Basketball

Endlich mit ausgefahrenen Krallen

Basketball Die Knights entdecken gegen Hagen ihre Defensivqualitäten neu. Am Freitag in Köln gilt es wieder einmal, einen Trend zu untermauern. Von Bernd Köble

1:0 für Charles Barton: Kirchheims Pointguard (mit Ball) gewann das Duell der beiden Spielmacher gegen Hagens James Reid (rechts
1:0 für Charles Barton: Kirchheims Pointguard (mit Ball) gewann das Duell der beiden Spielmacher gegen Hagens James Reid (rechts) am Samstag klar.Foto: Tanja Spindler

Als alles überstanden war, suchte man den Chef bei der Party vergeblich. Die Hände tief in den Taschen vergraben, den Blick gesenkt, fast schlich er davon. Nachdem Anton Mirolybov die Glückwünsche seines Hagener Kollegen entgegengenommen hatte, war die Zeit für innere Einkehr. Dabei konnte man das, was schon Sekunden vor Ablauf der Uhr feststand, getrost als Befreiungsschlag bezeichnen. Der Trainer genoss den Triumph gegen die „Feuervögel“ im Stillen. „Ich habe mich für die Jungs gefreut“, versucht er den falschen Eindruck zu vermeiden. „Wir haben ja nicht die Meisterschaft gewonnen.“

Gewonnen haben dürften die Knights vor allem an Zuversicht, dass der eingeschlagene Weg der richtige ist. Wenn nichts mehr zu helfen scheint, so wie nach dem uninspirierten Auftritt in Ulm, dann hilft Küchen-Psychologie. Anstatt klar zu machen, was der Arbeitgeber von seinem sportlichen Personal erwartet, drehte Mirolybov unter der Woche den Spieß um. Die Erwartungen der Spieler, ihr Selbstbild waren Kernthema einer Mannschaftsdebatte, die offenbar Wirkung zeigte. „Jeder Einzelne hat die Situation erstaunlich gut analysiert“, sagt der Trainer. Das Ergebnis: Eine Präsenz und Aggressivität auf dem Platz, die nah an dem war, was der Defensiv-Verfechter Mirolybov als Ideal ausgibt. Auch ohne ihren Kapitän und Leader Andi Kronhardt und auch dann noch, als es für einen Moment so aussah, als könnten alle taktischen Maßgaben ins Leere laufen. Als Keith Rendleman, einziger adäquater Ersatz für Kronhardt an diesem Tag unterm Korb, bereits kurz vor der Pause mit dem dritten Foul auf die Bank wechselte, gerieten auch die Optimisten unter den Knights-Fans für einen Moment ins Grübeln.

Zu unrecht: Rendleman verwaltete das Risiko in der zweiten Hälfte souverän. Auch deshalb, weil der Defensivdruck auf die Gäste insgesamt stimmte. „Wir haben heute einen guten Job gemacht“, meint Mirolybov. „Jetzt müssen wir zeigen, dass wir dieses Niveau auch halten können.“ Einer, der damit bisher am wenigsten Mühe hat, ist Charles Barton. Der 25-jährige Regisseur ist nach neun Spieltagen mit durchschnittlich 17,1 Punkten pro Spiel unangefochtener Topscorer in der Pro A. Mit 6,2 Assists gleichzeitig zweitbester Vorlagengeber, nur knapp hinter Crailsheims Guard Frank Turner (6,9). Dabei steht keiner länger auf dem Platz als der Ex-Würzburger: knapp 35 Minuten pro Spiel sind ligaweit spitze. Barton scheint die richtige Balance zwischen dem eigenen Zug zum Korb und seiner Rolle als Vorbereiter gefunden zu haben. Ihn völlig aus dem Spiel zu nehmen, ist in den neun Partien bisher noch keinem Gegner gelungen.

Geschäftsführer Christoph Schmidt sah ein Spiel, „in dem noch nicht alles rund lief“, wie er sagt. „Das ist noch immer ein Prozess. Aber der Samstag war wichtig, weil man sah, dass die Einstellung stimmt und die Jungs sich durchbeißen.“ Den nächsten Bissen gibt‘s am Freitag auf der größten Bühne, die diese Liga zu bieten hat: der Kölner Lanxess-Arena.