Kirchheim

Ein Golfplatz als Zankapfel

Werden Streuobstwiesen für ein Luxushobby geopfert, ist der Spaß vorbei – Ingrid Geiger hat darüber ein vergnügliches Buch geschrieben

Ingrid Geiger liest aus ihrem jüngst erschienenen Roman „Der Zankapfel“ in der Kirchheimer Buchhandlung Zimmermann.Foto: Carsten
Ingrid Geiger liest aus ihrem jüngst erschienenen Roman „Der Zankapfel“ in der Kirchheimer Buchhandlung Zimmermann.Foto: Carsten Riedl

Kirchheim. Wer die beiden letzten regionalen Unterhaltungsromane von Ingrid Geiger „Nougatherzen“ und „Hefezopf im Buchcafé“ bereits gelesen hat, kennt das beschauliche, schwäbische Dörfchen Neubach schon. Auch in dem vom Silberburg-Verlag im März veröffentlichten Roman „Der Zankapfel“ geht es um den kleinen Ort und seine Einwohner, ein Wiedersehen mit einigen Protagonisten aus den vorangegangenen Romanen inklusive. Diesmal sorgt ein neues Bauvorhaben für Aufregung: Auf den Streuobstwiesen soll ein Golfplatz gebaut werden. Die einen sehen schon das große Geld und Arbeitsplätze, die anderen fürchten Schäden für die Natur und den Verlust ihrer heiß geliebten ­Stückle. Mit der harmonischen Dorfidylle ist es vorbei.

Nun sind die Schwaben mittlerweile weltweit berühmt für hitzige Debatten und gesellschaftliche Spaltungen wegen unbeliebter Bauvorhaben. Auch durch das Dorf zieht sich ein Graben, besonders nachdem ein hartnäckiger Golfplatz-Gegner, der seine Wiese um keinen Preis verkaufen will, unter seltsamen Umständen die Treppe herunterstürzt und schwer verletzt wird. Angelikas Mann und pensionierter Polizist wittert einen ungeklärten Fall. Wer nun einen nervenzerfetzenden Krimi befürchtet, sei beruhigt: trotz möglicher Verbrechen und Ehekrise bleibt der Tonfall des Romans immer heiter und unterhaltsam. Erzählt werden die Ereignisse in Neubach, amüsante Anek­doten aus dem Familienalltag und die Eheprobleme von Angelika in E‑Mails, die sie ihrer Freundin in Teneriffa schreibt.

Liebevoll und mit feinem Humor nimmt Ingrid Geiger in ihrer Lesung schwäbische Eigenheiten und den Dialekt in den Blick, nachdem sie zuerst von der Titelfindung für ihr Buch erzählt und die Figuren vorstellt. Die vorgelesenen Textpassagen berichten von meist lustigen Situationen aus Angelikas Leben, in denen sich wohl fast jeder wiederfindet. Das beweist zumindest das Gelächter und häufiges Schmunzeln der Zuhörer. Die Bezüge zum „Ländle“ wie auch die schwäbischen Dialoge machen sicherlich auch Nicht-Schwaben Spaß. Die Lesung umrahmt und begleitet die Autorin mit mundartlichen Gedichten aus ihren Gedichtbänden „Des mog i“ und „Z’viel isch au nix“.

Nach der unterhaltsamen Lesung lud die Buchhandlung noch zu Getränken, selbst gebackenen Brezeln und Apfelkuchen (nach einem der vielen Rezepte im Roman) ein, während die Besucher die Gelegenheit hatten, sich ihre Bücher von Ingrid Geiger signieren zu lassen.

Es fehlte eigentlich nur noch schönes Frühlingswetter wie beim Apfelblütenfest im Roman – leider verhinderte der Kälteeinbruch, dass die Buchvorstellung am Dienstabend passend zur Handlung tatsächlich auf einer Streuobstwiese stattfinden konnte. Von dieser ursprünglichen Idee sowie vom doppelten Jubiläum (25 Jahre Zimmermanns Buchhandlung in Kirchheim und zugleich 30 Jahre Silberburg-Verlag) erzählten Sibylle ­Mockler von der Buchhandlung und Christa Tesch vom Verlag in ihren Begrüßungen zu Beginn der Lesung. Doch sich auf die sonnigen Streuobstwiesen zu den liebenswerten Charakteren in „Der Zankapfel“ versetzen zu lassen, reichte schon, um den Aprilschnee zu vergessen.