Kirchheim

Mit der Natur auf Tuchfühlung

Abenteuer Thomas Kik hat das Rallye-Fieber gepackt: Der Kirchheimer ist in 14 Tagen um die Ostsee gefahren. Seine Reise führte über gefrorene Seen in Schweden bis hin zum Nordkap. Von Melissa Seitz

Foto: Thomas Kik

Zugegeben, es sind nicht die besten Voraussetzungen, um 14 Tage lang durch karge Landschaften zu fahren: Temperaturen bis zu minus 30 Grad, ein Auto, das schon über 15 Jahre auf dem Buckel hat, ein paar Schneeketten und Straßen, die ins Nirgendwo führen. Dr. Thomas Kik hat es trotzdem gewagt. Der Kirchheimer hat an dem „Baltic Sea Circle“ teilgenommen, einer Rallye, die rund um die Ostsee führt.

Foto: Thomas Kik

Der Kirchheimer Zahnarzt liebt das Autofahren, schon 2011 hat er an einer Allgäu-Orient-Tour teilgenommen. Das Rallye-Fieber hat ihn gepackt: „Ich bin zufällig auf die Wintertour des Superlative Adventure Clubs aufmerksam geworden“, erzählt der Kirchheimer. Für ihn war klar: „Da muss ich mitmachen, das ist das perfekte Pendant zur Orient-Rallye.“ Schnell war das Anmeldeformular ausgefüllt und abgeschickt.

 

Foto: Thomas Kik

Zwei Dinge mussten für die Rallye aber noch her: ein Auto und ein Spendenkonto. Das passende Gefährt hatte Thomas Kik schnell gefunden. Doch von einem modernem SUV mit allerlei technischem Schnickschnack war das Auto des Kirchheimers weit entfernt. Doch mit Absicht: „Die Fahrzeuge, die bei der Rallye an den Start gehen, müssen älter als 15 Jahre alt sein“, erklärt Thomas Kik. Auch ein Spendenkonto durfte nicht fehlen. Schließlich handelt es sich bei dem „Baltic Sea Circle“ um eine Charity-Rallye. „Die Hälfte der Spenden geht an den Superlative Adventure Club, und über die andere Hälfte können die Teilnehmer entscheiden“, erzählt der Kirchheimer. Wohin seine Spendengelder gehen sollen, weiß er schon ganz genau: „Die 1 100 Euro sollen einem regionalen Projekt zugute kommen, nämlich einem Kinderhospiz.“

Ende Februar ging das Rallye-Abenteuer dann los. 47 Autos standen an der Startlinie in Hamburg, unter ihnen Thomas Kik und sein Kopilot. Immer mehrere Autos fuhren gemeinsam. „Falls etwas passiert, ist immer jemand da und kann helfen“, erzählt er. Von Hamburg ging es im Team mit zwei weiteren Fahrzeugen über Dänemark nach Schweden.

Foto: Thomas Kik

Dort wartete die erste Prüfung auf Thomas Kik: ein zugefrorener See. Auf einer 30 bis 40 Zentimeter dicken Eisschicht bahnte er sich mit dem Auto den Weg über den See, ganz vorsichtig natürlich. Angst? Fehlanzeige. „Mir war bewusst, was bei einer Winterrallye im Norden auf mich zukommt.“ Frei geräumte Straßen sucht man in diesem Gebiet und zu dieser Jahreszeit vergeblich. Risiken gehören dazu - und die eisige Kälte. Temperaturen bis zu minus 30 Grad waren keine Seltenheit. „Es gibt kein falsches Wetter, nur falsche Kleidung.“ Von Schweden machte sich der leidenschaftliche Rallye-Fahrer mit seinem Team auf zu den norwegischen Lofoten und dann in Richtung Nordkap. „Ich habe gehofft, dass ich die Polarlichter sehe“, sagt der Kirchheimer. Aber: „Man konnte die Lichter nur erahnen, richtig intensiv hat man sie nicht gesehen.“ Das Nordkap war der Wendepunkt, von hier aus ging es wieder in Richtung Deutschland.

Grafik: Thilo Nast

In Šiauliai in Litauen traute Thomas Kik seinen Augen nicht. „Wir sind an einem Hügel vorbeigefahren, auf dem viele Kreuze standen. Es hingen sogar Kreuze über den Kreuzen“, berichtet er. „Mein erster Gedanke war: Das ist ziemlich makaber.“ Doch der sogenannte „Berg der Kreuze“ entpuppte sich als ein bekannter Wallfahrtsort in Litauen. Jedes Kreuz auf diesem Hügel steht für einen Wunsch. Sein Highlight: Sankt Petersburg. „Die Gastfreundschaft war unglaublich“, erzählt der 58-Jährige. „Als wir in einer Kneipe etwas trinken waren, durften wir nicht zahlen. Wir wurden eingeladen.“ Auch wenn er an das russische Essen zurückdenkt, kann er nur schwärmen. „Die russische Suppe ‚Borschtsch‘ ist richtig lecker.“ Nach 14 Tagen im kalten Norden hieß es wieder „Hallo Deutschland“. Sein Fazit: „Eine Winter-Rallye würde ich immer wieder machen.“ Und was passiert jetzt mit dem Auto? „Das möchte ich ein bisschen behalten“, gibt Thomas Kik zu. Schließlich hat er mit dem Mercedes einiges erlebt. „Dann gebe ich es vielleicht an andere Fahrer weiter“, sagt er.

Info Weitere Details über die Rallyes des „Superlative Adventure Clubs“ gibt es im Internet auf der Homepage www.superlative-adventure.com.