Kirchheim

Kramp-Karrenbauer und der lahmende Schulz-Effekt

Nachlese Das Saarland hat im Superwahljahr den Anfang gemacht. Nachwuchspolitiker von CDU, SPD und Grünen äußern sich zum Ergebnis. Von Iris Häfner

Positiv überrascht vom Wahlergebnis der CDU im Saarland ist Sebastian Schulze, Vorsitzender der Jungen Union Stadtverband Kirchheim. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Saar-CDU so gut abschneidet“, freut er sich. Seiner Ansicht nach war es eine besondere Wahl und mit der Bundestagswahl nicht zu vergleichen, da Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer sehr beliebt ist. Ihn freut vor allem, dass sich die Wähler auf die Mitte zurückbesonnen haben. „Mit ihren sechs Prozent ist die AfD nicht wirklich gut gefahren“, relativiert er das Ergebnis der Rechtsaußen-Partei, auch wenn sie die Fünf-Prozent-Hürde im Gegensatz zu den Grünen geschafft hat und nun in Saarbrücken im Landtag vertreten ist.

Für Sebastian Schulze ist ein ziemlich hohes Interesse an der Politik spürbar im Vergleich zu den vergangenen 20 Jahren. „Das Dosenpfand hat die Leute nicht zur Urne getrieben, jetzt gibt es wieder eine stärkere Politisierung“, erklärt der JU-Vorsitzende und nennt als eine der Ursachen, die die Wähler sensibilisiert hat, zwei Namen: Donald Trump und Marine Le Pen.

Die Grundstimmung sieht er für seine Partei per se positiv. „Die CDU kann Wahlen gewinnen. Reiner Personenkult ohne Inhalte nützt nix“, sagt er im Hinblick auf den Hype um den SPD-Politiker Martin Schulz. „Wir machen das richtig: solide Arbeit“, meint der Jungpolitiker. Das Thema Flüchtlinge wird die Wahlkämpfer begleiten, ist er überzeugt, aber auch davon, dass die Menschen zur Ansicht gelangt sind, dass die etablierten Parteien die Situation in den Griff kriegen.

Die SPD ist aufgerüttelt

„Es ist kein Geheimnis, dass wir uns ein besseres Ergebnis gewünscht und vorgestellt haben“, sagt Simon Bürkle, Vorsitzender des Juso-Kreisverbandes Esslingen. Die SPD müsse nun alle Kraft in den Wahlkampf stecken. „Das ist ein langer Weg, aber das Saar-Ergebnis hat aufgerüttelt. Das war ein Weckruf zum richtigen Zeitpunkt. Wir müssen Gas geben“, ist er überzeugt, dass die Aufholjagd in den nächsten sechs Monaten gelingt. Das Saarland sei nicht Deutschland und Annegret Kramp-Karrenbauer eine beliebte Ministerpräsidentin und gute Politikerin. „Angela Merkel liegt in der Beliebtheit hinter Martin Schulz“, blickt Simon Bürkle deshalb optimistisch in die SPD-Zukunft, zumal mit den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein am 7. Mai und eine Woche später in Nordrhein-Westfalen noch weitere Testläufe anstehen.

Die SPD sieht der Juso-Vorsitzende auf einem guten Weg. „Wir müssen zuspitzen, wofür Martin Schulz steht, und nicht abheben wegen der Euphorie um seine Person“, verdeutlicht er. Als zentrales Thema nennt er die Gerechtigkeit, einhergehend mit der riesigen Vermögensschere. Simon Bürkle will Politikthemen wieder in den Vordergrund rücken: „Da gibt es Nachholbedarf, denn Manches konnten wir in der Großen Koalition nicht anpacken, weil sich die CDU dagegen gesperrt hat.“ Die Rot-Rot-Debatte ist für ihn erstmal vom Tisch, dafür sieht er aktuell allein schon im Blick auf die Umfragewerte auf Bundesebene keine Möglichkeit.

Grüne sind im Bund gut aufgestellt

Vier Prozent für die Grünen ist kein gutes Ergebnis und bedeutet den Auszug aus dem saarländischen Parlament. „Es ist schade, dass wir nicht reingekommen sind - leider eine Farbe weniger im Landtag. Es kommt alles zum Stocken“, bedauert Jannik Baltes, Schüler und beim Ortsverband der Grünen in Nürtingen aktiv. „Diese Niederlage müssen wir hinnehmen, aber gleichzeitig optimistisch in die Zukunft blicken“, so der Jungpolitiker. Ein Vergleich zwischen Baden-Württemberg und dem Saarland aus Grünen-Sicht fällt schwer - und doch wieder nicht. „Wir haben hier mit dem beliebten Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann einen Bonus“, sagt er. Dieser Bonus gilt im Saarland für die CDU-Politikerin Annegret Kramp-Karrenbauer, weshalb Jannik Baltes eine Parallele zur Bundestagswahl nicht ziehen will: „Wir sind im Bund ganz gut aufgestellt mit Cem Özdemir und Katrin Göring-Eckardt. Deshalb bin ich zuversichtlich.“ Aus seiner Sicht ist eine große Koalition, wie sie in Berlin herrscht, immer schwierig zu händeln - und zwar für beide Parteien. Es gehe alles nur schleppend voran. „Es wäre schön, wenn Rot-Rot-Grün zustande käme. Man könnte die Kräfte fokussieren“, ist er überzeugt, ebenso, dass dann Politik schneller vorangetrieben werden kann.

Schade findet er, dass die AfD den Einzug in den Landtag geschafft hat und dass „viele der hetzerischen Meinungsmache gefolgt sind“. Doch immerhin sei die Partei weit unter ihrem erhofften Ansatz geblieben und somit von ihrer Welle heruntergekommen.