Kirchheim

Darin stecken nicht nur Töne

Preisträgerkonzert Zum Abschluss des zwölften Kirchheimer Musikpreises präsentierte sich der musikalische Nachwuchs im Kirchheimer Bohnauhaus. Von Bertram Schattel

Das gut besuchte Bohnauhaus in Kirchheim stellte den würdigen Rahmen für das Preisträgerkonzert, mit dem der zwölfte „Kirchheimer Musikpreis“ seinen Abschluss und Höhepunkt feierte. Noch vor der ersten Ansprache kam die Musik zu Wort. Die junge Harfenistin Johanna Würth verzauberte mit „Green Dragonfly“ und ihrem raumfüllenden Harfenklang die Zuhörer, sodass alles, was danach folgte, ob Wort oder Ton, auf gespannte Aufmerksamkeit traf.

Sodann machte der neunjährige Frederick Rau aus Altersgruppe II den Auftakt mit seiner dynamisch differenzierten Interpretation einer Arabesque von Friedrich Burgmüller, die vergessen machte, dass es sich hierbei um eine Etüde - also ein „Übungsstück“ - handelte.

Mit „That‘s a Plenty“ brachte der junge Posaunist Tim Walter, am Klavier beherzt unterstützt von Jörg Dobmeier, einen Hauch von Broadway ins Bohnauhaus und überzeugte durch seinen weichen, dezenten Klang und sichtlicher Freude am Musizieren.

Herausragender Vertreter der Altersstufe III war Nathanael Rieker mit zwei Sätzen einer Klaviersonate in D-Dur von Joseph Haydn. Seine pianistisch reife Leistung war inspiriert durch klare, musikalische Gedanken und einem konzentrierten Hören auf das ausgewogene Zusammenspiel zweier Hände, die jeweils wissen, was sie tun.

In Altersgruppe IV überzeugte Isabella Reiter mit ihrem Violoncello. Auf dem Programm stand das „Rondo“ der „Petites Pièces“ des französischen Cellisten Auguste Tolbecque. Die junge Cellistin ergriff durch einfühlsame Führung der wehmutsvollen Melodielinien und wurde angemessen zurückhaltend, aber pointiert begleitet von Paul Theis.

Bemerkenswert beim diesjährigen Wettbewerb war die große Zahl der Teilnehmer in der höchsten Altersgruppe VI, wie der Juror Ole Abraham, Pianist und Leiter der Musikschule Neckartailfingen, hervorhob. Mit elf Teilnehmern war sie nicht nur zahlenmäßig die stärkste Gruppe, sondern auch die leistungsstärkste. Fünf von insgesamt elf ersten Preisen wurden in dieser Altersgruppe vergeben. Mit der Arie „Se il mar promette calma“ von Georg Friedrich Händel eröffnete der Sänger Niklas Kuntz mit klaren Koloraturen, anspruchsvollen Verzierungen und feiner Dynamik diese höchste Stufe des Wettbewerbs. Zeitgenössische Klangsphären eröffnete die Pianistin Annika Etzler mit Sofia Gubaidulinas Toccata-Troncata. Die expressive Klangsprache dieses anspruchsvollen Klavierwerkes hatte sich die Pianistin zu eigen gemacht und lotete die rhythmisch-dynamischen Möglichkeiten des Flügels bis in die Extreme eindrucksvoll aus.

Der Gitarrist Julian Nürk glänzte mit einem Paradestück weltberühmter Gitarristen, dem Prélude“ Nr. 2 von Heitor Villa-Lobos. In diesem, von südamerikanischer Musik inspirierten Gitarrenstück, zeigte sich der junge Gitarrist allen musikalischen Herausforderungen gewachsen: präzise Läufe, klangvolle Akkordfolgen, alles nur vom Feinsten. Den Abschluss des offiziellen Konzertes machte Julian Briem am Violoncello, begleitet von seiner aufmerksamen Begleiterin Frau Szabat mit dem ersten Satz des Konzertes a-Moll von Camille Saint-Saëns. Das ausdrucksvolle Cello-Spiel hielt die Zuhörer bis zum letzten Ton gefangen, und man hätte beiden gerne noch länger zugehört.

Nach der Übergabe der Urkunden an die anwesenden Teilnehmer des Wettbewerbs gab es noch eine musikalische Zugabe des Saxofonisten Jonathan Weinmann mit „Black and Blue“ von Barry Cockcroft, die zeigte, dass im Saxofon nicht nur Töne stecken, sondern auch jede Menge Rhythmus.

Für den Kirchheimer Musikschulleiter Hans-Peter Weyhmüller steht fest: „Dieser Wettbewerb ist aus dem kulturellen Leben Kirchheims nicht wegzudenken und man darf gespannt sein, wie sich die musikalischen Nachwuchstalente weiterentwickeln, bis sie in zwei Jahren zum dann 13. Kirchheimer Musikpreis geladen werden. “