Basketball

Erfolg wird in diesem Jahr auch an der Basis gemessen

Interview Die Zukunft in der Pro A beginnt im Nachwuchsbereich. Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt über neue Chancen und alte Fehler. Von Bernd Köble

Jugendarbeit und Marketing sind für Christoph Schmidt die wichtigsten Themen in der Zukunft.Foto: Markus Brändli
Jugendarbeit und Marketing sind für Christoph Schmidt die wichtigsten Themen in der Zukunft.Foto: Markus Brändli

Mehr Geld, verschärfte Lizenzauflagen, schlagkräftigere Teams - die Herausforderungen für die Klubs in der Pro A werden größer. Knights-Geschäftsführer Christoph Schmidt verrät, warum er die Kirchheimer trotzdem auf dem richtigen Weg sieht.

Erst eine erfolgreiche Personalpolitik, dann eine völlig misslungene Vorbereitung aufgrund von Verletzungen. Was darf man von den Knights in diesem Jahr erwarten?

Christoph Schmidt: Die Mannschaft hatte bisher leider nie die Möglichkeit, sich zu finden, sich an Abläufe zu gewöhnen und Rollen zu definieren. Die nächsten Wochen werden deshalb schwierig. Wir treffen auf starke und vor allem auch unbekannte Teams. Baunach zu scouten, war so gut wie unmöglich, weil die ihre Vorbereitung komplett mit Bamberg absolvieren und selbst keine Testspiele bestreiten. Eine Prognose ist also schwierig.

Collins kam jetzt für Cardell Mc Farland. Gibt es Handlungsspielraum, sollte sich die eine oder andere Verletzung zu einem späteren Zeitpunkt als langwieriger herausstellen?

Schmidt: Wir haben bisher zwar viele kleine, aber keine komplizierten, schwerwiegenden Verletzungen, mit Ausnahme von Cardell. Charles Barton hat am Wochenende 38 Minuten auf hohem Level gespielt. Von daher machen wir uns im Moment wenig Sorgen. Klar ist: Wenn ein Spieler ausfallen sollte, können wir ihn nur eins zu eins ersetzen. Wir werden nicht noch mal nachlegen können.

Nach zwei sehr erfolgreichen Jahren sind die Erwartungen groß. Ist das eher eine Last?

Schmidt: Wir gehen in unser zehn­tes Jahr. Wenn man die Statistik anschaut, waren beide Trainer bisher unglaublich erfolgreich. Wir haben in der Vergangenheit meist besser abgeschnitten, als man es hätte erwarten können. Das ist auch ein Kompliment für das Team hinter der Mannschaft. Deshalb ist es weniger Druck als Ansporn, es wieder zu schaffen. Auch wenn es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, die Lücke nach vorn zu schließen. Man könnte sagen, wir sind inzwischen geübt darin, aus dem, was wir haben, das Bestmögliche zu machen.

Die Kirchheimer Stärke lag bisher meist darin, dass der Kader zwar klein war, aber gut funktionierte. Ist das Glücksache?

Schmidt: Wenn das einmal passiert, könnte man von Glück reden. Uns geht es immer darum, ein Umfeld zu schaffen, in dem Spieler zueinander finden können, die dasselbe Ziel haben. Dazu gehört, dass man sehr fair, korrekt und auf familiäre Art zusammenarbeitet. Der Charakter eines Spielers war bisher immer ein Schwerpunkt beim Scouting. Wir bieten ein gutes Umfeld, wir fordern aber auch eine Gegenleistung. Ich glaube, das ist eine Kultur, die ein Erfolgsmerkmal sein kann.

Im Frühjahr stand der Profibetrieb auf der Kippe. Die Gesellschafter haben danach ein Bekenntnis zum Leistungssport abgelegt und den Weg frei gemacht für neue Strukturen. Sind das Durchhalteparolen?

Schmidt: Nein, das hat einen gewaltigen Energieschub bewirkt, nicht nur für alle Mitarbeiter. Auch viele Sponsoren haben sich spontan bereit erklärt, den Weg mitzugehen. Viele haben ihr Engagement auch verstärkt. Ein ganz entscheidender Punkt war auch, dass Bettina Schmauder als zweite Geschäftsführerin eingestiegen ist. Wir arbeiten in der Doppelspitze sehr gut zusammen, was ganz neue Möglichkeiten bietet, Dinge zu entwickeln.

Teil dieser Entwicklung war das Regionalligateam, das nun kurzerhand aufgelöst wurde. Stattdessen will man sich mehr auf die Nachwuchsarbeit konzentrieren. Eine geradlinige Entwicklung sieht anders aus.

Schmidt: Das mag stimmen. Eine Regionalligamannschaft zu haben, ist ein wichtiger Baustein im Konzept. Es ist gut, wenn es eine Brücke gibt vom Nachwuchs- in den Profibereich. Entscheidend dafür ist aber, dass man eine gesunde Basis hat, aus der man diese Talente ziehen kann. Es gibt zudem die Lizenzvorgabe, einen Jugendkoordinator zu beschäftigen. Wir waren uns deshalb einig, dass es für uns momentan entscheidender ist, die Basis zu stärken. Wir hatten bisher nicht die Talentförderung, die ausreichend gewesen wäre, um den Übergang von Spielern in die Regionalliga und in die Pro A zu gewährleisten. Anders gesagt: Wir haben den zweiten Schritt vor dem ersten gemacht. Das kann man uns rückblickend vorwerfen.

Was erwarten Sie vom neuen Jugendkoordinator in diesem Jahr?

Schmidt: Sehr viele Impulse. Frank bringt sehr viel Energie und Ideen aus seiner Arbeit in Nürnberg mit. Was für uns wichtig ist: Er hat sehr realistische Ansichten.

Konkret?

Schmidt: Beispielsweise, was den Aufbau eines JBBL-Teams betrifft oder wie wir unsere eigenen Jugendtrainer ausbilden können.

Die Liga fordert ein JBBL-Team bereits nächstes Jahr. Im Frühjahr beginnt die Quali. Viel Zeit bleibt nicht. Wie sieht der Fahrplan aus?

Schmidt: An dem arbeiten wir gerade. Wir sind auch im Gespräch mit möglichen Kooperationspartnern. Details kann ich dazu noch nicht verraten, aber es ist klar, dass das der Punkt ist, wo uns der Schuh am meisten drückt.

Wie schwer ist es, einen eigenen Weg zu definieren, wenn die Richtung eigentlich die Liga vorgibt?

Schmidt: Ich bin ein großer Fan von Teilen der neuen Lizenzvorgaben. Ich halte relativ wenig von der Pflicht zu Standkorbanlagen oder LED-Banden. Themen wie Hauptamtlichkeit, Nachwuchsförderung oder professionelles Marketing sind für mich aber absolut relevant. Diese Dinge folgen also auch unserem Weg. Was es kompliziert macht, ist das Tempo.

Es ist Ihre dritte Saison als Geschäftsführer. Ihre schwierigste?

Schmidt: Es gab schwierigere Phasen. Ich sehe, dass die Knights einen klaren Plan verfolgen und alle mitziehen. Die Lizenzauflagen in diesem Jahr waren ja nur der erste Schritt. Darauf müssen wir uns vorbereiten, und deshalb müssen wir uns vor allem wirtschaftlich weiterentwickeln. Das ist für mich die wichtigste Aufgabe.