Kirchheim. Eine Party ins Blaue hinein zu planen, macht niemand gern. Auch Ulrich Tangl würde gerne sicher sein, dass er am 29. März nicht vor leeren Zuschauerrängen in der Sporthalle Stadtmitte die Sektkorken knallen lässt. Der Geschäftsführer der VfL-Basketballer will nach dem letzten Saisonspiel der Kirchheimer Korbjäger gegen den TV Konstanz II gebührend Meisterschaft und Aufstieg feiern lassen.
Während beides ob der Dominanz des ungeschlagenen Tabellenführers bereits fünf Spieltage vor Rundenende als sicher gilt, steht die Austragung des finalen Ligaduells noch in den Sternen. „Ich habe ein bisschen Sorge, dass Konstanz nicht antritt, weil die zuletzt nur wenig Spieler hatten“, mutmaßt Tangl, der wenig Wert auf ein Deja-vu legt: Vor zwei Jahren war der VfL ebenfalls vorzeitig Landesligameister, wollte unbedingt nach der letzten Heimpartie gegen Friedrichshafen feiern. Die Häfler hatten jedoch keine Lust auf ein Spiel um die goldene Ananas und schenkten ab, Spiel und Party fielen flach. „Diesmal sorge ich persönlich für Freibier, dann kommen die Konstanzer bestimmt“, flachst Tangl.
Dass sich die Kirchheimer in Sachen Titel und Aufstieg bereits fünf Wochen vor Saisonende dermaßen sicher sind, hat weniger mit Überheblichkeit als mit Überlegenheit zu tun. „Wir sind einfach zu dominant“, sagt VfL-Coach Bekim Kukiqi, den der Höhenflug seines Teams nur bedingt überrascht. „Platz eins war von Anfang an unser Ziel, aber dass wir jedes Spiel mit durchschnittlich 30 Punkten Vorsprung gewinnen, war so nicht zu erwarten.“ Zu stark der aus erfahrenen Basketballhasen und erfolgshungrigen Jungtalenten zusammengesetzte Kader, aus dem drei Spieler hervorstechen: Mit Desmond Strickland, Shkelzen Bekteshi und Akant Sengül stellt der VfL drei der acht besten Scorer der Liga.
Kein Wunder also, dass eine Weiterverpflichtung dieses Trios im Falle des Aufstiegs Toppriorität hat. Das im August endende freiwillige soziale Jahr von Strickland soll verlängert werden, der 24-jährige US-Boy selbst hat bereits signalisiert, dass er bleiben will. „Es sieht gut aus, aber wir tun alles, um alle Spieler zu halten“, betont Bekim Kukiqi, der vor dem Hintergrund langfristigerer Ziele auch schon in Verhandlungen mit zwei Verstärkungen von außerhalb steht. Schließlich soll der VfL als Unterbau für die Knights eines Tages in der Regionalliga spielen. „Diesen Sommer wird sich entscheiden, wohin die Reise geht“, sagt Kukiqi im Vorgriff auf Gespräche mit Spielern, Verein und Geldgebern.
Unabhängig davon ist für die Verantwortlichen abseits des Courts Kukiqi selbst der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. „Er ist der entscheidende Mann, hat ein gutes Konzept und nach Paskos Rücktritt neuen Schwung reingebracht“, lobt Abteilungsurgestein Ulrich Tangl den Nachfolger von Langzeitcoach Pasko Tomic. „Bekim hat einiges bewegt“, weiß auch der spielende VfL-Abteilungsleiter Dominik Eberle, seit 16 Jahren für Kirchheim auf Korbjagd.
Damit sein 17. Jahr in der Oberliga stattfindet, muss der VfL noch drei Siege aus den letzen fünf Spielen holen. Das mutmaßlich schwerste steigt übernächsten Sonntag beim Tabellendritten TSG Söflingen II (Kukiqi: „Ein unangenehmer Gegner“), danach geht‘s gegen Ehingen (8.), Derendingen (6.), nochmals Ehingen und just Konstanz (5.). „Rechnerisch sind wir noch nicht durch, aber normalerweise passiert da nichts mehr“, sagt Kukiqi, der trotz spielfreiem Wochenende und Faschingsferien die Zügel nicht schleifen lassen will. „Wir nehmen im Training kein Gas raus. Warum auch?“