Notzingen. So manch einem dürfte Notzingen aufgrund des durch den Ort fließenden Gewässers auch als „Bodenbachgemeinde“ geläufig sein. Der eigentliche Ortsname selbst, so erfährt man beim Durchblättern der Ortsbroschüre, leitet sich vom alemannischen „Nozo“ ab. Alemannenfunde zeugen von einer frühgeschichtlichen Zeit der Gemeinde, am östlichen Rand des Landkreises Esslingen gelegen. Ein jungsteinzeitlicher Fund, eine Feuerstein-Pfeilspitze aus der Zeit von 2500 bis 1800 vor Christus, wurde am westlichen Ortsende in Richtung Freitagshof gefunden. Hinweise auf eine frühe alemannische Besiedlung geben das Reihengräberfeld an der Hochdorfer Straße sowie der Fund eines Langschwertes und eines Schildbuckels. Das ursprüngliche Dorf lag wohl in der Gegend um den früheren Gasthof Hirsch, ist auf den Seiten des landeskundlichen Informationssystems leo-bw.de ergänzend zu lesen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Notzingen in den Jahren 1077/78. Notzingen hat zwei Ortsteile, Wellingen wurde 1934 eingemeindet. Ein wichtiges Ereignis folgte 1975, als die Gemeinde im Zuge der Gemeindereform ihre Selbstständigkeit erhalten konnte.
Von diesem kleinen historischen Exkurs zurück ins Hier und Jetzt: Rund 3600 Einwohner hat Notzingen aktuell. Einer davon ist Bürgermeister Sven Haumacher, der seit 2011 gemeinsam mit seinem Rathausteam die Geschicke der Gemeinde lenkt. Ein großes Plus sei die attraktive Lage der Gemeinde mit einer guten Erreichbarkeit zu Städten wie Kirchheim, Esslingen und Stuttgart. Bis zur Immobilienkrise habe sich das auch sehr deutlich bei der enormen Nachfrage nach Wohnraum im Ort gezeigt, so Haumacher. Gerade noch rechtzeitig hätten sich viele Bauwillige ihr Grundstück im Neubaugebiet Hofäcker IV gesichert. 41 Bauplätze wurden dort generiert, „für etwa 70 Prozent gibt es bereits eine Baugenehmigung“. Gerade auch junge Familien siedeln sich im Baugebiet am Ortsrand an. Weniger vorhanden seien derzeit im überwiegend einfamilienhausgeprägten Ort Mehrfamilienhäuser mit Wohnungen. „Die entsprechende Innenentwicklung ist ein Thema der kommenden Jahre. Aus meiner Sicht ist es derzeit nicht nötig, ein weiteres Baugebiet zu entwickeln, zumal der Flächenverbrauch möglichst gering gehalten werden soll. Dazu ist die Nachfrage im Zuge der Baukrise und der gestiegenen Preise momentan auch zurückgegangen“ erläutert Sven Haumacher den Status quo in Sachen Wohnen. „Man muss abwarten, wie sich das künftig weiterentwickelt, eine Prognose ist hier schwierig.“ Die Fluktuation in Notzingen sei insgesamt recht gering. „Pro Jahr haben wir etwa im Schnitt 150 Zu- und Wegzüge, das entspricht rund fünf Prozent Fluktuation.“ Begrenzt vorhanden seien zudem zusätzliche Flächen für eine Erweiterung des Gewerbegebiets, einen Hektar gebe es dafür noch. Notzingen beschreibt Sven Haumacher eher als „Auspendlergemeinde“, die Arbeitsplätze in den Städten seien gut erreichbar.
Was die sonstige Infrastruktur der Gemeinde angeht, sei Notzingen in vielen Bereichen gut aufgestellt, sagt der Bürgermeister. Etwa was die ärztliche Versorgung angehe: Um die Hausarztpraxis zu sichern, hat die Gemeinde vor Kurzem erst für rund eine Million Euro das zum Verkauf stehende Gebäude gekauft, in dem die Praxis untergebracht ist, und wurde so zu deren neuem Vermieter. Für die Ortsmitte wird derzeit ein Neubauprojekt diskutiert, in dem die örtliche Zahnarztpraxis ein neues Domizil finden könnte. Ebenso wie ein Bäckerei-Café und Wohnungen. Dazu verfügt Notzingen über eine Praxis für Physiotherapie, eine Praxis für Physiotherapie und Osteopathie, eine weitere Praxis für Osteopathie und eine Naturheilpraxis – alle vier Praxen mit einem insgesamt breiten Angebotsspektrum. Als Pflegeheim ist das Asklepia-Seniorenzentrum mit 15 Tagespflege- und 45 stationären Pflegeplätzen vor Ort. Angesiedelt im Ortskern sind zudem 16 betreute Wohnungen, die alle belegt sind, sowie „Die Arche“ als therapeutische Wohngemeinschaft, im häuslichen Einsatz sind zudem die Mitarbeitenden der „Diakoniestation Teck“ aus Kirchheim.
„Was die Nahversorgung angeht, haben wir den Bonus-Markt inklusive Bäckerei und Metzgerei und den Familienbetrieb ‚Kraut & Rüben‘, der derzeit über eine Vergrößerung in einem potenziellen Neubau in der Ortsmitte nachdenkt. Das wird sich noch zeigen, sobald die Kostenschätzung bekannt ist“, erklärt Sven Haumacher. Im Ort gibt es zudem einen zum Restaurant L’Italiano gehörenden kleinen italienischen Markt. Weitere Restaurants sind die Kelter und die Sportgaststätte Eichert. Größere Supermärkte und weitere Einkaufsmöglichkeiten seien in Nachbarkommunen wie beispielsweise Hochdorf, Wernau oder Kirchheim über kurze Wege erreichbar. Apotheke, Banken, Post und Paketstation sind in Notzingen selbst vorhanden.
Die Aufgabenliste ist in den kommenden Jahren wie vielerorts lang. Das finanziell größte gemeindeeigene Projekt in Millionenhöhe ist der geplanten Neubau eines Feuerwehrhauses zwischen der Sport- und der Gemeindehalle. „Der Baustart ist für den April 2024 geplant“, so Sven Haumacher. Ebenso wird im kommenden Jahr der flächendeckende Glasfaserausbau im Ort starten. Ein weiteres zentrales Thema ist die Ortsmittengestaltung. Wie erwähnt stehen hier ein Neubau mit Zahnarztpraxis, Bäckerei-Café und Wohnungen sowie eine Vergrößerung des Einkaufsmarkts „Kraut & Rüben“ zur Debatte. Ebenfalls in dem Gebiet gelegen ist ein der Gemeinde gehörender Scheunenanteil, der voraussichtlich abgerissen werden soll. An dessen Stelle kann eine Platz-Neugestaltung stattfinden, ein Beispiel wäre die Schaffung zusätzlicher Parkplätze im Ortskern bei den Geschäften. Ausgebaut werden sollte angesichts der hohen Nachfrage nach Betreuungsplätzen künftig auch das Kinderbetreuungsangebot. „Gerade was Krippenplätze für unter Dreijährige angeht, ist die Nachfrage hoch“, erklärt Sven Haumacher. „Eine aktuelle Bedarfsanfrage wird zeitnah kommen. Man könnte das Angebot beispielsweise um einen Naturkindergarten erweitern, eine weitere Idee ist, das bisherige Feuerwehrgebäude am Rathaus nach dem Auszug der Wehr in den Neubau für eine Kinderbetreuung umzubauen. Das würde laut Schätzung rund drei Millionen Euro kosten.“ Aktuell gibt es im Ort drei Kindergärten mit unterschiedlichen Zeitmodulen bis hin zur Ganztagsbetreuung und eine Krippe mit 20 Plätzen. „Momentan sind alle Einrichtungen fast voll. Noch bekommt jeder einen Platz, allerdings nicht unbedingt den Wunschplatz“, berichtet Haumacher. Die Notzinger Grundschule ist ein- bis zweizügig, im laufenden Schuljahr 2023/24 gibt es je zwei erste und zwei dritte Klassen sowie je eine zweite und eine vierte Klasse. Im Rahmen der „verlässlichen Grundschule“ können Eltern unter verschiedenen Modulen der Kernzeitbetreuung, teils inklusive eines Mittagessens, wählen. Auch eine Ferienbetreuung gibt es. „Ich bin daher entspannt, was den ab 2026 geltenden Rechtsanspruch auf eine Ganztagsbetreuung an Grundschulen angeht“, sagt Sven Haumacher. „Wir sind hier schon jetzt gut aufgestellt und derzeit sind in der Nachmittagsbetreuung zwischen 14 und 16 Uhr weniger als zehn Kinder von insgesamt 117 Grundschülern angemeldet.“ Weiterführende Schulen liegen in Kirchheim, Wernau, vereinzelt gehen Notzinger Gymnasiasten zudem in Plochingen oder Ebersbach zur Schule.
Gut und vielseitig aufgestellt ist das Vereinsangebot der über 20 Vereine in Notzingen und Wellingen. Für jedes Alter ist hier etwas dabei. „Neu ist im Sportbereich eine Basketballgruppe von Jugendlichen“, berichtet Sven Haumacher. Allein schon die Lage der Sportanlage Eichert oben am Berg sei einladend: „Bei guter Sicht sieht man hier bis zur Teck und zum Neuffen.“ Die sportliche Infrastruktur könne sich sehen lassen: So habe Notzingen einen ganzjährig bespielbaren Kunstrasenplatz, der auch von Sportlern außerhalb des Ortes genutzt werde. „2025 wird vom TSV bei uns der Teckbotenpokal ausgerichtet“, so Haumacher. Dazu kommen ein Rasenspielfeld und leichtathletische Anlagen. In den Jahren 2017/18 wurden zusätzlich noch ein Beachvolleyballfeld und ein Multifunktionsspielfeld errichtet. Trainieren kann man zudem an der Calisthenics-Anlage. Ebenso am Eichert verortet ist der Tennisclub mit seiner Anlage. Im Ort gibt es, neben der Gemeindehalle gelegen, zudem eine dreiteilbare Sporthalle, die neben dem TSV Notzingen auch von der Grundschule für den Schulsport genutzt wird. Dazu finden Familien mit kleineren Kindern über den Ort verteilt mehrere schöne Spielplätze.
Gefestet wird übers Jahr dank der vielen rührigen Vereine ebenso gern, etwa beim über die Ortsgrenzen hinaus bekannten Dätscherfest des Musikvereins Notzingen-Wellingen, bei dem die namensgebenden Dätscher in den beiden Backhäusern in Notzingen und Wellingen gebacken werden. Sehr aktiv mit Veranstaltungen im kulturellen Bereich ist beispielsweise der „Treffpunkt Kirche und Kultur“ der Evangelische Kirchengemeinde.
Rund um den Ort lädt die Natur zum Radfahren oder Spazierengehen ein. Schöne Wege gebe es zum Beispiel in Richtung Roßwälden, weiß der Bürgermeister. Gegrillt werden kann an bisher zwei gemeindeeigenen Grillplätzen, ein dritter könnte in Richtung Schlierbach noch entstehen, das werde geprüft, wo genau das aufgrund der Schutzgebiete möglich sei, erklärt Sven Haumacher.