Lokalsport

Zwischen Understatement und forschen Tönen

Die sechs Teckvereine in der Kreisliga A starten mit unterschiedlichen Zielsetzungen in die restliche Rückrunde

Verkehrte Welt in der Kreis­­li­ga A: Von den sechs Teckteams steht vor Beginn der restlichen Rückrunde überraschend Aufsteiger TSV Weilheim II als Vierter am besten da, noch vor Absteiger SGEH. Die vor der Saison höher gewetteten Teams stecken wider Erwarten in der Klemme, vor allem in Neidlingen und Jesingen geht die Angst vor dem Absturz um. Nicht weniger sorgenfrei starten der TSV Notzingen und die TG Kirchheim in die zweite Saisonhälfte.

TG Kirchheim (gestreifte) - Marsonia Frickenhausen
TG Kirchheim (gestreifte) - Marsonia Frickenhausen

Weilheim. Ungläubig reibt man sich beim Blick auf die aktuelle Tabelle der Kreisliga A, Staffel 2 die Augen. Neuling TSV Weilheim hält als Viertplatzierter mit nur einem Punkt Rückstand auf den Relegationsplatz die Fahne der Teckvereine hoch. Unter der Limburg schwanken sie ob dieses Coups zwischen Understatement und Anspruchsdenken in Bezug auf die weitere Saisonprog­nose. „Unserem Ziel, 40 Punkte zu holen, sind wir ganz nah, und so hoffe ich, dass der Abstieg um uns einen Bogen macht“, gibt Spielleiter Günther Friess eher den Vorsichtigen. Deutlich forscher sieht‘s TSVW-Trainer Jürgen Fritsch. „Sollte uns der Start gut gelingen, kann die Mannschaft mit um den Relegationsplatz spielen.“

Doch Vorsicht: Im ersten Pflichtspiel 2012 bekommt es die Landesligareserve übermorgen mit dem TSV Notzingen zu tun, der nach dem 2:0-Pokalcoup über Bezirksligist Oberesslingen vom vergangenen Sonntag und dem damit verbundenen Einzug ins Final Four vor Selbstvertrauen nur so strotzt. Außerdem sinnen die Notzinger auf Wiedergutmachung für die 2:4-Hinspielpleite, als man nach drei Gegentreffern von Nicolo Incorvaia bereits zur Pause 0:3 zurückgelegen hatte.

Für den TSV Notzingen war das 2:4 Anfang September übrigens die erste Saisonniederlage. Dass bis zur Winterpause noch sieben weitere folgen sollten und der TSVN auf Platz elf mit nur einem Punkt Vorsprung auf den Abstiegsrelegationsplatz stehen würde, hatte im Notzinger Umfeld niemand erwartet. Zu eindrucksvoll war die Eichert-Elf aus der Kreisliga B 4 aufgestiegen, zu positiv waren die Eindrücke, die die Mannschaft beim Teckbotenpokal vergangenen August hinterließ, als dass man die Notzinger in Abstiegsnöten vermutet hätte. Ursache ist der zu kleine Kader, der in der Vorrunde auch von (zu) vielen Verletzungen geplagt wurde. „Personell sieht‘s nicht gut aus“, stöhnt Trainer Thomas Eppinger, der sich schon mal auf einen Showdown zum Saisonfinale einstellt. „Ich gehe davon aus, dass man 35 Punkte für den Klassenerhalt braucht, und darum müssen wir bis zum letzten Spieltag kämpfen.“ Psychologischer Vorteil für den TSVN, der aktuell 20 Punkte auf dem Konto hat: Man hat zwei Spiele weniger absolviert als die unmittelbaren Abstiegskonkurrenten.

Einer davon ist völlig überraschend der TSV Jesingen mit 23 Punkten auf Platz zehn. „Wir dürfen die Situation nicht unterschätzen, die Lage ist ernst“, warnt Sprecher Uwe Wascheck vor dem Absturz in die Kreisliga B – für die Jesinger, die vor einigen Jahren noch an die Tür zur Landesliga geklopft hatten, wär‘s der fußballerische Super-GAU, zumal Abteilungsleiter Steffen Mauz nach zehn Jahren im Amt bei der Hauptversammlung im März wohl nicht mehr antreten wird. Wie ernst die Lage ist, zeigt die Tatsache, dass der ausgedünnte Kader, aus dem sich Leistungsträger wie Goran Popovic und Gabriel Andrijevic Richtung TG Kirchheim verabschiedet haben, mit Spielern aus der zweiten Mannschaft aufgefüllt werden musste. Stefan Reim, Timo Rommel, Florian Lingauer und Patrick Nething sollen bei der Mission Klassenerhalt mithelfen. „Wir müssen einfach gut aus den Startlöchern kommen und die Euphorie dann nutzen“, so Wascheck. Schwer genug wird‘s, schließlich erwarten die Jesinger am Sonntag Aufstiegskandidat TSV Raidwangen.

In noch größeren Abstiegssorgen sind der TV Neidlingen und die TG Kirchheim, beide mit jeweils sieben Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz. Als wäre dies nicht schon brisant genug, treffen beide Kellerkinder am Sonntag auch noch direkt aufeinander. In Neidlingen ist trotz der sportlichen Talfahrt in der Vorrunde keine Diskussion um Spielertrainer Roland Schumacher entbrannt. „Wir sind überzeugt, dass wir mit ihm da unten rauskommen“, betont Abteilungsleiter Marlon Lamour, der nach langwieriger Verletzungspause wieder selbst aktiv ins Geschehen eingreift. Die Neidlinger können auch jedes Paar Beine gebrauchen, ist die Verletztenliste unterm Reußenstein doch immer noch ziemlich lang. Der Stimmung tut‘s laut Lamour allerdings keinen Abbruch. „Alle ziehen im Training mit, der Optimismus ist da“, so der Abteilungsleiter.

Sein Amtskollege bei der TG Kirchheim, Wolfgang Kretzschmar, hat derweil kaum Bedenken, dass seine Mannschaft die Klasse halten wird. „Mit den Verstärkungen, die wir geholt haben, sollte das machbar sein“, glaubt er. In der Tat hat der TG-Kader dank der Verpflichtungen von Gabriel Andrijevic, Oliver Milosevic und Tiago Santos-Araujo eine qualitative Aufwertung erfahren – alle drei haben bereits höherklassig gespielt, Santos-Araujo sogar Oberliga beim VfL. Daneben ist auch der bereits im Herbst vom TSV Jesingen gekommene Spielertrainer Goran Popovic spielberechtigt, sodass Kretzschmar bereits die ganz großen Ziele vor Augen hat. „Nächstes Jahr, wenn die Fußballabteilung 100 wird, wollen wir um den Aufstieg in die Bezirksliga mitspielen“, sagt er im (Selbst-)Bewusstsein, dass sich für den Sommer bereits weitere hochkarätige Neuzugänge angekündigt haben – wie das geht? „Wir haben einen neuen Sponsor, darum können wir uns das leisten“, erklärt Kretzschmar, „nur wegen meiner blauen Augen kommt keiner zur TG.“

Im Niemandsland der Tabelle hat die SGEH überwintert. Mit 30 Punkten auf Platz sechs geht der Blick allerdings eher nach oben als unten. „Wenn wir das erste Spiel in Beuren gewinnen, sind wir vielleicht auch schnell wieder oben dran“, sagt SG-Sprecher Benjamin Möll, der den sofortigen Wiederaufstieg jedoch nicht als Ziel formuliert. „Wir stecken im Umbruch. Ziel ist, junge Spieler zu integrieren.“ Größte Baustelle in der Rückrunde könnte die Torwartposition werden. Nachdem Stammkeeper Kevin Hartlieb kurz vor Transferschluss als Spielertrainer beim TSV Kohlberg angeheuert hatte, mussten die SGEH-Verantwortlichen den Stammkeeper der zweiten Mannschaft, Patrick Werle, „hochziehen.“ Ob und wie sehr sich der neue Goalie akklimatisieren muss, werden die ersten Spiele der Rückrunde zeigen.

 

Am Saisonende steigen vier Mannschaften aus der Kreisliga A ab, der Fünftletzte spielt in der Relegation gegen den Vizemeister der Kreisliga B, Staffel 4, 5 oder 6 um den Verbleib/den Aufstieg in die Kreisliga A.