Bundestagswahl

Wo drückt im Wahlkreis der Schuh?

Wahlkampf Der Nürtinger Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel macht auf seiner dreitägigen Wanderung einen Abstecher zum Unterlenninger Sulzburghof. Landwirte kämpfen mit der FFH-Richtlinie. Von Anke Kirsammer

Für Jungtiere und Milchkühe hat der Sulzburghof in Unterlenningen neue Ställe gebaut. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias
Für Jungtiere und Milchkühe hat der Sulzburghof in Unterlenningen neue Ställe gebaut. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Matthias Gastel interessiert sich für die Haltung des Fleckviehs.Foto: Carsten Riedl

Wanderkluft statt Jackett - seit Montag schultert der Grünen-Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Nürtingen, Matthias Gastel, den Rucksack, um auf einer dreitägigen Tour mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und sich in Betrieben über deren Rahmenbedingungen zu informieren. Gestartet in Erkenbrechtsweiler, machte er gestern Station auf dem Unterlenninger Sulzburghof. „Mich interessiert die Direktvermarktung“, sagt der Bundespolitiker. Er erfährt von Netzwerkbetreuer Markus Hornung beispielsweise, dass der Hof von der Mitgliedschaft im Verein „Schmeck die Teck“ profitiert, Getreide und Kartoffeln anbaut und 1 500 Streuobstbäume pflegt. Aus den Äpfeln wird Saft gewonnen, ein Teil wandert auch in die Kuchen, die im Hofcafé über die Theke gereicht werden. Weil die Ernte nicht reicht, kauft der Hof Äpfel aus Owen dazu.

„Regional ist optimal, aber lokal ist genial“, so lautet der Slogan, der an einer Holzhütte prangt, in der sonntags Eis verkauft wird. „Das finde ich super“, so der Abgeordnete, der sich nebenbei als Vegetarier und Liebhaber von Dinkelbrot und Eierlikör outet.

Interessiert schaut sich Matthias Gastel in der Backstube und der Konditorei des auf 75 Mitarbeiter angewachsenen Betriebes um. Den Streifzug durch den Stall für Milchkühe nutzen der Landwirt Michael Kuch und sein Vater Bernhard nicht nur dazu, die Abläufe am Melkautomaten zu erklären, sondern auch, um dem Mann aus Berlin zu sagen, wo der Schuh drückt: „Wie soll es weitergehen mit der Milchgewinnung im Lenninger Tal?“ Diese Frage brenne seinem Sohn unter den Nägeln, sagt Bernhard Kuch. Auf der anderen Talseite sollen fast sämtliche Flächen als Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie ausgewiesen werden, so Michael Kuch. Dann sei dort aber weder der für den Betrieb notwendige viermalige Schnitt noch die intensive Düngung mit Gülle möglich. Steillagen, Streuobstwiesen und entfernt gelegene Flächen auf der Alb erschwerten die Arbeit zusätzlich. „Die Düngeverordnung kommt aus dem Norden, wir im Süden müssen sie mittragen“, klagt er. Matthias Gastel sagt zu, nachzuhaken. Erkundigen möchte er sich auch, wie es um wackelnde Fördergelder für Hofführungen bestellt ist. Wie wichtig es ist, Kindern Einblick in die Landwirtschaft zu geben, macht Tina Kuch klar: „Es gibt inzwischen viele Kinder, die denken, die Lebensmittel kommen aus dem Supermarkt.“

Einig ist sich die Runde darin, dass für den Tourismus im Landkreis mehr getan werden muss. Es sei nicht einfach gewesen, auf seiner Tour Gästezimmer und Wanderwege zu finden, sagt Matthias Gastel, bevor er sich mit Vesper eindeckt. Die Etappe hat es in sich: Über die Ruine Rauber und den Breitenstein geht es in der brütenden Mittagshitze weiter zum Evopäd-Parcours nach Weilheim.