wechsel im Winter. Allerdings habe ich bei Platanias noch den Vertrag bis 2017, und die Angebote erschienen mir nicht lukrativ genug“, sagt Atha.

Der Verdienst bei einer Durchschnittsmannschaft aus der griechischen Super League sei in etwa mit dem Gehalt bei einer deutschen Zweitligamannschaft vergleichbar. Zwar traf die Wirtschaftskrise Griechenland vor seiner Zeit auf Kreta, doch laut Tsourakis ging es dem griechischen Fußball vor ein paar Jahren deutlich besser. „Die Vereine sind vorsichtiger geworden, wenn es da­rum geht, hohe Gehälter oder hohe Ablösesummen zu zahlen.“ Er selbst wähnt sich für den Fall, dass er keine Angebote von Topklubs erhalten sollte, jedoch auf der sicheren Seite. „Ich habe ein abgeschlossenes Bachelor-Studium in Betriebswirtschaftslehre, sodass ich für die Karriere nach der Karriere gerüstet bin.“

Auf die Frage hin, ob er sich noch für seinen Heimatverein aus Weilheim interessiert, antwortet er mit einem Augenzwinkern: „Einmal Weilheim, immer Weilheim.“