Ortsvorstellung Bissingen

Gemeinsam werden viele Projekte gestemmt

Fortschritt – In den Ortsteilen Bissingen und Ochsenwang bewegt sich was: Von einer Fortsetzung der Ortskernsanierung bis hin zu ­weiteren Sanierungsvorhaben und besonderen Vereinen und Angeboten ist immer was geboten in der Gemeinde. Von Katja Eisenhardt

Bürgermeister Marcel Musolf vor dem Alten Rathaus. Bei der Fortsetzung der Ortskernsanierung soll das Gebäude im Inneren saniert und für das künftige Nutzungskonzept neu gestaltet werden. Foto: Katja Eisenhardt

Bissingen. Marcel Musolf lenkt als Bürgermeister von Bissingen seit 2011 die Geschicke der rund 3500 Einwohner starken Gemeinde mit ihren beiden Ortsteilen Bissingen und Ochsenwang. Seine erste Wahl war damals etwas Besonderes, denn mit gerade einmal 25 Jahren war Marcel Musolf 2011 der jüngste Bürgermeister in Baden-Württemberg. "Als Gemeindeverwaltung sehe ich uns als ein Mitspieler im großen Ganzen. Es braucht viele im Ort, damit die vielseitigen Vorhaben gelingen. Hier in der Gemeinde gibt es ein solches Miteinander", freut sich der Rathauschef. So wurde in den vergangenen Jahren bereits einiges an größeren Projekten auf die Beine gestellt und die Aufgaben gehen weiterhin nicht aus. Ein Fokus lag und liegt dabei laut Musolf auf der Ortskernsanierung.

Zwischen Januar 2012 und April 2023 liefen die Arbeiten im Sanierungsgebiet "Ortskern III", im kommenden Jahr soll das Erfolgskonzept, das mit Hilfe von Fördermitteln aus dem Landessanierungsprogramm (LSP) umgesetzt werden konnte, mit dem Sanierungsgebiet "Ortskern IV" fortgesetzt werden. Das habe der Gemeinderat kürzlich beschlossen. Das frühere denkmalgeschützte Rathaus (Baujahr 1669), direkt gegenüber dem neuen Verwaltungssitz in der Vorderen Straße 48 im Ortskern Bissingens gelegen, ist eines der Gebäude, die sowohl bei der abgeschlossenen Ortskernsanierung, als auch bei der darauf folgenden Thema ist. So wurde bereits die Fachwerk-Außenfassade saniert und die Fenster erneuert, im nächsten Abschnitt ist das Innenleben des Gebäudes an der Reihe: "Hier lautet das Motto 'back to the roots', zurück zu den Wurzeln", erklärt Marcel Musolf. So habe das alte Gebäude ursprünglich im Erdgeschoss eine Art "kleinen Markthallencharakter" gehabt, "war also offener und im oberen Stock gab es eine separate Nutzung. Über die Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrfach umgebaut, etwa für die Nutzung als Rathaus. Der Plan wäre, im unteren Stock wieder eine multifunktionelle Nutzung für die Bevölkerung zu ermöglichen. Beispielsweise für Trauungen oder im sozialen und kulturellen Bereich", nennt Marcel Musolf aktuelle Überlegungen. Im Gebäude verortet bleiben soll die Musikschule, auch die Kunstschule von Hanni Derr befindet sich bereits heute darin. Fortgesetzt werden soll zudem das Erfolgsprogramm der vergangenen Ortskernsanierungsperiode, bei der zahlreiche Wohngebäude saniert oder neu gebaut und zudem als wichtiger Aspekt die Nahversorgung im Ortskern gestärkt wurde. So gibt es gut erreichbar ein Bäckercafé, eine modernisierte Metzgerei samt Imbiss, die medizinische Versorgung ist mit einer Hausarztpraxis und einer Apotheke unter einem Dach in einem Neubau ebenfalls gesichert. Im Ortskern zudem angesiedelt sind neben dem Rathaus eine Post und zwei Banken. Alle Einrichtungen sind barrierefrei erreichbar. "Auch im nächsten Sanierungszeitraum ab bestenfalls 2024 wollen wir weitere denkmalgeschützte Gebäude neu beleben, das Stichwort lautet 'Wohnen im Denkmal'", sagt Marcel Musolf. Neben der Schaffung von Wohnraum sollen nach Möglichkeit zudem die derzeit leerstehenden Gastronomiebetriebe im Ort wiederbelebt werden. Auch für die nächste Sanierungsrunde sollen wieder Fördermittel generiert werden. Insgesamt trage zudem die gute Lage und Anbindung Bissingens dazu bei, dass man in Sachen Nahversorgung, ärztliche Versorgung oder auch was die weiterführenden Schulen und Arbeitsplätze angeht, allgemein gut aufgestellt sei.

Eine umfassende Frischekur bekommt zudem seit einer Weile der Bissinger Feuerwehrstandort. Im kommenden Jahr feiert die Abteilung ihr 150-jähriges Bestehen, bei jener in Ochsenwang war es bereits 2021 soweit. 2024 soll der vierte Bauabschnitt am Bissinger Standort abgeschlossen werden. Bisher wurden bereits ein neuer Mannschaftstrakt samt schwarz-weiß Trennung und Sanitär angebaut. Dazu eine weitere Fahrzeuggarage und ein Spielplatz im Außenbereich. Beim nächsten Bauabschnitt werde dann das Bestands- Magazin saniert, so der Bürgermeister.

Ein weiteres Projekt sei die Sanierung und Erweiterung der Sportanlagen zwischen 2024 und 2026: "Es soll ein attraktives Angebot für alle Generationen geben", so Marcel Musolf, "für Vereins- und Individualsport oder Gruppen." Rund 1,5 Millionen Euro sind für das sportliche Projekt angesetzt. Thema seien etwa eine Calisthenics- und eine Boulderanlage sowie ebenso eine Spielplatzerweiterung um eine Seilbahn. Eine Besonderheit werde ein so genannter Tough Trail, eine Kletteranlage sein, für die die Gemeinde eine Förderung der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen erhält. Der Sport werde überhaupt groß geschrieben im Ort, so Musolf, am 11. November feiere der Sportverein als größter Verein sein 125-jähriges Bestehen. Erweiterungspläne gibt es auch für das Bissinger Gewerbegebiet: Die Gemeinde möchte mit dem neuen Gewerbegebiet "Fürhaupten" rund vier Hektar zusätzliche Gewerbefläche am Ortseingang schaffen. "Die Ausschreibung für die Erschließung läuft, in rund eineinhalb Jahren soll das Gebiet erschlossen sein", erklärt Marcel Musolf zum Status Quo. Die Nachfrage nach weiteren Flächen seien seitens der örtlichen Unternehmen hoch.

In Sachen Kinderbetreuung ist Bissingen laut dem Bürgermeister bereits gut aufgestellt, da vorausschauend geplant worden sei. Zwar seien die vier kommunalen Kindertageseinrichtungen allesamt gut besucht, "aber noch nicht überfüllt". Konkret stehen Eltern für ihre Kinder in Bissingen und Ochsenwang vier Kindergärten unter kommunaler Trägerschaft zur Verfügung: die Kindergärten Teckstraße und Schulstraße in Bissingen, der Kindergarten Ochsenwang sowie zwischen Bikepark und Skaterplatz inmitten der Bissinger Streuobstwiesen gelegen der Naturkindergarten "Spatzennest" mit Platz für 20 Kinder zwischen drei und sechs Jahren. Bis auf den Naturkindergarten bieten alle drei Kindertageseinrichtungen die Wahl von der Regelbetreuungszeit bis zur Ganztagsbetreuung. "Dazu gibt es die Möglichkeit der Betreuung durch Tagesmütter in Kooperation mit dem Tageselternverein Kreis Esslingen", ergänzt Marcel Musolf. Ansonsten verfügt die Gemeinde über eine derzeit zweizügige Grundschule. "Wir haben hier vorausschauend geplant, was etwa die Räume angeht. Das ist von Vorteil, wenn ab 2026 ein Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung besteht." Schon jetzt gibt es an der Grundschule eine zusätzliche Betreuung vor und nach dem Unterricht bis 13 Uhr, dazu kann an drei Tagen ein Mittagessen und eine Betreuung bis 17 Uhr gebucht werden.

Eine der Besonderheiten im Ort sei die bereits seit rund 35 Jahren bestehende kommunale Nachbarschaftshilfe in beiden Ortsteilen, berichtet der Bürgermeister. Ziel sei es, dass die Bürger so lange es geht in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können. Individuelle Beratung zu den Hilfsangeboten bekommt man zudem beim Pflegestützpunkt des Landkreises in Bissingen, angesiedelt im Rathaus. "Wir haben außerdem eine sehr rege Kunstszene", ergänzt Bürgermeister Marcel Musolf. Alle zwei Jahre gebe es eine große Hobbykünstlerausstellung, auch im Rathaus wurden die Werke der lokalen Künstler und Künstlerinnen bereits ausgestellt. "Die nächste Runde ist bereits in den Startlöchern", kündigt Musolf an. Hansjörg Richter ist sowohl Gemeinderat der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV), als auch Sprecher des Vereins Hobbykünstler Bissingen eV.: "Die Bissinger Hobbykünstler sind eine Gruppierung von derzeit über 20 Freizeitkünstlern aller Altersgruppen, die sich seit 1987 regelmäßig treffen", erzählt Richter, dessen eigenes Steckenpferd die Fotografie ist. "Bei der Hobbykünstlerausstellung, die seit einigen Jahren parallel in der Gemeindehalle, dem Musiksaal und dem Schulhof stattfindet, bilden die Arbeiten ein breites Spektrum der Kunst ab", so Hansjörg Richter. Bei der letzten Ausstellung 2022 reichten die Arbeiten von Malereien, Keramik-, Holz-, Eisenschrott- und Tonarbeiten, über Skulpturen bis hin zur Fotografie sowie Gestricktem und Genähtem - um nur einen kleinen Auszug der kreativen Vielfalt zu nennen. In den letzten Jahren seien regelmäßig Teilnehmerrekorde gebrochen worden, auch die Besucherzahlen stiegen ständig: "Die Bissinger Hobbykünstlerausstellung hat sich wegen der Qualität der Arbeiten und der Atmosphäre auch überregional einen Namen gemacht", weiß Hansjörg Richter.

Eine weitere Besonderheit gibt es im Ortsteil Ochsenwang, in dem von Januar 1832 bis Oktober 1833 der Lyriker und Erzähler Eduard Mörike lebte und arbeitete. Zu damaliger Zeit war er als so genannter Pfarrverweser im Ort. Auf den Seiten des heutigen Mörike-Hauses in Ochsenwang, einem Literaturmuseum, erfährt man, dass Mörike seinerzeit die oberen Räume im ersten Obergeschoss des damaligen Schulhauses gegenüber der Kirche bewohnte. In der Dauerausstellung in Mörikes ehemaliger Amtswohnung befinden sich heute Briefe, Zeichnungen und Pfarrberichte von Eduard Mörike, dazu kirchliche Unterlagen und Dokumente aus seiner Amtszeit. Sogar eine von Mörike 1833 signierte Orgelpfeife ist erhalten. Während seiner Zeit in Ochsenwang erschien beispielsweise der Roman "Maler Nolten". 2016 bis 2022 wurde das Mörike-Haus renoviert, die Dauerausstellung dabei neu gestaltet und schließlich anlässlich des 40-jährigen Jubiläums (25.10.2021) im April letzten Jahres wiedereröffnet.

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Bürgermeister Marcel Musolf vor dem im Inneren noch zu sanierenden Bissinger Feuerwehrmagazin. Foto: Katja Eisenhardt
Bürgermeister Marcel Musolf zeigt einen Bereich, in dem die Ortskernsanierung in Bissingen unter anderem fortgesetzt wird, Foto Katja Eisenhardt