Themenwoche: Rund ums Haus

„Das Ringen um das Machbare hat sich gelohnt“

IVD-Präsident Wohltorf zum Bündniss bezahlbarer Wohnraum

Das Maßnahmenpaket könnte ein Anfang für ein Sofortmanagement der Wohnungsbau-Krise sein, damit sich diese nicht weiter zu einem konjunkturellen und gesellschaftlichen Flächenbrand ausweitet. Foto: Jörg Bächle

IVD. Der Abwärtstrend bei den Baugenehmigungen setzt sich fort. Gemäß den neuesten veröffentlichten Zahlen des Statistischen Bundesamts destatis wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat fast ein Drittel weniger Wohnungen genehmigt (- 31,5 Prozent). Besonders dramatisch ist der Einbruch bei Ein- und Zweifamilienhäusern. Von Januar bis Juli des Jahres wurden 36,5 Prozent weniger Einfamilienhäuser und 53,2 Prozent weniger Zweifamilienhäuser als im Vorjahreszeitraum genehmigt.

Dirk Wohltorf, Präsident des Immobilienverbands Deutschland IVD, warnt voll Sorge:

„Aus der Krise am Bau ist eine Wohn-Krise geworden, die Millionen Menschen immer deutlicher spüren." Der Bündnistag auf Einladung des Bundeskanzlers müsse deshalb den Befreiungsschlag für den Wohnungsbau bringen, so Wohltorf. 

„Das Ringen um das Machbare hat sich gelohnt“

Mit den vorgestellten Maßnahmen am 25. September bleibe die Bundesregierung zwar hinter den Erwartungen der Immobilienwirtschaft zurück, es komme aber Bewegung herein, resümiert der Präsident des Immobilienverband Deutschland IVD, am Rande des Spitzentreffens des Bündnisses bezahlbarer Wohnraum auf Einladung des Bundeskanzlers Olaf Scholz im Kanzleramt.

„Ich möchte anerkennen, dass die Politik den Ernst der Lage erkannt hat und um machbare Lösungen ringt. Das Maßnahmenpaket könnte ein Anfang für ein Sofortmanagement der Wohnungsbau-Krise sein, damit sich diese nicht weiter zu einem konjunkturellen und gesellschaftlichen Flächenbrand ausweitet. Deswegen muss jetzt Tempo aufgenommen werden. Jede Wohnung, die neu gebaut wird, ist nicht nur ein Beitrag für mehr Wohnraum, sondern für die Gesamtkonjunktur”, so Dirk Wohltorf.

Die dabei angekündigte Anhebung der Einkommensgrenzen beim Wohneigentums-Förderprogramm für Familien sei hilfreich. Um eine Trendwende bei den Baugenehmigungen von Ein- und Zweifamilienhäusern zu bewirken, reiche diese Anhebung aber bei weitem noch nicht aus. Stattdessen müsse das große Potenzial der Grunderwerbsteuer als wohnungsbau- und klimapolitisches Instrument genutzt werden.

"Bei der Grunderwerbsteuer muss nun endlich das Kompetenz-Pingpong zwischen Bund und Ländern aufhören. Den Länderfinanzministern muss klar sein, dass bei einem weiteren Einbruch der Neubau- und Transaktionszahlen das Grunderwerbsteueraufkommen weit stärker sinken wird als durch eine Reduzierung der Grunderwerbsteuersätze oder der Gewährung von Freibeträgen. Mit einer Klimakomponente bei der Grunderwerbsteuer, die reduziert wird, wenn niedrigschwellige energetische Sanierungsmaßnahmen durchgeführt werden, hätte man sogar einen energiepolitischen Hebel.”

Für seine Ankündigung, verpflichtende Sanierungen durch die geplante Europäische Gebäuderichtlinie auszuschließen, habe der Bundeskanzler die volle Rückendeckung der Immobilienwirtschaft. “Sonst käme nach Beschluss des Gebäudeenergiegesetzes der eigentliche Kostenhammer für Immobilieneigentümer durch die europäische Hintertür,” so Wohltorf abschließend.