Bundestagswahl

Die Suche nach der Nadel im Heuhaufen

Politik Stadt oder Land, mieten oder kaufen? Viele verzweifeln bei der Suche nach den eigenen vier Wänden. Wie stehen die Bundestagskandidaten des Wahlkreises Nürtingen zum Thema „Wohnungspolitik“? Von Melissa Seitz

Viele träumen von einem eigenen Haus. Nur die wenigsten Familien können es sich leisten.Fotomontage: Carsten Riedl
Viele träumen von einem eigenen Haus. Nur die wenigsten Familien können es sich leisten.Fotomontage: Carsten Riedl

Bei den Themen „Wohnen“ und „Bauen“ stellen sich bei vielen die Nackenhaare auf: Die Suche nach einer Bleibe gleicht oft der Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Mieten und Kaufpreise in den Ballungsräumen steigen. Eine Wohnung oder ein Haus auf dem Land scheint für viele keine Option zu sein. Dass Bauen teuer ist, ist kein Geheimnis. Neue Anforderungen und Abgaben belasten den Geldbeutel und schmälern den Traum vom Eigenheim. Es ist also keine Überraschung, dass die Parteien für die Bundestagswahl die Situation in der Wohnungspolitik etwas genauer unter die Lupe nehmen.

„Wir haben zu wenig Wohnraum in den Ballungsräumen“, sagt Michael Hennrich, CDU-Abgeordneter und Bundestagskandidat. „Wir müssen Flächen in den Innenstädten erschließen.“ Das bedeutet: Leere Flächen soll es nicht mehr geben, dafür mehrgeschossige Gebäude, die energetisch auf dem neusten Stand sind. Wer doch in ein Eigenheim investieren möchte, für den hat Michael Hennrich gute Neuigkeiten: „Wenn junge Familien das erste Mal bauen wollen, könnten wir uns vorstellen, dass die Grunderwerbssteuer wegfällt.“ Auch die Richtlinien beim Bauen sollten gelockert werden: „Es gibt zu strenge Umweltstandards.“

Für Matthias Gastel von den Grünen ist klar: „Wie attraktiv Wohnraum auf dem Land ist, hängt von der Infrastruktur ab.“ Die Wege zur Arbeit sollen kurz gehalten werden, indem Gewerbegebiete nahe dem Wohnort entstehen. Anstatt zu bauen, sollen junge Familien seiner Meinung nach in Wohnungen ziehen. „Um das zu fördern, wollen wir eine Million Wohnungen innerhalb von zehn Jahren bauen“, sagt der Grünen-Politiker. Diese Wohnungen sollen sozial gebunden und bezahlbar sein. Apropos bezahlbare Mieten - die Mitpreisbremse hält Matthias Gastel für ein wichtiges Instrument, doch diese Regelung brauche Nachbesserungen: „Sie sollte ihrem Namen gerecht werden.“

Wer aufs Land zieht, soll laut SPD-Bundestagskandidat Nils Schmid auf nichts verzichten müssen: „Wir wollen in Ärzte, Kitas und Schulen investieren. Auch eine gute Anbindung an Bus und Bahn ist wichtig.“ Wer gerne sein eigenes Haus hätte, aber nicht weiß, wie er das finanziell stemmen soll, könnte, wenn es nach der SPD geht, Familienbaugeld erhalten. „Familien mit niedrigem Einkommen wollen wir dadurch unterstützen“, erklärt Nils Schmid. Konkret bedeutet das: Hat eine Familie ein Jahresbruttoeinkommen unter 70 000 Euro, könnten ein einmaliges Familienbaugeld von 8 000 Euro für das erste Kind und 6 000 Euro für maximal zwei weitere Kinder ausgezahlt werden.

Wenn der Vermieter eine Wohnung sanieren muss, schießt die Miete oft in die Höhe. Doch das darf nicht sein: „Wir wollen gezielte Sanierungen unterstützen und die Mieter angemessen an der Finanzierung beteiligen“, erklärt Heinrich Brinker, Bundestagskandidat der Linken. Um Wohnraum bezahlbar zu machen, möchte die Linke den sozialen Wohnungsbau fördern. Dabei vertritt die Partei eine klare Meinung: „Die soziale Wohnraumförderung an die Länder zu übertragen, war ein Fehler“, stellt Heinrich Brinker klar. Deshalb schlägt er vor, diese Aufgabe wieder an den Bund zu vergeben und die Förderung auf jährlich fünf Milliarden Euro zu erhöhen.

„Wir werden immer ein Preisgefälle zwischen dem Wohnen auf dem Land und in der Stadt haben“, sagt Renata Alt von der FDP. Trotzdem sollten laut der Bundestagskandidatin die Mieten und Kaufpreise in der Stadt erschwinglich sein. „Wir müssen günstige Flächen ausweisen und unnötige Baukosten vermeiden“, erklärt die FDP-Politikerin. Für diejenigen, die sich den Traum vom Eigenheim erfüllen wollen, sollte es laut der FDP einen Freibetrag von bis zu 500 000 Euro bei der Grunderwerbssteuer geben. „Außerdem brauchen wir eine Regelung bei der Erbschaftssteuer, damit der Übertrag einer Immobilie auf den Erben nicht unnötig erschwert wird“, stellt sie fest.

Eine bessere Infrastruktur würde laut der AfD-Bundestagskandidatin Vera Kosova mehr Menschen aufs Land ziehen. „Denn dort werden die Menschen oft mit langen Pendelzeiten konfrontiert, wenn sie zur Arbeit fahren“, erklärt sie. Bei der Suche nach einer günstigen Wohnung fällt ihrer Meinung nach eine Tatsache sofort auf: Die Mietpreisbremse bewirkt genau das Gegenteil. „Die Mieten steigen, da es für Vermieter Möglichkeiten gibt, die rechtlichen Vorgaben der Mietpreisregulierung zu umgehen“, stellt die Bundestagskandidatin der AfD fest. Bei dem Gesetz besteht ihrer Meinung nach großer Verbesserungsbedarf.